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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Kultur und Wissen
Vor hundert Jahren wurde in Zürich die «Dada» Künstlerbewegung gegründet
Gestern «Dada», heute «Gaga»
Von Heinrich Frei

Die Künstler der «Dada»-Bewegung waren gegen den Krieg, sie verulkten die ganze absurde bürgerliche, auf Gehorsam ausgerichtete Kultur, die den Ersten Weltkrieg möglich machte. Im Ersten Weltkrieg standen 70 Millionen Soldaten unter den Waffen. Sie kämpften hüben wie drüben für Gott und Vaterland. 17 Millionen Menschen krepierten zwischen 1914 und 1918. Und: Die Herren der Rüstungsindustrie belieferten damals wie heute meist beide Kriegsparteien mit Waffen. Vor hundert Jahren, 1916, wurde in Zürich die «Dada» Künstlerbewegung gegründet. Treffpunkt war das Lokal Voltaire in Zürich. «Im Wesentlichen war „Dada“ eine Revolte gegen die Kunst von Seiten der Künstler selbst, die die Gesellschaft ihrer Zeit und deren Wertesystem ablehnten…» laut Wikipedia. (1) Am Samstag, 5. Februar 1916, wurde die Künstler Kneipe Voltaire, im Saale der Meierei, an der Spiegelgasse 1 in der Altstadt Zürichs eröffnet. An der Spiegelgasse 14 wohnte damals auch der russische Revolutionär Wladimir Lenin mit seiner Frau Nadezhda Krupskaya.

«Dada» Geburtstag in Zürich: Mit Kritik am Kriegsgewinnlertum?

Hoffentlich wird das Kriegsgewinnlertum, an dem auch die Schweiz beteiligt ist, nach den Feierlichkeiten zu dem 100-jährigen Geburtstag von «Dada» in Zürich auch noch thematisiert. - Bis jetzt hörte ich hier nichts davon. - Bei «Dada»-Veranstaltungen in Zürich hätte daran erinnert werden können, dass die Schweizer Nationalbank, die helvetischen Banken und Pensionskassen sich heute an Unternehmen beteiligen, die Kriegsmaterial produzieren und sogar in Konzerne investieren, die an der Herstellung von Atombomben, Streubomben und Anti-Personenminen beteiligt sind. (2) Dabei handelt es sich nach der schweizerischen Gesetzgebung eigentlich bei «Atombomben, Streubomben und Anti-Personenminen» um «Verbotenes Kriegsmaterial». (3)


Die Nationalbank, Banken und Pensionskassen der Schweiz, auch die Grossbanken Credit Suisse und die UBS, sind heute an Unternehmen beteiligt, die Kriegsmaterial produzieren und investieren, sogar in Konzerne, die an der Herstellung von Atombomben beteiligt sind. (Credit Suisse in Zürich-Oerlikon, Foto Heinrich Frei)

Neutrale Schweiz liefert Nato Staaten, die Kriege führen, Waffen

Wir Schweizer lassen es zu, dass unser Land ständig Kriegsmaterial an NATO-Staaten liefert, die nach den noch immer nicht aufgeklärten Terrorakten vom 11. September 2001, vor 15 Jahren, (4)(5) Afghanistan, den Irak, Libyen und jetzt Syrien (mit den Russen) zusammenbomben. Millionen Menschen flüchteten und flüchten vor diesen Kriegen, die meisten in Nachbarländer, nicht in den Norden, woher die Bomben, Granaten und Raketen kommen, mit denen ihre Heimat verwüstet wird.

Eigentlich wären schweizerische Kriegsmaterialexporte an NATO-Staaten, die Kriege führen, klar verboten. Die Kriegsmaterialverordnung besagt ganz klar: Kriegsmaterialexporte an Staaten, die Kriege führen, sind verboten, wenn das «Bestimmungsland in einen internen oder internationalen bewaffneten Konflikt verwickelt ist.» (3)

Geld für «Cabaret Voltaire», Rüstungsfinanzierung Tabu?

Im Zürcher Rathaus wird sicher wieder beschlossen, dem «Cabaret Voltaire», wo vor 100 Jahren die «Dada»-Künstler zum ersten Mal aufgetreten sind, wieder einige Franken zu geben, damit das Café und der Saal nicht aus Geldmangel geschlossen werden muss. Im heutigen «Cabaret Voltaire», im Zürcher Niederdorf, finden immer wieder interessante Veranstaltungen statt. (http://www.cabaretvoltaire.ch/)

Kritik im Rathaus an der Limmat an der Zürcher Rüstungsfinanzierung und an der Zürcher Kriegsmaterialproduktion (der deutschen Rheinmetall unter anderem) wird vermutlich weiter ein Tabu bleiben. Dies soll das Bier des Bundes, Berns bleiben, wird es heißen. Die Stadt Zürich, «Zureich», kassiert nur als Kriegsgewinnler, und wäscht ihre Hände in «Unschuld». - Die Profite und die Aktienkurse der Rüstungsindustrie steigen, dank den «schönen» Kriegen, dank der Aufrüstung hüben wie drüben, auch dank den neuen Konflikte des Westens mit Russland.


