NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

zurück  
Druckversion

Kommentar
Widerstand wird zur Pflicht, wo Besatzung zu Recht wird.
Vom Wutbürger zum Mutbürger!
Von Evelyn Hecht-Galinski

Es war ein solidarischer Akt, spontan die lange Fahrt nach Düsseldorf anzutreten, um für ein Ende der Besatzung und ein freies Palästina mit meinen palästinensischen Freunden zu demonstrieren. Zumal diese Demonstration unter so schwierigen Umständen stattfand. Denn, wie ich aus gut unterrichteten Kreisen in Düsseldorf hörte, war mit allen Mitteln versucht worden, gegen diese Demonstration und Kundgebung im Vorfeld von Städtischer Seite im Zusammenspiel mit der Jüdischen Gemeinde und anderen Israel-Lobbyisten, diese Demonstration mit allen Mitteln zu verhindern, bzw. keine Genehmigung zu erteilen. So kam die Genehmigung erst so kurzfristig, dass es so gut wie unmöglich war, große Ankündigungen im Internet vorher zu verbreiten.


Plakat für die Veranstaltung in Düsseldorf
Quelle:
Ahmad Zayed

Da ich vor vielen Jahren einmal bei Düsseldorf gelebt habe, kenne ich die dortigen Zustände recht gut und verfüge als Journalistin auch noch über gute Kontakte. Da ich die Jüdische Gemeinde aus leidvoller Erfahrung kenne und weiß, wie diese besonders propagandistisch agiert - und das schon seit Jahrzehnten unter wechselnden Gemeindevorständen von Scheinmann, bis Spiegel, bis heute. Schon seit geraumer Zeit also versucht diese Gemeinde sich auch in kulturelle Belange einzumischen und versuchte jetzt wieder vom Düsseldorfer Schauspielhaus bis zu  Roger Waters immer wieder einzugreifen, um Sachen zu verhindern. Schon sehr früh, also vor Jahrzehnten setzte ich mich mit diesem Gebaren auseinander. Ich schrieb dazu schon einmal einen Kommentar mit dem Titel: "Die vergifteten Kriegstreiber unter false flag". (1)

War doch zwei Tage vor der wichtigen Demonstration wieder einmal die Josef-Neuberger-Medaille der Jüdischen Gemeinde an Hamad-Abdel-Samed und Ahmed Mansour verliehen worden, mit besonders berüchtigten Laudatoren wie H.M.Broder und Klaus Wowereit. Hier hatte sich zusammengefunden. was zusammen passt, Hardcore "Salon Zionismus" und philosemitische politische "Israel-Liebe". Auch Angela Merkel und Friede Springer waren schon Preisträger dieser Medaille, als Belohnung für ihre "Solidarität mit Israel und Juden". Das spiegelt sich natürlich wieder in der Christlich-Zionistischen Merkel-Politik und der Springernden Presse.Klar, dass es da besonders unerwünscht war, dass eine Demonstration geplant war, die auf die Verbrechen der jüdischen Besatzung und Besiedlung und den jüdischen Staatsterror hinweisen sollte. (2)

Da ich also weiß, was in Düsseldorf (und anderswo!) abläuft, war es mir natürlich ein besonderes Bedürfnis, meine palästinensischen Freunde zu unterstützen in ihrem Kampf gegen die Besatzung und für die Freiheit Palästinas.

Ich möchte mich bei allen palästinensischen Freunden für ihren Mut und ihre Arbeit bedanken, namentlich beim Veranstalter Ahmad Zayed und bei meinem Freund Jamal Mamoud.

