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Kommentar
Da war doch noch was?
Kostbare Worte
Von Harald Schauff

Reden ist Silber, Schweigen ist Gold, meint ein bekanntes Sprichwort. Einige redegewandte Zeitgenossen schaffen es allerdings, sich ihr silbernes Mundwerk vergolden zu lassen. Voraussetzung: Sie haben Ansehen durch Anhören gewonnen, weil sie sich zuvor in Amt und Würden schwadronierten. Später sind sie als Ex-Polit-Promis seitens der Wirtschaftselite gefragte Laber-Künstler. Auf einmal ist jede ihrer gedroschenen Hülsen bares Geld wert.

Zu den fürstlich entlohnten Edel-Schwadroneuren zählt auch das Spitzen-Polit-Promi-Ehepaar Clinton. Hillary und ihr Billy-Boy phrasierten bei mehreren Ansprachen vor erlesenem Publikum der Wirtschaftseliten seit 2001 sage und schreibe 150 Millionen Dollar zusammen, wie aus dem SPIEGEL (25/2016) zu erfahren.

Zu ihren Hauptkunden gehörte die zur Zeit arg gebeutelte Deutsche Bank. Deren Vorstände und Aktionäre lauschten am 7.Oktober 2014 in New York im kleinen, erlauchten Kreise den wohl gewählten Worten der Ex-Außenministerin Hillary Clinton. Honorar des Vortrages: 260.000 Dollar. Zwei Monate früher hatte der wortwerte Gatte Bill das Golfturnier Deutsche Bank Championship eröffnet. Für 270.000 Dollar.

Seit 2005 kassierte das US-Spitzenpolitpaar insgesamt 1,25 Millionen Dollar vom führenden deutschen Geldhaus für Rededienste zur Beschallung von Vorständen, Managern und reichen Privatkunden. Schon lange sind die Deutschbanker um einen guten Draht zu den Clintons bemüht. Dieser könnte als Rettungsleine aus dem augenblicklichen Schlamassel herhalten. Immerhin drohen Geldbußen in Milliardenhöhe. Gezogen wurde der Draht bereits in den 90ern, als die damaligen Deutsche Bank-Vorstände Rolf Breuer und Hilmar Kopper beschlossen, ihr Geldinstitut in die Championsleague der US-Investmentbanken zu hieven. Bill Clinton half seinerzeit kräftig mit: Unter seiner Präsidentschaft wurde Ende der 90er das

Trennbankengesetz abgeschafft. Fortan durften Großbanken spekulative Handelsgeschäfte betreiben. Zudem fachten er und sein Nachfolger George W. Bush den Boom auf dem amerikanischen Immobilienmarkt an, welcher auch der Deutschen Bank exorbitante Gewinne einbrachte.

Zum Dank wurde Billy-Boy von den Deutsch-Bankern nach seiner Amtszeit zweimal als Redner geladen und jeweils mit 150.000 Dollar Schwafel-Gage bedacht. Im wahrsten Sinne des Wortes also nicht umsonst war er 2010 voll der honoriert honorigen Worte über seinen ‘Freund Joe’, den damaligen Vorstandsvorsitzenden Josef Ackermann. Danach durften die Clintons vier weitere Male ihre dollargewichtigen Phrasen auf Veranstaltungen der Deutschen Bank zum Vortrage bringen.

Das Beste daran: So üppig die Bezahlungen für solche Auftritte ausfallen, die Banken sparen noch dabei. Sie erhalten direkten Zugang zu Spitzenpolitikern und brauchen dafür keine Lobby-Agentur zu beauftragen, was weitaus teurer käme. Die paar hunderttausend Dollar für das repräsentative Präsidentengehabe sind wahrhaft Peanuts. Eine klassische Win-Win- Situation: Die einen vergolden ihre Worte, die anderen später ihr Betriebsergebnis bzw. reduzieren zumindest die roten Zahlen.

Zwischenzeitlich musste sich der arme Bill mit Silber begnügen, weil seine Amtszeit schon länger zurücklag. Ab 2008 schürfte er wieder Goldklumpen aus seinem Redestrom, da wurde seine bessere Hälfte Außenministerin. 2014, als sich Hillarys Präsidentschaftskandidatur abzeichnete, verwandelte sich der Wortfluss beider in eine wahre Goldader: Insgesamt 25 Millionen Dollar schwafelten sie allein in diesem Jahr zusammen.

Vor versammeltem Geldadel macht Maulheldentum Multi-Millionäre. Der Stift, welcher dem durchdachten Wort den Weg bahnt, vermag schwerlich, vergleichbare Geldquellen anzustechen.


Harald Schauff ist Redakteur der Kölner Obdachlosen- und Straßenzeitung "Querkopf". Sein Artikel ist im "Querkopf", Ausgabe November 2016, erschienen.

Online-Flyer Nr. 587  vom 09.11.2016



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