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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Kommentar
Mit dieser Absichtserklärung ist das Weltklima zwar noch nicht gerettet, aber...
In Paris: Erstmals eine Menschheitsfamilie
Von Franz Alt

Auf dem Klimagipfel in Paris wurde erstmals ein Denken für die ganze Menschheitsfamilie erkennbar. Alle 195 Staaten und die EU sind sich einig: Wir müssen das Klima so schützen, dass es nicht mehr als 1,5 bis zwei Grad wärmer wird. Und alle wollen jetzt mitmachen: Saudi-Arabien ebenso wie Bangladesch, Indien und China, Deutschland und die USA, Afrika und Südamerika. Mit dieser Absichtserklärung ist das Weltklima zwar noch nicht gerettet, aber gegenüber früheren Konferenzen ist dieses einstimmige Ziel ein unbestreitbarer Fortschritt.

 


Franz Alt
NRhZ-Archiv

 

Außerdem war Paris der erste Klimagipfel, auf dem der 100%-Umstieg auf eine erneuerbare Energiewirtschaft als machbar anerkannt wurde. Und endlich wurden die Inselstaaten, die durch den Anstieg des Meeresspiegels vom Absaufen bedroht sind, ernst genommen. 

Seit dem Jahr 2.000 wurde weltweit der Ausbau der Photovoltaik bereits verhundertfacht, der Ausbau der Windenergie verzehnfacht. Das Signal von Paris ist eindeutig: Weiter so! Kluge Investoren kennen jetzt klarer als je zuvor die Richtung der Entwicklung: Die Welt wird erneuerbar. 

Wer jetzt noch daran zweifelt, ist ein unverbesserlicher Dummkopf. Die Investoren in die Energiewende fühlen sich durch das „Wunder von Paris“ bestätigt und bestärkt. 

So weit, so gut! Konkret und praktisch aber müssen die Beschlüsse erst noch werden. Die Zusagen von Paris reichen höchstens für eine Drei- bis Fünf-Grad-Erwärmung. Das aber wäre ein nicht mehr beherrschbarer Klimawandel. Wenn „Paris“ wirklich zu einem „Großen Sprung nach vorn für die Menscheit“ ( Francois Hollande) werden soll, dann brauchen wir rasch eine weltweite CO2-Steuer auf die fossilen Rohstoffe. 

Für Deutschland heißt das: Rasch raus aus der Kohle. Und für Investoren: Keine Kohle mehr für die Kohle. Die weltweit noch geplanten 2.200 Kohlekraftwerke dürfen nicht gebaut werden und die noch laufenden müssen schneller vom Netz. Nur wenn bereits 2020 weniger Treibhausgase emittiert werden, kann die Erderwärmung bei unter zwei Grad gestoppt werden. 

Schon jetzt werden weltweit mehr Öko-Kraftwerke gebaut als fossil-atomare. Natürlich versucht auch jetzt wieder die Atom-Lobby mit viel Geld eine „Renaissance der Atomkraft“ herbei zu reden. Doch inzwischen macht ihr die Ökonomie einen Strich durch ihre schon immer falschen Rechnungen. Selbst ohne die unermesslichen Folgekosten der atomaren Müll-Entsorgung ist eine Kilowattstunde Atomstrom teurer als erneuerbarer Strom. Schon heute und erst recht morgen. 

Vor allem deshalb werden sich Banken und Versicherer, Staatsfonds und Kommunen, Universitäten und Privat-Investoren weigern, weiterhin in alte Energieträger zu investieren. Die „Divestment“-Bewegung wird nach und durch „Paris“ jetzt noch schneller wachsen und der Systembruch in der Energiewelt wird sich beschleunigen. Er ist – jetzt für alle erkennbar - unvermeidbar geworden. 

Franz Alt arbeitete von 1968 bis 2003 überwiegend beim Südwestfunk (SWF, heute: SWR), für den er 20 Jahre lang das Politmagazin Report moderierte. Die Veröffentlichung des Buchs "Frieden ist möglich", in dem Alt Zweifel an der Politik der Nachrüstung anmeldete, führten zu jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen zwischen ihm und seinem Sender. Von 1992 bis 2003 leitete er die Zukunftsredaktion im SWR und moderierte außerdem in 3sat die Magazine Querdenker und Grenzenlos. Seine Bücher wurden in zwölf Sprachen übersetzt und erreichten eine Auflage von über zwei Millionen. Auf seiner Homepage http://www.sonnenseite.com gibt Franz Alt einen Überblick über die Alternativen der Energieerzeugung – erneuerbare Energien, solares Bauen, solares Wirtschaften – sowie über die Themen Klimawandel, Klimapolitik, Treibhauseffekt, ökologische Verkehrswende, ökologische Wasserwirtschaft, Ökolandbau, ökologische Steuerreform, Frieden und Menschenrechte („Krieg um Öl oder Frieden durch die Sonne“).
(PK)

 

 



Online-Flyer Nr. 542  vom 23.12.2015



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