Unser Ziel muss es sein, endlich die unterschiedlichen Strömungen zu überwinden und gemeinsam, zusammen mit der deutschen Bevölkerung, für ein Palästina ohne jüdische Besatzung zu kämpfen. Es ist eine Schande, wie sich die deutsche Regierung und die deutsche Regionalpolitik immer noch solidarisiert mit den Völker- und Kriegsverbrechen des "Jüdischen Staates". Schließlich sind alle Palästinenser Flüchtlinge, die immer noch darauf warten, dass ihr legitimes Rückkehrrecht nach Palästina anerkannt wird. Ich kenne kaum eine besser integrierte und gebildete Gruppe in Deutschland, als die Palästinenser. Aber ich frage, warum gibt es diese schrecklichen Doppelstandards? Jüdische Israelis, die sich entschließen in Deutschland zu leben, dürfen selbstverständlich ihren israelischen Pass behalten und bekommen auch den deutschen, wenn sie es wünschen; nur Kinder mit deutscher Mutter können zwei Pässe haben, während israelischen Palästinensern das verweigert wird. Sie müssen wählen, entweder den israelischen oder den deutschen Pass. Sind nicht die Palästinenser ebenso Leidtragende des Holocaust? Warum werden sie also als Menschen zweiter Klasse behandelt? Apartheid also, wie im "Jüdischen Staat"?

Ich appelliere an alle deutschen Bürger, hört auf zu schweigen, wenn es um das Unrecht in Palästina geht!

Gemeinsam im Kampf für ein freies Palästina sollte gerade für uns deutsche Bürger eine Pflicht sein.

Ich schweige nicht, seien wir keine Wutbürger, sondern endlich MUTBÜRGER! (PK)

(1) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=19396
(2) http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/23663 


Rede in Düsseldorf am 24.10. für ein Ende der Besatzung und ein freies Palästina



Evelyn Hecht-Galinski
Quelle: Veranstalter 

Es ist mir ein Bedürfnis, Solidarität mit dem seit Jahrzehnten unter unerträglicher Besatzung leidenden und gedemütigten palästinensischen Volk zu zeigen. Deshalb bin ich der spontan ausgesprochenen Einladung für heute auch gerne gefolgt.

Wie groß muss die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit sein, wenn 13 jährige palästinensische Kinder auf jüdische Besatzer einstechen? Es ist die traurige Antwort auf die ständigen jüdischen Provokationen, die ethnische Säuberung, die schleichende Judaisierung des besetzten Ost-Jerusalem und das offensichtliche Bestreben der Besatzungsmacht nach einem Ende des Status Quo auf dem Haram al-Sharif.

Wie gut kann ich diese jungen Palästinenser verstehen, die von Kindheit an nichts anderes kennen außer Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit, Diskriminierung, Arbeitslosigkeit, keine Ausbildung, eingeschränkte Schulbildung, die Demütigung bei den Kontrollen an den Checkpoints, keine Ausreisemöglichkeit und die Lethargie der Eltern, die durch Jahrzehnte der Besatzung und Erniedrigung sowie durch die Kollaboration von Teilen der palästinensischen Führung entmutigt, in ihrem Dasein verharren.

Palästina braucht eine neue gewählte Führung und freie Wahlen.

Nur ein Ende der Besatzung wird den Frieden und die Sicherheit für Palästina bringen, die immer wieder angemahnt wird, unsere „Wertegemeinschaft“ jedoch rein gar nichts tut und nur Lippenbekenntnisse abgibt.

Fotos von der Demonstration nach der Rede
Wie alle folgenden Fotos von
Jamal Mamoud.

Bis dahin wird der Widerstand gegen die Besatzung weiter gehen, denn machen wir uns nichts vor, auch wenn aller Widerstand durch die Besatzungsmacht und ihre Helfer niedergeknüppelt wird, er wird weitergehen.

Aus der Geschichte wissen wir doch: Widerstand wird zu Pflicht, wo Besatzung zu Recht wird.

Hoffnungslosigkeit und Demütigung erzeugt das Klima für den Hass, der sich in Jahrzehnten der Besatzung angestaut hat.

Hoffnungslos unterlegen leiden die jungen Palästinenser unter der Besatzung und dem jüdischen Staatsterrorregime, das nur dank unserer großzügigen Hilfe die ganze Macht der hochgerüsteten Waffen, sowie die Staatengemeinschaft hinter sich weiß.

