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Kommentar
Was haben Polizistenmorde in Baton Rouge, ein LKW-Massenmörder in Nizza und ein Putschversuch in der Türkei miteinander zu tun?
Wer den Weltkrieg nicht erkennt, kann auch die Kämpfe an der Front nicht einordnen
Von Yavuz Özoguz

Der reichste Mann der Welt, Warren Buffett, hat bereits vor einem Jahrzehnt 99,99% der Weltbevölkerung den Krieg erklärt. Sein markanter Satz dazu lautete: „Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen“. Das stand nicht etwa in irgendeinem skurrilen Verschwörungsblatt, sondern am 26.11.2006 in dem wichtigsten Organ der kapitalistischen Weltherrschaft, der New York Times. Seit nunmehr über einem Jahrzehnt wird dieser Weltkrieg geführt von einer Handvoll nimmersatter Wahnsinniger gegen den Rest der Welt. Doch ein Aspekt dieses Weltkrieges besteht darin, dass 99,9 % der Weltbevölkerung durch die mediale Macht jener Handvoll tyrannischen Imperialisten derart in die Irre geführt werden, dass die Entwirrung schwer scheint. Zudem wird die Verwirrung gepaart mit einer Art Dauerangstzustand. Angst aber war noch nie ein guter Ratgeber und schon gar kein guter Analytiker.


Bild: arbeiterfotografie.com

In Nizza wurde ausgelassen gefeiert. Mitten in jene Feier führt ein wahnsinniger, fanatisierter, radikalisierter Massenmörder mit seinem LKW und ermordet rund 100 Menschen und verletzt 1000. Der Mord ist so perfide, dass ab sofort jeder Bürger in einer Menschenansammlung Angst haben muss vor jedem sich nahenden LKW. Fazit: Geht nicht zu Versammlungen und Demonstrationen. Der Mörder war – wie sollte es anders sein – ein „Islamist“. Im Getümmel der Angst gehen die Nachrichten unter, dass jener „Islamist“ noch vor wenigen Wochen ein Playboy, Säufer und Discogänger war, von dem sein Vater sagt, dass er weder gebetet noch gefastet hat. Angesichts der Tatsache, dass der Monat Ramadan gerade erst hinter uns liegt, eine erstaunliche Auskunft! Übertüncht wird jene Nachricht dadurch, dass er halt in wenigen Wochen „radikalisiert“ worden ist. Aber wie? Wer sind die Hintermänner? Wer sind die Führungsoffiziere, die jenen psychisch kranken Mann so „radikalisiert“ haben? Und warum fällt niemanden auf, dass jenes Muster nunmehr seit 15 Jahren unaufhörlich immer wieder auftritt. Bereits die angeblich in die WTC-Türme geflogenen „Islamisten“ sind vorher vor allem dadurch aufgefallen, dass sie alles andere als islamisch gelebt haben. Der angeblich „islamistische“ Massenmörder in Orlando war nicht nur ein Säufer sondern auch noch regelmäßiger Besucher einer Schwulenbar. Die Mörder bei Charlie Hebdo waren polizeibekannte Kleinkriminelle, und im Angebot dieser skurrilen „fanatisierten Islamisten“ gibt es zudem Drogensüchtige, Busengrabscher, Bordellbesucher, Schwarzfahrer, Diebe und vieles andere mehr.

Von allen diesen Aspekten bleibt nichts im Gedächtnis haften. Nur eines soll haften bleiben: Angst, Angst zu denken, Angst zu reisen und andere Kulturen kennen lernen (bleibt in Euren Hotels), Angst zu protestieren! Und wer Angst hat, soll weder demonstrieren noch sich auflehnen gegen Unrecht durch den Staat. Er soll den Staat vor den „Islamisten“ schützen. Warum gibt es eigentlich ausgerechnet dort, wo zurzeit in Europa die allermeisten Bürgerproteste gegen die Umverteilung von unten nach oben bestehen, wo die meisten Streiks erfolgen und wo das Volk sich gegen die eigenen Kapitalisten aufbäumt, die meisten Anschläge von „Islamisten“? Der Begriffswirrwarr bezüglich Islamist, Terrorist, Extremist, Dschihadist und anderen Begriffen wird dabei so auf die Spitze getrieben, dass das Ergebnis nur noch Angst ist. Warum wird keine Angst geschürt vor Reisen in die USA, wo die Wahrscheinlichkeit von einem wild gewordenen Waffenbesitzer ermordet zu werden viel größer ist als in den meisten Ländern dieser Welt?