Der deutsche Rüstungskonzern Rheinmetall in Zürich-Oerlikon liefert seit Jahren von der Schweiz aus Kriegsmaterial nach Saudi-Arabien, auch heute noch. (Foto Heinrich Frei)

Gestern «Dada», heute «Gaga» der Kommunikationsberater

Heute haben die so genannten Kommunikationsberater auch Elemente der «Dada»-Bewegung, der Verfremdung, übernommen. Sie machen uns oft ein x als ein u vor, aus schwarz machen sie rosa usw. Gestern «Dada», heute «Gaga» der Kommunikationsberater, der «Weißwäscher». Wie es scheint, sind auch bei der Gesetzgebung in der «friedliebenden» Schweiz neben den Juristen Kommunikationsberater an der Formulierung der Texte beteiligt. Für die Waffenexporte wurden immer sehr restriktiv Bestimmungen aufgesetzt und auch «in Kraft gesetzt», die gut klingen, aber dann nie eingehalten wurden.


Schweizer Waffen töten weltweit! Stopp Kriegsmaterialausfuhr (Gruppe für eine Schweiz ohne Armee)

Dazu ein Beispiel einer Verlautbarung des Staatssekretariates für Wirtschaft des Bundes: Da wird von «der humanitären Tradition und aktiven Friedens- und Sicherheitspolitik der Schweiz» geschrieben, im Zusammenhang mit dem «Internationalen Waffenhandelsvertrag». Es wird sogar von «einer strengen Gesetzgebung und Bewilligungspraxis der Schweiz betreffend Rüstungsausfuhren» fantasiert, die unser Land «aktiv und glaubwürdig einbringen» könne. Nicht die Rede davon ist, dass diese Gesetze für den Export von Rüstungsgütern seit Jahrzehnten nicht eingehalten werden, sie nur auf dem Papier stehen. (5) (6) Fakt ist: Die Schweiz exportierte pro Kopf der Bevölkerung gerechnet 2014 nach Israel weltweit am meisten Kriegsmaterial: Israel: 100,73 US-Dollar pro Kopf der Bevölkerung, Schweiz 43,2 US-Dollar, Schweden 41,47 US-Dollar, Russland 41,46 US-Dollar (Rüstungsexporte 2014 in US-Dollar, pro Kopf der Bevölkerung, Zahlen SIPRI). (7) Unser Land belieferte die NATO-Staaten, die Afghanistan, den Irak, Libyen und jetzt Syrien, mit den Russen, zusammenbomben. und die Menschen in Richtung Europa flüchten lassen. woher die Bomben kommen. – Geschäft ist Geschäft.


Bild: Für das Leben produzieren und nicht für den Tod (Rückseite des Buches „Waffenplatz Schweiz“ von 1983


Fussnoten:

(1) https://de.wikipedia.org/wiki/Dadaismus

(2) Vier Schweizer Finanzinstitute investieren schätzungsweise 4,862 Milliarden US-Dollar in Firmen, die an der Produktion von nuklearen Waffen beteiligt sind: http://www.dontbankonthebomb.com/switzerland/

(3) https://www.admin.ch/opc/de/classified-compilation/19960753/index.html

(4) Hier der Link zu dem italienischen Film, in dem auch der Nobelpreisträger Dario Fo Stellung nimmt. Film in englischer Sprache «ZERO An Investigation Into 9/11 (FULL documentary)», produziert mit dem italienischen Nobelpreisträger Dario Fo. In diesem Film wird die ganze Osama-Bin-Laden-9/11-Verschwörungstheorie der US-Regierung demontiert: https://www.youtube.com/watch?v=8XRMrMdn0NQ
wie im bekannten Film: Loose Change 2nd Edition FULL LENGTH, https://www.youtube.com/watch?v=quTifldhH-g

(5) Laut der offiziellen Statistik des Bundes exportierte die Schweiz von 1975-2014 für 16,666 Milliarden Franken Kriegsmaterial. Verkauft wurden diese Rüstungsgüter zu einem großen Teil an Krieg führende Staaten, in Spannungsgebiete, an menschenrechtsverletzende Regimes und an arme Länder in der Dritten Welt, in denen Menschen hungern. In den 16,666 Milliarden Franken sind die besonderen militärischen Güter nicht eingerechnet, die ebenfalls exportiert wurden, aber nicht in der offiziellen Statistik erscheinen. Auch die Finanzierung von Waffengeschäften durch Schweizer Banken erscheinen in diesen Zahlen nicht. Schweizer Geldinstitute investierten in den letzten Jahren auch in Firmen, die an der Atomwaffenproduktion und an der Herstellung von Clusterbomben beteiligt sind.

(6) http://www.seco.admin.ch/aktuell/00277/01164/01980/?lang=de&msg-id=48332 (via Google suchen)

(7) http://www.sipri.org/databases/armstransfers


Heinrich Frei, Architekt in Zürich, geb. 1941, ist in der Schweiz an verschiedenen friedenspolitischen Initiativen beteiligt. Mitarbeit im Förderverein "Neue Wege in Somalia" (www.nw-merka.ch) und von "Swisso Kalmo" (www.swisso-kalmo.ch).

Online-Flyer Nr. 550  vom 24.02.2016



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