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Kommentar
Koschere Kampf-Drohnen für den Krieg in Mali
Von Israel lernen heißt siegen lernen
Von Ulrich Gellermann

Für eine üppige halbe Milliarde Euro leiht sich Frau von der Leyen jetzt Drohnen aus Israel. Das macht viel Sinn: Drohnen werden schon in Afghanistan eingesetzt. Unbewaffnet. Die neuen, vom Typ Heron TP, sind bewaffnet und wurden schon mal an den Palästinensern erprobt: Im letzten Gaza-Krieg meldete n-tv: „Israels Drohnen greifen nachts an“. Und doch hat man im Dunkeln die Toten zählen können. Nichts geht über praktische Ergebnisse im Waffen-Marketing: Unsere Drohnen haben schon Blut gesehen, die sind echt gut.

Eine Nebensächlichkeit wie das Grundgesetz, das Auslandseinsätze der Bundeswehr grundsätzlich verbietet – und dafür werden die Drohnen angeschafft – wird erst gar nicht mehr diskutiert. Trotzdem machen sich die GRÜNEN Sorgen. Deren Tobias Lindner fragt: „Was ist das Beste für die Truppe?“ Und stellt eine weitere scharfe Frage: "Ich möchte vom Bundesministerium für Verteidigung wissen: Ist die Entscheidung die getroffen wurde, tatsächlich die wirtschaftlichste?" Denn es gäbe wohl eine preiswertere Drohnen-Variante aus den USA. Welche Armee tötet besser? Quantitativ sicher die US-Armee. Aber die israelische mordet verdeckter, das ist natürlich für ein Ministerium, das sich mit dem Namen Verteidigung tarnt, eine angemessene Qualität.

Wahrscheinlich stammt die Entscheidung für die israelische Mordmaschine von der Beraterfirma McKinsey. Mit der hatte die Dame von der Leyen einen Vertrag über 208 Millionen abgeschlossen. McKinsey weiß wie man Märkte optimiert. Ob Lebensmittel oder Todesmittel, der Konzern bringt Schwung in die Performance. Auch deshalb hat die Kriegsministerin Frau Katrin Suder als Staatssekretärin eingestellt. Die war 14 Jahre lang bei McKinsey und ist dort zur ersten Direktorin in der Geschichte der Rationalisierungsfirma aufgestiegen. In ihrer knappen Freizeit hat sie auch schon mal an einer Bilderberg-Konferenz teilgenommen, ein Kreis in dem die Leben-Tod-Profit-Entscheidungen erwogen werden.

Die israelischen Drohnen sollen 2018 ausgeliefert und dann gleich in Israel stationiert werden. Von dort ist man näher an den diversen Einsatzzielen. Neben Mali ist natürlich ebenfalls Syrien denkbar. In Israel wird auch die praktische Ausbildung der deutschen Piloten stattfinden. Vielleicht deshalb hat der Staat jüngst eine ständige Vertretung im Brüsseler Nato-Hauptquartier bekommen. Die Türkei, lange Zeit Gegner einer Israel-de-facto-Mitgliedschaft in der NATO, hat nun doch zugestimmt. Man hat einen gemeinsamen Feind: Iran. Und eine gemeinsame Freundin: Angela Merkel.

Der Drohnen-Deal hat eine längere Geschichte: Schon Ende 2012 forderte der damalige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich, die Heron solle an den Küsten zu Zwecken der Seenotrettung, Kriminalitäts- und Einwanderungsbekämpfung eingesetzt werden. Diese CSU-Leute sprechen doch ein wunderbar klares Deutsch: EINWANDERUNGSBEKÄMPFUNG! Doch es geht noch klarer: „Kampfdrohnen stellten eine "Erweiterung im Fähigkeitsspektrum" dar, so der Bundeswehr-Sprecher. Ethische Bedenken teile er nicht. Schließlich würden auch im Falle von Drohnen "alle wesentlichen Entscheidungen von Menschen getroffen". Daher seien Drohnen und Flugzeuge "ethisch neutral". Nichts ist ethisch neutraler als der Krieg. So denkt man dort.

Am Samstag, 11.06.2016, treffen sich jede Menge Leute in Ramstein an der US-Airbase, um gegen die von dort aus gesteuerten Drohnen-Morde zu protestieren. Die deutsche Drohnen-Ausleihe von Israel ließe sich thematisch mühelos der Aktion angliedern. Allerdings muss man mit dem Protest von Frau Ditfurth und ihrer Anti-Deutschen-Combo rechnen. Die würden die Ablehnung der koscheren Drohnen von der „Israel Aerospace Industries“ sicher als antisemitisch brandmarken.

Wer sich trotzdem traut, kann sich auf dieser Website schlau machen: www.ramstein-kampagne.eu


Erstveröffentlichung am 06. Juni 2016 bei rationalgalerie.de – Eine Plattform für Nachdenker und Vorläufer

Top-Foto:
Ulrich Gellermann (aus Video-Interview: deutsch.rt.com)


Online-Flyer Nr. 565  vom 08.06.2016



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