Angst, Angst, Angst

Szenenwechsel Türkei. Dort wurde ein Putschversuch von Teilen der Armee durch das Volk niedergeschlagen. Doch wer ist der Gewinner? Ist wirklich das türkische Volk der Gewinner, dass jetzt noch mehr Touristen Angst bekommen werden in die Türkei zu reisen? Ist wirklich das Volk der Gewinner, wenn in Zukunft eine noch größere Spaltung zwischen den Anhängern und den Gegnern der Regierung zu befürchten ist. Oder hat nicht eher ein Weltimperium gewonnen, das jetzt noch mehr Unruhe in die widerspenstige Region des Islam getragen hat. Das scheinbar geniale daran ist, dass es jenen Hintermänner in den Vorstandsetwagen der Wall Street völlig egal ist, wer solch einen Putsch gewinnt; Hauptsache es wird Unruhe und Angst erzeugt; Angst bei den Urlauber, Angst bei Nachbarn der Türkei, Angst bei Investoren, Angst bei Soldaten, Angst, Angst, Angst. Diejenigen, die heute so laut feiern, dass sie die Demokratie in der Türkei gerettet haben, kennen die eigentliche Front des Weltkrieges nicht. Der türkische Ministerpräsident beschuldigt den in Pennsylvania lebenden Sektenführer Gülen. Aber letztendlich sind das nur Marionetten oder Schachfiguren in einem großen Schachspiel der Superreichen gegen den Rest der Menschheit. Hat irgendjemand einmal die Frage gestellt, in welchem Moment der angebliche Putschversuch erfolgt ist? Der türkische Ministerpräsident Erdogan hatte sich gerade erst bei Putin entschuldigt für den Abschuss eines russischen Flugzeuges und die Angst russischer Touristen vermindert. Er hatte die Angst russischer Investoren abgebaut. Er war gerade dabei in Kooperation mit Russland und Iran seine Beziehungen zu Syrien zu überdenken. Er hätte sehr viel Angst abbauen können, indem er maßgeblich zur Befriedung Syriens beiträgt. Aber der Abbau von Angst ist das letzte, was die Superreichen gebrauchen können in ihrem Krieg gegen den Rest der Menschheit.

Selbst die Bürger in den USA dürfen niemals die Angst verlieren. Schwarze haben jetzt Angst vor der Polizei. Die Polizei selbst hat Angst vor jedem Einsatz, könnte doch ein Heckenschütze auf ihn warten. Schwarz gegen Weiß, ein Szenario, das nur einer klitzekleinen Gruppe von Menschen nützt, welche die Ausbeutung der gesamten Welt darauf gründet, dass die Menschheit nicht gegen sie aufsteht, aus Angst.

Ein weiteres allgemein verbreitetes Mittel der Irreführung besteht darin zu behaupten, dass überall in der Welt „rechte“ Kräfte im Vormarsch seien. Von Südamerika über Asien und Afrika bis hin nach Europa werden die „konservativen“ Werte wieder hoch gehalten, so der Eindruck, der erweckt werden soll. Aber ist das wirklich so? Werden wirklich überall in Europa die konservativen Werte Ehe und Familie wieder gestärkt, so dass Kinder, die in einer gesicherten Elternumgebung aufwachsen zu furchtlosen Menschen erzogen werden, die sich gegen jedes Unrecht wehren? Oder wird eigentlich genau das Gegenteil betrieben, indem die Arbeitnehmerrechte immer weiter mit Füßen getreten werden, so dass viele Eltern aus finanzieller Not heraus arbeiten müssen und gar keine Zeit dafür haben, die eigenen Kinder zu erziehen. Werden nicht überall die schamlosesten Dinge verbreitet. Und ist nicht selbst die härteste Pornographie, vor der die Jugend eigentlich geschützt werden sollte, inzwischen mit wenigen Klicks auf jedem Smartphone absolut frei zugänglich? Nein, kein einziger konservativer Wert soll geschützt werden! Es geht nur um einen einzigen Fanatismus, der verbreitet wird, nämlich den spalterischen Nationalismus! Nationalisten werden gegeneinander gejagt. Und wer die Völker in Nationen spalten kann, der kann sie viel besser beherrschen. Selbst angebliche „Linke“ werden dafür eingesetzt um die fanatischste Form des aktuellen Nationalismus, den radikalen Zionismus, zu unterstützen.

