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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Kommentar
Betrachtung zur Befreiung vom Faschismus
Die neuen Vergewaltiger
Von Harry Popow

Noch ist es nicht mehr weit, bis zu jenem Tag am 8. Mai 2016, da jeder anständige Mensch sich der Befreiung vom Faschismus durch die Rote Armee und der Anti-Hitler-Koalition dankbar erinnert. Ich war dabei, als sich Massen von Menschen zum 70. Jahrestag im Jahre 2015 am Treptower Ehrenmal versammelten. Das war eine überwältigende Demonstration: Nie wieder Krieg, nie wieder Faschismus.


Foto: Harry Popow

Aus dem Nachlass meiner russischen Mutter, die in der Krypta dieses großartigen Denkmals abgebildet ist, stellte ich nicht nur ihre Tagebuchaufzeichnungen sicher, sondern „rettete“ auch das Deckblatt der offiziellen Einladungskarte zur Eröffnung des Ehrenmals am 8. Mai 1949. (Siehe Grafik)



Mit Befremden nimmt jeder Vernunftbegabte zu solchen Ehrentagen der Erinnerung und Mahnung auch Hassgesänge wahr, die lediglich dazu dienen, diese Befreiungstat zu verunglimpfen. So bezeichnete ein anonymer BBC-Reporter 2015 das Denkmal in Berlin als “Grab des unbekannten Gewalttäters”, so die “Rossijskaja Gaseta” (…) In einem Artikel des britischen Senders über das sowjetische Ehrenmal im Treptower Park in Berlin wurden die Gefallenen des Zweiten Weltkriegs beleidigt. Der Verfasser scheine nicht zu wissen, so die Gaseta, dass unter dem Denkmal 7.000 der 80.000 sowjetischen Soldaten begraben liegen, die in der Schlacht um Berlin gefallen sind. Damit wird nicht nur Geschichtsfälschung betrieben, es soll die Rolle der Sowjetunion im Zweiten Weltkrieg minimiert werden. (de.sputniknews.com)

Daran muss ich denken, auch daran, dass von offizieller Seite immer wieder vom "Ende des Zweiten Weltkrieges" gequatscht wird. Schändungen und Geschichtsfälschungen, Reduzierungen der Befreiungsgroßtat auf Fälle von Vergewaltigungen – das sind keine Versehen von ignoranten Kläffern, das sind gezielte Aufrufe zu neuen Kriegstaten, zur Löschung der Ergebnisse des Zweiten Weltkrieges. Will die Kapital-Elite mit ihren weitgehend hörigen Medien einen neuen Anlauf starten in Tot und Verderben?

Vergewaltiger der neuen Art, das sind die, die – zunächst mental im so genannten Informationskrieg – zu einem Dritten Weltkrieg hetzen. „Solche Handlungen sind nicht nur unmoralisch, sondern auch äußerst gefährlich. Sie regen die Welt zu neuen Konflikten, Grausamkeiten und Gewalt an“, heißt es in einer Botschaft Putins.

Keiner sage, das sei Schnee von gestern. Kürzlich schlug ich einem Verlag ein Manuskript vor. Es geht dabei um die Erinnerungen einer russischen Frau und Mutter an ihre Moskauer Zeit und auch an ihre Erlebnisse im Nazideutschland und nach 1945 in der DDR als Dolmetscherin.

Die Antwort des Verlages: Für eine Veröffentlichung müssten sich die Tagebuchaufzeichnungen zu großen Teilen mit der jeweils aktuellen Politik der Sowjetunion bzw. der DDR auseinandersetzen. Das tun sie aber nicht. Deshalb sehe man von einer Veröffentlichung ab.

So ist das also – du sollst die eigenen Ideale und die in den Aufbau einer Alternative zum kapitalistischen Deutschland gesteckte Energie, deine Hingabe für ein "nie wieder Krieg vom deutschen Boden aus" in den Dreck treten und genau das Gegenteil denken und tun – im Interesse der alten Kapitalherrschaft! Spurenverfälscher rüsten sich so für die Abwehr jeglicher Veränderungen hin zu einer humaneren Welt, mehr noch, sie entpuppen sich immer offener als die eigentlichen Vergewaltiger des Denkens und Handelns des angeblich "gläubigen" Volkes.

Ein Verlag nur? Möge er keineswegs für alle stehen...

Online-Flyer Nr. 554  vom 23.03.2016

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