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Globales
Sputnik-Interview mit Wolfgang Bittner
Wie Washington Brüssel gegen Moskau aufhetzt
Von Nikolaj Jolkin

Die aktuell viel diskutierte Forderung nach neuen Sanktionen gegen Russland ist für den Schriftsteller und Juristen Dr. Wolfgang Bittner ein Verbrechen und gezielte Agitation zu Lasten der deutschen Bevölkerung. „Man fasst sich an den Kopf! Kein Wort über die Ursachen des Syrien-Krieges und der Ukraine-Krise. Das kann man nicht als Ignoranz abtun“, kritisiert der Rechtsexperte. Bittners Buch „Die Eroberung Europas durch die USA“ jetzt auch in Russisch erschienen. Er hat es in Moskau, Sankt Petersburg, Nishnij Nowgorod und Saratow an der Wolga präsentiert. Während seiner zweiwöchigen Reise habe er, erzählt er, gespürt, dass das Interesse an Deutschland in Russland sehr groß ist und die Einstellung zu seinem Land trotz der erneuten Aggressionspolitik des Westens außerordentlich positiv.



Worüber deutsche Medien nicht berichten

Indem es die Terroreinheiten in Aleppo bombardiert, führe Russland jetzt angeblich mit „barbarischen Luftschlägen“ einen inhumanen Krieg in Syrien, gibt Bittner typische Darstellungen deutscher Mainstream-Medien wieder. „Aber dort benutzen etwa 9.000 Kämpfer, also Terroristen oder Terrormilizen, bis zu 250.000 Zivilisten als menschliche Schutzschilde. Und diese Kämpfer werden offensichtlich mit Waffen, Munition und Lebensmitteln versorgt. Darüber wird nicht berichtet.“

Es gebe keine Empörung über die Terroristen, sondern nur über Russland und die Assad-Regierung. Bittner nennt das Hetze: „Da wird in den deutschen Medien von Barbarei und Kriegsverbrechen schwadroniert, während über die Bombardierungen der USA und Saudi-Arabiens nichts Kritisches gesagt wird.“ Diskussionen zu diesem Thema glichen immer mehr einer Art Schattenboxen: „Alle reden um den heißen Brei herum, keiner nennt die USA, Saudi-Arabien oder Katar als Verursacher der humanitären Katastrophe. Davor haben alle Angst,. Selbst vernünftige Leute, die ich lange kenne, lavieren und nennen nicht die wirklichen Verursacher.“

Sanktionen – Armutszeugnis für die deutsche Politik

Die EU-Staaten wurden von den USA zu Wirtschaftssanktionen gegen Russland genötigt, obwohl die EU selbst unter ihnen leide, so Bittner. Er verweist auf frühere Ausführungen des US-Vizepräsidenten Joe Biden, wonach Russland ruiniert werden soll.

Während seiner Russland-Reise hat der Schriftsteller mit dem leitenden Angestellten einer deutschen Technik-Firma gesprochen, der sehr aufgebracht gewesen sei. Die Sanktionen seien eine Schande, habe sich der Unternehmer beklagt, ein Armutszeugnis für die deutsche Politik und vollkommen unsinnig. „Da wurden über Jahre hinweg aufgebaute Handelsbeziehungen gekappt. Das Vertrauen in die deutschen Partner ist verloren gegangen“, erzählt der Jurist weiter. „Die USA wollen die Zusammenarbeit deutscher Firmen mit Russland ganz offensichtlich unterbinden“, meint Bittner.

Militärische Auseinandersetzung möglich

Die sich immer mehr zuspitzende Konfrontation mit Russland sei außerordentlich gefährlich, warnt Bittner weiter: „Es könnte tatsächlich zu einer größeren militärischen Auseinandersetzung kommen, zum Beispiel wenn sich der Krieg in der Ukraine, wo schon jetzt eine Zündschnur brennt, ausweitet. Hardliner und Kriegshetzer in Nato und im US-Kongress scheinen offensichtlich darauf hinzuarbeiten.“

Das Ganze habe im Februar 2014 in Kiew mit einem lange durch die CIA vorbereiteten Putsch begonnen, erinnert Bittner, „sodass der damalige Ministerpräsident Jazenjuk von den USA eingesetzt werden konnte. Sie sprachen damals sehr familiär von Jatz und von Klitsch – Jazenjuk und Klitschko.“

Bittner ist überzeugt: „Wenn sich die Krim nicht von der Kiewer Ukraine getrennt hätte, dann würde es heute dort so aussehen, wie in den zerschossenen Städten und Dörfern der Ost-Ukraine, und es gäbe auch dort über eine Million Flüchtlinge.“

US-Druck und seine Folgen

Das Bedrängnis durch die USA und die Nato sei in Russland durchaus präsent, so Bittner: „Viele Menschen leiden unter der Teuerung durch die Sanktionen und der Isolationspolitik des Westens. Ein großer Teil der Bevölkerung weiß aber nicht, warum das so ist und dass es offensichtlich das Ziel der von den USA betriebenen Konfrontationspolitik ist. Man murrt, beklagt die gestiegenen Lebenshaltungskosten, schimpft auf dieses und jenes, ohne die wirklichen Ursachen und Hintergründe zu erkennen (…) Vielleicht ist ihnen noch nicht klar, was sich vor ihrer Haustür in der Ukraine abgespielt hat, dass dort ein Land auf kaltem Wege von den USA übernommen worden ist.“


Audio-Mitschnitt des Sputnik-Interviews mit Wolfgang Bittner:



Erstveröffentlichung am 23. Oktober 2016 bei Sputnik

Online-Flyer Nr. 585  vom 26.10.2016

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