Weltkrieg einer Handvoll superreicher Tyrannen gegen den Rest der Menschheit

So lange bei der Beurteilung der Einzelgeschehnisse der große, dahinter stehende Weltkrieg übersehen wird, so lange werden die größten Verbrecher unserer Zeit den größten Raubzug der Geschichte ungestört fortsetzen können. So lange wir nach jedem Verbrechen immer nur Mitleid haben mit den Opfern und die Frontsoldaten medial lynchen, so lange werden die Offiziere und Generäle im Hintergrund ihr Unwesen weiter treiben. Heute trauern wir mit den USA, morgen mit Frankreich, der Türkei usw., und übermorgen? Währenddessen lassen jene Generäle im Windschatten unserer Trauer Jemen und Syrien bombardieren und die übelsten Tyrannen unserer Zeit mit modernsten Waffen ausrüsten als Vorbereitung für die nächsten Verbrechen.

Über das größte Verbrechen unserer Zeit an unschuldigen Menschen wird angesichts der Flut der Angstnachrichten gar nicht mehr berichtet. Nach wie vor sterben im Schnitt jeden Tag 30.000 unschuldige Menschen an Hunger in dieser Welt des Überflusses, in der allein in Deutschland so viele genießbare Lebensmittel entweder vernichtet oder an Haustiere verfüttert werden, dass halb Afrika davon leben könnte.

Wir leben in einer Zeit des Weltkrieges einer Handvoll superreicher Tyrannen gegen den Rest der Menschheit. Jene Tyrannen können ihre Macht nur so lange aufrechterhalten, so lange wir uns gegenseitig bekämpfen. Sie können nur so lange die Menschheit weiter ausbeuten, so lange wir uns nach jedem Angriff ihrer freiwilligen und unfreiwilligen Söldner auf die Söldner stürzen und nicht auf deren Befehlsgeber. Sie können nur so lange ihre Macht ausbauen, so lange wir die Dinge nur oberflächlich betrachten und oberflächlich reagieren. Deshalb sagte das Oberhaupt der islamische Befreiungstheologie Imam Chamene’i in seinem zweiten Brief an die Jugend im Westen: „Oberflächliche Vorkehrungen und Reaktionen … werden nichts anderes zur Folge haben, als dass durch verstärkte Blockbildungen zukünftige Krisen angebahnt werden.“

Lasst Euch nicht spalten!

Divide et impera (lateinisch für teile und herrsche) ist eine so alte Herrschaftsmethode, dass man sich nur wundern kann, wie wirksam sie noch immer ist. Die Antwort darauf kann nur heißen: Lasst Euch nicht spalten! Das ist nicht einfach angesichts der Tatsache, dass die Herrscher Milliarden und Abermilliarden dafür ausgeben, die Menschen zu spalten. Die Imperialisten scheuen keine Mühe dabei selbst scheinbar einige kleinere Gruppen in sich zu spalten. Allein 20 von Briten finanzierte Sattelitensender haben ausschließlich die Aufgabe, Schiiten zu spalten.

Einigkeit ist dennoch möglich, wenn der Mensch in sich Einigkeit findet. Jeder Mensch ist Träger des Geistes Gottes. Uns je mehr er versucht das „Ich“ und den Geiste Gottes im Einklang schlagen zu lassen, desto einiger wird er in sich und kann umso mehr Einigkeit mit allen anderen Trägern des Geistes Gottes anstreben. Diese Passage mag für Menschen, die mit dem Begriff „Gott“ wenige anfangen können, zunächst befremdlich wirken. Aber wer sich ernsthaft und aufrichtig für Gerechtigkeit einsetzt, setzt sich für einen der bedeutsamsten Attribute Gottes ein. Wer diesen Einsatz mit Nächstenliebe verbindet, der wirkt im Sinne der Liebe, für die er erschaffen worden ist.

Ein in sich Einiger lässt sich nicht spalten von den meisten Menschen. Er schlägt weder sich selbst noch andere blutig und unterdrückt weder sich selbst noch andere. Er setzt sich für Wahrheit und Wahrhaftigkeit ein. Sein wahrer Feind sind das Böse in seinem Herzen und deren Spiegelung in der Handvoll Imperialisten, welche die Welt zu beherrschen suchen. Er unterschätzt den Gegner nicht, weder in sich noch in der Welt. Aber er weiß, dass der Geist Gottes in ihm stärker ist als alle Superimperien der Welt, denn Licht kann jede Dunkelheit erhellen.


Erstveröffentlichung am 18.07.2016 bei Muslim-Markt

Online-Flyer Nr. 575  vom 17.08.2016



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