Jeder Politiker, der es wagt, den Mund gegen dieses so offensichtliche Unrecht aufzumachen, wird schnell zur Räson gebracht. Sofort wird das Totschlagargument des Antisemitismus oder der Volksverhetzung als Knüppel aus dem Sack geholt, um jeden zum Schweigen zu bringen.



Ich weiß einen Großteil die Mehrheit der deutschen Bevölkerung hinter mir, die sich nicht mehr einverstanden erklärt mit dem Staatsterror des "Jüdischen Staates" gegen die besetzte palästinensische Bevölkerung.

Das haben wir alle gelernt aus den Lehren des Holocaust und als deutsche Staatsräson verinnerlicht. Unser Grundgesetz §1 sagt es ganz klar:  „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, und das gilt auch für das palästinensische Volk!

Die westliche Staatengemeinschaft und insbesondere Deutschland unter der Merkel-Regierung spricht immer wieder von der Wertegemeinschaft, in der sich Deutschland und der "Jüdische Staat" befinden.

Was für eine Wertegemeinschaft bitte schön soll das sein, mit einem jüdischen Besatzerstaat, der ständig Völkerrechtsverbrechen und Menschenrechtsverbrechen begeht?

Ich frage als deutsche Staatsbürgerin: Wie kann man eine deutsche Staatsräson für die Sicherheit eines "Jüdischen Staatsterror-Regimes" und das deutsche Grundgesetz in einem Atemzug nennen?

Wenn Frau Merkel die Unterstützung des "Jüdischen Staates" zur deutschen Staatsräson erhoben hat, meint sie damit auch die Administrativhaft oder die Folter, die sogar vor Kindern mit der "Jüdischen Verteidigungsarmee" und dem Geheimdienst nicht zurückschreckt?

Hat Frau Merkel jemals die Diskriminierungen auch der Christen im "jüdischen Staat" angeprangert, die Apartheidmauer, die sich durch das illegal besetzte Palästina zieht?

Für Kanzlerin Merkel ist Israels Sicherheit nicht verhandelbar - was für eine Aussage!

Denn die Sicherheit des "Jüdischen Staates" ist doch nur zu erreichen mit der sofortigen Beendigung der völkerrechtswidrigen Besatzung Palästinas.

Nebenbei gefragt, Frau Merkel: Welches Israel meinen Sie denn, den jetzigen "Jüdischen Besatzerstaat" oder den international geforderten in den Grenzen von 1967  mit Ost-Jerusalem als Hauptstadt eines Palästinenserstaates?

Und wenn Sie, Frau Merkel, über Flüchtlinge reden, vergessen sie dabei immer wieder die palästinensischen Flüchtlinge und deren legitimes Recht auf Rückkehr nach Palästina, wobei gerade Deutschland die Pflicht hat, sich dafür einzusetzen.

Nochmals, das deutsche Grundgesetz darf und kann doch nicht ein "starkes Fundament" für Völkerrechtsverbrechen des "Jüdischen Staates" sein! 

Gerade haben wir den Ministerpräsidenten des "Jüdischen Staates", Netanjahu, in Berlin erlebt, der sich selbstgefällig als Opfer darstellte, ja schlimmer noch, den Holocaust auf hinterhältige Weise für seine verbrecherische Politik instrumentalisierte und auf perfide, bösartige Weise den Palästinensern anzulasten versuchte, um so abzulenken von Besatzung und Besiedlung, die doch längst die sogenannte Zweistaatenlösung zu einer Farce werden ließen, von der Merkel und andere Politiker immer wieder sprechen.

Das sage ich als Tocher eines Holocaust- eines Auschwitz-Überlebenden!


 

Während Netanjahu also den palästinensischen Großmufti bemühte, um ihn und damit die Palästinenser als Kriegsverbrecher und Holocaust-Einflüsterer zu brandmarken, nur um damit von den eigenen Verbrechen abzulenken.

Netanjahu gehört vor den Internationalen Gerichtshof in Den Haag.

Netanjahu ist ein Kriegsverbrecher und Scharfmacher, der nur mehr als ungeschickt und unseriös versucht, von den eigentlichen Themen der völkerrechtswidrigen Besatzung, der Judaisierung Jerusalems und Palästinas und der ethnischen Säuberung Palästinas abzulenken.

