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Kommentar
Bald Ehe von Verfassungsschutz und TAGESSCHAU
Die Verlobung von Dr. Giffke und Dr. Maaßen
Von Ulrich Gellermann

Irgendwo über dem schwarzen Meer: Ein rhythmisches „Jallah! Jallah! Jallah!“ erklingt über den Wolken. Es sind die gestählten Männer der Pasdaran, der iranischen Revolutionsgarden, die mit diesen Rufen ihre Rakete antreiben. Denn der Treibstoff iranischer Raketen reicht nie und nimmer, um Ziele in Rumänien zu treffen. Weder die Shahab 3 (Reichweite 1.300 Kilometer) noch die Ghadr-110 (Reichweite 1.800 Kilometer) können die Strecke von Teheran nach Bukarest (2.349 Kilometer) überwinden. Aber dort sollen sie, glaubt man den NATO-Nachrichten einen Raketenabwehrschild erreichen, der angeblich extra ihretwegen aufgestellt wird. So jedenfalls referiert es die TAGESSCHAU, das deutsche Zentralorgan für NATO-Märchen. Und damit die Nachricht einen Hauch von Wahrheit atmet, müssen jetzt die Jungs von den Pasdaran ran: „Jallah! Jallah! Jallah!“

Zwar meldet die TAGESSCHAU auch Zweifel am Sinn des Raketenschirms an, zitiert aber doch noch mal schnell: „Warschau, Bukarest, Berlin, Rom - dem Erdboden gleich gemacht in einem nuklearen Feuersturm, ausgelöst von iranischen Atomraketen. Es waren dererlei Horrorszenarien, die die NATO 2010 bewogen, sich die US-Pläne für eine Raketenabwehr in Mitteleuropa zueigen zu machen.“ Statt sich einfach mal die iranischen Raketen anzuschauen und nachzumessen und dann einen sauberen Bericht über „Die Lügen der NATO“ zu senden, wird noch nachgeschoben: „Im Baltikum wächst die Sorge über eine russische Intervention“, denn „In den USA und in Europa wächst die Besorgnis über eine aggressive russische Militärpräsenz im baltischen Raum.“ Na klar: Hier liegt der Hase, Pardon, der Russe im Pfeffer. Die Gniffke-TAGESSCHAU-Truppe beliebt, die gefährlichen Spannungen zwischen der NATO und Russland noch anzuheizen. Denn jeder weiß, dass es nicht um iranische Raketen geht. Der Schirm soll die Verteidigungsfähigkeit Russlands schwächen.

Den Konjunktiv so lange aufblasen, bis aus einem Nichts ein Vielleicht wird

Weil aber der deutsche TV-Gucker nicht mehr ganz so blöde ist wie vor 1990, müssen Dr. Gniffkes Nachrichten-Garden noch was nachschieben: „Angriffsziel Deutschland“ dröhnt wenig später die nächste Schlagzeile in das deutsche Wohnzimmer. Denn der Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen hat genau in der Zeit des Nato-Raketenschilds etwas Schreckliches entdeckt, er „warnt vor massiven Cyberangriffen russischer Geheimdienste auf deutsche Ziele. Es gehe nicht mehr nur um Spionage, sondern auch um Sabotage.“ Zittere Deutschland. Vor dem unheimlichen Computerwurm Sofacy/APT 28. „Der Cyberraum ist ein Ort hybrider Kriegführung" erfährt der geschockte Zuschauer. Und: „Gestern war bekannt geworden, dass die CDU-Zentrale von Kanzlerin Angela Merkel Ziel eines vermutlich aus Russland gesteuerten Hacker-Angriffs geworden ist. Hinter der Attacke werden russische Hacker mit staatlichem Hintergrund vermutet.“ Werden vermutet: Hans-Georg Maaßen und sein treuer Dr. Gniffke von ARD-aktuell blasen den Konjunktiv so lange auf, bis aus einem Nichts ein Vielleicht mit der Aussicht auf ein Könnte-Sein wird.

Dr. Gniffke, der Herr über „ARD-aktuell“ verfügt allein bei der TAGESSCHAU über 5 Millionen täglicher Zuschauerquote. Da kommen dann nochmal bei den TAGESTHEMEN 2,5 Millionen hinzu und auch das ARD-Nachtmagazin und die tagesschau24 sammelt täglich Quote um Quote. Mit dem Geld der Gebührenzahler setzt Das Erste die Themen auch für andere Medien. Zumindest gibt es die Linie an: Dem ersten deutschen Fernsehen wird nicht widersprochen!

Wen haben wir denn da als „Quelle“ für die Gniffke-Truppe: Den Hans-Georg Über-alle-Maaßen-Lügner. Das war doch der, in einem Interview jede Verantwortung seines Amtes für den NSU-Skandal zurückgewiesen hat und auch noch kaltschnäuzig bestritt, dass das Bundesamt V-Leute im NSU-Umfeld gehabt habe. Gerade erst ist das Maaßen-Amt wieder erwischt worden: Ein Handy des V-Mannes "Corelli" ist aufgetaucht. Es lag offenbar jahrelang „unentdeckt“ beim Verfassungsschutz. Corelli, das war der Mann vom Amt, der über 18 Jahre als „HJ-Tommy“ dem Inlandsgeheimdienst als angebliche Quelle, in Wahrheit aber als Inspirator des rechten Terrors, gedient hat. Der nachweislich Kontakt zum NSU hatte. Und der schön pünktlich im Alter von 39 Jahren starb, bevor er über seinen Auftraggeber so richtig auspacken konnte. Diesen Auftraggeber, dieses Bundesamt für Verfassungsschutz und dessen verlogenen Präsidenten nimmt die ARD und deren Schmuckstück die TAGESSCHAU als Nachrichtengeber für die diese Zeile: „Russland steckt wohl hinter Attacke auf Bundestagsnetz“.

Unter dem Aspekt des westlichen Rohstoffhungers zu sehen

Eines Tages, wenn die Gniffkes mal den Nachrichten-Löffel abgegeben haben, wäre diese TAGESSCHAU-Einblendung denkbar: „Weil Russland für etwa 4 Billionen Euro Erdgasvorkommen besitzt und auch noch 87 Milliarden Barrel Erdölreserven, die weitere 6,4 Billionen Euro wert sind, zudem über jede Menge Nickel und Aluminium verfügt und auf bedeutende Fundstellen der Bodenschätze Kupfer, Platin, Gold, Diamanten, Vanadium und Titandioxid sitzt, haben die USA und die NATO ein besonderes Interesse an diesem Land: Das ist uns doch was wert, sagt die westliche Wertegemeinschaft, da haben wir schon wegen kleinerer Beträge einen Krieg vom Zaun gebrochen. Zudem entzieht sich das Land als einziges im europäischen Raum bisher den Dienstanweisungen aus Brüssel oder Washington. Deshalb sollten alle Informationen über Russland immer unter dem Aspekt des westlichen Rohstoffhungers gesehen werden.“

Bis dahin aber sollte die TAGESSCHAU mit dieser Meldung vorlieb nehmen: Dr. Kai Gniffke und Dr. Hans-Georg Maaßen geben ihre Verlobung bekannt. Geschenke können in Berlin am Pariser Platz 2 im Botschafts-Gebäude der Vereinigten Staaten von Amerika abgegeben werden.


Erstveröffentlichung am 16. Mai 2016 bei rationalgalerie.de – Eine Plattform für Nachdenker und Vorläufer

Top-Foto:
Ulrich Gellermann (aus Video-Interview: deutsch.rt.com)


Online-Flyer Nr. 562  vom 18.05.2016

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