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Globales
Ägyptens Präsident Abdel-Fattah Al-Sisi hat Israel gegeben, was es wollte
Israel hat alle seine Ziele erreicht
Von Hasan Afif El-Hasan

Israel hatte es noch nie so gut wie heute und für die Palästinenser war Gerechtigkeit nie so weit entfernt. Die arabischen Regimes haben keine glaubwürdigen Optionen, die Israel strategisch bedrohen könnten, oder es ist ihnen gleichgültig, ob Israel die UN-Resolutionen und die Urteile des Internationalen Gerichtshofs missachtet. Entweder bekämpfen sie ihr eigenes Volk oder einander. Die Palästinenser sind hoffnungslos gespalten, und von den arabischen Massen wird keine Hilfe erwartet, da sie mit ihren eigenen Angelegenheiten schwer belastet sind.

 











Ägyptens Präsident und Unterstützer Israels,
Abd al-Fattah as-Sisi
Quelle: Wikipedia/ Kremlin.ru 
Seit dem Krieg von 1948 hatte Israel drei strategische Ziele und hat sie alle erreicht. Das erste war, Zeit zu gewinnen, denn je länger der status quo andauert, umso mehr wird es im Besitz der besetzten Gebiete und in der Verweigerung des Rückkehrrechts der Flüchtlinge bestätigt. 

 

Acht Jahrzehnte nach der ethnischen Säuberung Palästinas von seiner arabischen Bevölkerung durch (Israels) Militär und seine Terrororganisationen, und fast fünf Jahrzehnte nach dem Krieg von 1967 und der Besetzung der palästinensischen Gebiete hat Israel keine Absicht mit seinen Opfern einen gerechten Frieden zu machen. Wenn die  vergangenen Jahrzehnte etwas bewiesen haben, dann dass Israel seinen Kurs nicht ändern wird und sich nicht an die UN-Resolutionen halten, den Flüchtlingen nicht erlauben wird nach Hause zurück zu kehren, und es wird nicht die besetzten Gebiete aufgeben, die es annektiert oder kolonisiert hat. Die wachsende Spaltung zwischen der palästinensischen Hamas und der Fatah und die Desintegration des vor der Tür liegenden Syrien und Irak spielen Israel heute geradewegs in die Hände. 

Das zweite Ziel Israels ist, Ägypten politisch und militärisch im palästinensisch-israelischen Konflikt zu neutralisieren. Ägypten ist das einzige arabische Land, das das Potential hätte, gegen Israels Expansionspolitik aufzutreten. Die Israelis wollen aber, dass Ägypten seine traditionelle Führungsrolle in der Unterstützung der palästinensischen Sache aufgibt. Nach dem israelischen Historiker Avi Shlaim, hatte Yitzhak Rabin (der 1995 ermordete Verteidigungsminister und Ministerpräsident Israels) bei vielen Gelegenheiten wiederholt, dass der Kern des Nahostproblems die Beziehung zwischen Israel und Ägypten war". Nach dem Krieg von 1973 benutzte Israel den Rückzug aus dem Sinai als den Preis, den es für die Neutralisierung Ägyptens zu zahlen bereit war. 

Das israelische Verhandlungsteam über das  Interim-Abkommen mit Ägypten bestand aus den Senior Führern Israels Yitzhak Rabin, Yigal Allon und Shimon Peres. Sie wussten mehr über die strategische Bedeutung Palästinas für Ägypten heute und verstanden Ägyptens Geschichte Palästinas besser als ihre ägyptischen Gegenspieler. 