Die Ablenkung von diesen Verbrechen muss ein Ende haben und darf nicht mehr von der deutschen Regierung und der Staatengemeinschaft toleriert werden. Frau Merkel, setzen Sie sich endlich ein für ein Ende der Besatzung, die Freilassung der tausenden von Palästinensern, die in jüdischer Unrechtshaft sitzen, für den freien Zugang für alle Muslime auf den Haram al-Sharif und in die Heiligtümer der Muslime in Jerusalem.

Alle Palästinenser, die in Jerusalem Widerstand leisten, gegen die jüdische Besatzung verteidigen, und damit die al-Aqsa Moschee, das Heiligtum für alle Muslime weltweit.

Schluss mit dem feigen Wegducken speziell auch der deutschen Regierung mit Merkel, Steinmeier und Gabriel, wenn es darum geht, den "Jüdischen Staat" zu kritisieren.

Haben Merkel, Steinmeier und Kerry mit Netanjahu über die Abriegelung von Gaza gesprochen, das die jüdischen Abriegeler in ein Konzentrationslager verwandelt haben? Nein! Stattdessen versichern sie ihm die Solidarität und ein Recht auf Selbstverteidigung!

Auch in den Medien wird das Thema Israel/Palästina schnell abgehakt, allerdings um nur ausgiebig über jüdische Opfer zu berichten – während sie hunderte palästinensische Opfer in den letzten Tagen ignorieren!

Wieder einmal wird Ursache und Wirkung weggelassen!

Das ist eine mediale Schande!

Es wird geschwiegen über den "Jüdischen Staat", dessen Führung ungeniert zur Liquidierung der Widerstand leistenden Palästinenser aufruft, dessen Führung es aber ablehnt, bekannte jüdische Extremisten und Mörder vor Gericht anzuklagen, während Steine werfende palästinensische Kinder zum Abschuss freigegeben werden.

Wenn ein rechtsradikaler jüdischer Mob schreiend durch die Straßen von Jerusalem zieht, mit dem Slogan „Tod den Arabern!“ und „Araber ins Gas!“, dann ist genau das die rechtsradikale Saat, die aufgeht, die gesät wurde seit der Staatsgründung 1948.

Daraus erwächst eben auch eine Verantwortung für die Sicherheit der Palästinenser, Frau Merkel. Es gibt keine Neutralität für Kriegsverbrechen, egal wer sie begeht.

Dieser Philosemitismus ist genauso zu verurteilen wie Antisemitismus!

Wo bleibt der Protest der deutschen Regierung gegen völkerrechtswidrige, illegale Zerstörung palästinensischer Häuser als kollektive Bestrafung, oder gegen die unzähligen Razzien in illegal besetzten Gebieten durch die "Jüdische Verteidigungsarmee"?

Es ist ein schändliches Verbrechen, wenn sich jüdische Bürger, angeführt vom Zentralrat der Juden, weiter mit jüdischen Völker- und Menschenrechtsverbrechen solidarisieren, angeführt von einer Kanzlerin, die, wenn es um Israel geht, nicht neutral sein will.

Schluss mit dem Doppelstandard, den palästinensischen Widerstand als Terror zu bezeichnen, während der jüdische Staatsterror immer als Selbstverteidigung dargestellt wird!

Nicht die Frage nach Israel ist vorrangig, sondern RECHT + GERECHTIGKEIT und die Frage: Wie kommt es endlich zu einem Ende der Besatzung und zu einem freien Palästina?

Freiheit für Palästina ist Bürgerpflicht, für die wir uns alle einsetzen sollten. (PK)

Evelyn Hecht-Galinski, Tochter des ehemaligen Zentralratsvorsitzen der Juden in Deutschland, Heinz Galinski, ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom "Hochblauen", dem 1165 m hohen "Hausberg" im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt.(http://sicht-vom-hochblauen.de/) 2012 kam ihr Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles" heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten "Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik" ausgezeichnet.

 

 



Online-Flyer Nr. 534  vom 28.10.2015

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE