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Globales
Internationale ethecon Awards 2014/15 verliehen
Krieg, Terror, Konzerninteressen
Von Tanja Brouwers

Der Internationale ethecon Blue Planet Award wurde zusammen mit dem Internationalen ethecon Black Planet Award 2014/2015 verliehen, ethecon blickt auf eine mit interessanten Themen prallgefüllte Stiftungstagung 2015 im Berliner Pfefferwerk zurück. Preisträger des Blue Planet Awards 2014/15 war der Friedens- und Menschenrechtsaktivist Tomo Križnar. Der Black Planet Award 2014/2015 ging an den US-Chemie-Konzern DOW CHEMICAL.


Ethecon-Stiftungstagung am 21. November 2015 im Berliner Pfefferwerk
(alle Fotos: ethecon)

Zum Tagungsthema “FRONTEX stoppen - Fluchtursachen bekämpfen, nicht die Flüchtlinge!“ fand Judith Kopp, Abteilung Europa und Internationales bei Pro Asyl, deutliche Worte zur Abwehrpolitik Europas: „Der Einsatz der Agentur FRONTEX im zentralen Mittelmeer war von Beginn an Augenwischerei mit tödlichen Folgen“ Im Zeitraum vom November 2014 bis Ende April 2015 seien rund 19.000 Flüchtlinge von Handelsschiffen aus Seenot und nur 1.700 von Schiffen im FRONTEX-Einsatz gerettet worden. Aufgaben der Grenz’schutz’agentur FRONTEX sei es, „die Menschen außerhalb der Grenzen Europas festzusetzen. ... Wer in der Wohlstandsinsel Europa nicht gewollt ist, wird illegalisiert und soll so schnell wie möglich abgeschoben werden. Bei derzeit ca. 60 Mio weltweit auf der Flucht befindlichen Menschen wird dies zu einem immer schwierigeren Unterfangen.“ Doch während die EU unbeirrt Abwehrstrategien selbst mit militärischen Mitteln vorantreibt und weitere Todesfälle in Kauf nimmt, ist längst klar: „Flüchtlinge können durch Zäune, Mauern und Kriegsschiffe nicht daran gehindert werden, weiter nach Schutz zu suchen.“ Die Antwort auf die in Europa aufkeimende Frage nach den Fluchtursachen geben die Flüchtlingsselbstorganisationen: „Wir sind hier, weil ihr unsere Länder zerstört“.


Präsentation des an DOW CHEMICAL verliehenen Internationalen ethecon Black Planet Award 2014/2015 – Axel Köhler-Schnura, Dr. Mali Muttana Mallapi und Anabel Schnura

Nachhaltigen Eindruck hinterließ die Schmährede von Dr. Mali Muttana Mallapi, Arzt aus der durch tragische Umstände berühmt gewordenen indischen Stadt Bhopal. Vor der Verleihung des Internationalen ethecon Black Planet Award 2014/2015 an die Vorstände Andrew Liveris und James M. Ringler sowie die GroßaktionärInnen des US-Chemie-Konzerns DOW CHEMICAL nannte er die 10 größten „Verfehlungen“ des Chemiegiganten. DOW werde „der ‚Weltkönig des Dioxins’ genannt“, u.a. wegen der Produktion von Agent Orange und vieler anderer hochgiftiger Pestizide.“ Er ging außerdem auf Dows Rolle in dem Manhattan Project (welches im Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki gipfelte), die Napalm-Produktion und die Tests des von den Nazis erfundenen chemischen Stoffes Chlorpyrifos an Gefängnissinsassen von Dannemora (New York) im Jahr 1971 ein. Und er sprach auch über die Chemiekatastrophe von Bhopal/Indien (1984); wo er täglich Opfer in der spendenfinanzierten Sambhavna Trust Clinic behandelt. Bis heute entzieht sich der Konzern der Pflicht, die Verantwortung für die zehntausenden Toten und Verletzten sowie die Verseuchung großflächiger Gebiete zu übernehmen und angemessen zu entschädigen bzw. zu sanieren. Damit töte und verkrüppele er die Menschen in Bhopal. Mallappa warf dem Konzern zudem vor, Studienergebnisse zu den Nebenwirkungen von Chemikalien verfälscht und Produkte, die z.B. in den USA verboten wurden, einfach unter Vertuschung der Gefährlichkeit in Indien weiterverkauft zu haben. Gründungsstifter Axel Köhler-Schnura kündigte an: „Wir werden den Schwarzen Planeten den an den Pranger gestellten Preisträgern von DOW CHEMICAL persönlich überbringen.“

Der bei der Tagung uraufgeführte ethecon Film „Sie scheuen den Pranger“ der Arbeiterfotografie zeigte in symbolstarken Bildern, wie die Vertreter eines mit dem Schmähpreis der Stiftung bedachten Konzerns auf Kritik reagieren: Die Vorstandsvorsitzenden Anshu Jain und Jürgen Fitschen sowie die Großaktionäre der DEUTSCHEN BANK verweigerten bei der Hauptversammlung am 22. Mai 2014 die Annahme des Schwarzen Planeten. Zahlreiche Initiativen protestierten vor dem Festsaal der Frankfurter Messe gegen die den Blauen Planeten ruinierenden Geschäftspraktiken der Deutschen Bank, wie z.B. deren Rüstungsgeschäfte, Landgrabbing oder die Nahrungs- und Wohnraumspekulation des Finanzkonzerns. Im Juni 2015 hatten sich die Gewerkschaften und zahlreiche Aktionäre die Praktiken der DB nicht mehr bieten lassen, schließlich wurden die geschmähten Vorstände abgewählt.


Axel Köhler-Schnura übergibt den Internationalen ethecon Blue Planet Award 2014/15 an Tomo Križnar

Die Laudatio für den des Preisträger des Internationalen ethecon Blue Planet Awards 2014/15, den Friedens- und Menschenrechtsaktivisten Tomo Križnar, hielt der Sudan-Experte von Amnesty International, Alfred Buss. Tomo Križnar engagiert sich u.a. seit vielen Jahrzehnten unter Einsatz seines Lebens im Sudan zwischen den Fronten des tobenden Krieges für die dort indigenen Völker, insbesondere die Nuba. Eindringlich war der Appell des geehrten Filmemachers und Journalisten aus Slowenien, die Nuba und benachbarte Ethnien gegen die militärischen Übergriffe des Al-Bashir-Regimes durch ein Protektorat sowie den Einsatz von zivilen Überwachungsdrohnen zu schützen. Viele Menschen werden aus ihren Dörfern vertrieben und leben unter menschenunwürdigen Bedingungen in Erdhöhlen. Križnar hat ihr Schicksal mit seinen Filmen einer größeren Weltöffentlichkeit bekannt gemacht. Die meisten der ursprünglichen Einwohner fliehen nicht, sagte Tomo Križnar, denn sie seien eng mit der Natur verbunden, und sie vertrauten nicht dem, was sie in den Flüchtlingscamps vorfinden werden. »Die letzte Indigenen des Planeten versuchen zu überleben ..., sie verehren die Natur und nicht die Supermärkte, die Banken oder die Geschäfte«. Und eben weil das so sei, sähen wir sie als »Barbaren« und manchmal auch als »potentielle Terroristen«. »Das war schon immer eine Ausrede, um ihre Vernichtung durchzuführen«, betonte Križnar. Mit der Überreichung des Preises schenkte eine ethecon Zustifterin dem Preisträger vierhundert Booklets „Menschen im Sudan“ mit Fotos von Križnar. Für die BesucherInnen signierte der Blue Planet Preiträger zum Ausklang der Tagung diesen Bildband sowie einen Fotokalender zum Thema. Eine aktuelle Spendenaktion wird mit den Zuwendungen für die Booklets und die Fotokalender die Reparatur von 6 Wasserpumpen in Komoganza, Blue Nile Region, finanzieren.

Spenden nimmt hier die Stiftung ethecon Ethik und Ökonomie unter dem Stichwort „Sudan“ entgegen. Spenden für die selbstfinanzierte Sambhavna Trust Clinic bitte unter dem Stichwort „Bhopal“.

Spendenkonto:
EthikBank, BIC GENODEF1ETK, IBAN DE58 8309 4495 0003 0455 36

Die Videoclips zur Stiftungstagung (Aufzeichnung unseres Livestreams) finden Sie hier: https://www.ethecon.org/de/2387,
Fotos zur Tagung hier: https://www.flickr.com/photos/ethecon/sets/72157661481124712/with/23300051695/

Online-Flyer Nr. 539  vom 02.12.2015

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