Palästina war eine Provinz Ägyptens, die sie seit alten Zeiten über tausende Jahre direkt oder durch Stellvertreter beherrschten. Wenn der Anspruch Israels auf Palästina auf einigen Jahrzehnten Beherrschung Palästinas basiert, so hat Ägypten ganz Palästina über Jahrtausende beherrscht. In den frühen Tagen des Christentums, der bekanntesten palästinensischen Familie, floh die heilige Familie (die Jungfrau Maria, Josef el-Najjar und Jesus Christus) nach Ägypten, um der Rache des von Rom eingesetzten Königs Herodes des Großen zu entgehen, denn Ägypten war die zweite Heimat für die Palästinenser. Saladins Truppen, die die Kreuzfahrer in den 1180er-Jahren von Palästina, wo Ägypter gegen die europäischen Eindringlinge kämpften, vertrieben. Und im frühen 19. Jahrhundert befreite Ibarhim Pascha Palästina und Syrien von den Türken. Es würde Israel heute gar nicht geben, wenn nicht durch die Intervention der europäischen Mächte des Vereinigten Königreichs und des Österreichischen (Habsburger) Reiches, die Ägypten in den 1830er Jahren zum Rückzug zwangen. 

Israels Verhandler und US-Außenminister Henry Kissinger konnten den Kernkonflikt umgehen und sich auf einen separaten Frieden mit Ägypten konzentrieren. Sie boten die Rückgabe des Sinai dessen rechtmäßigem Besitzer an gegen den Abschluss eines separaten und vollen Friedensvertrags mit Ägypten, und die ägyptische Führung nahm das Angebot an, ohne die politischen Folgen zu bedenken und ließ die Palästinenser allein für sich kämpfen. Die Ägypter hätten die Rückgabe des Sinai und des Restes der besetzten palästinensischen und syrischen Gebiete gegen Normalisierung (der Beziehungen) verlangen können, taten das aber nicht.  Die Normalisierungen mit Israel traten im Januar 1980 in Kraft, die Boykottgesetze wurden aufgehoben, Ägypten begann Israel mit Rohöl und Naturgas zu versorgen, und Ägypten akzeptierte sogar die Demütigung, seine Nationalhymne gegen etwas weniger Militaristisches auszutauschen, so wie Israel es verlangte. 

Das 1979 unterzeichnete Abkommen wurde als bedeutendster Erfolg der USA im Nahen Osten begrüßt. Milliarden Dollar und Militärhilfe für Israel und Ägypten wurden ab der Unterzeichnung des Abkommens zu einem Standardposten in den Jahresbudgets der USA, und der Maßstab für Ägypten in der Rangliste der USA wurde auf die Einhaltung der Verpflichtungen aus dem Friedensabkommen gegründet. Interessanterweise war das erste, was Israel nach der Unterzeichnung des Abkommens tat, 1982 in den Libanon einzumarschieren. Das israelische Militär kreiste Beirut ein, vertrieb die PLO aus dem Libanon, belagerte die palästinensischen Flüchtlingslager von Sabra und Chatila und schickte die libanesischen Falangisten (hinein) zum Massaker an tausenden palästinensischen Zivilisten. 

Ägypten unterstützt jetzt Israel bei seiner Belagerung des Gazastreifens, indem es den Grenzübergang Rafah schließt und die palästinensische Bevölkerung hungern lässt. Sogar als Israel Bomben auf die Palästinenser geworfen und Massaker an unschuldigen Kindern verübt hat, hat sich Ägypten geweigert seine Grenzen zu öffnen und die Verwundeten in seine Krankenhäuser aufzunehmen. 

In einem Interview mit Associated Press vom 27. September 2015 hat der ägyptische Präsident General Abdel-Fattah al-Sisi die arabischen Staaten aufgerufen, ihre Beziehungen zu Israel ohne Bedingungen zu normalisieren. Premierminister Netanyahu begrüßte seinen Vorschlag, er hatte aber den Friedensplan von Saudi-Arabien von 2002 zurückgewiesen, der Israel normale Beziehungen mit den Arabern im Gegenzug zu einem Rückzug zu den Grenzen vor 1967 anbot. Al-Sisi hat Israel gegeben, was es wollte, Frieden und ganz Palästina. 

Al-Sisi gab den Arabern seinen Rat, während die Palästinenser in den besetzten Gebieten, dem Überbleibsel vom historischen Palästina, unterdrückt und misshandelt werden und unter mehr als einer halben Million Siedler in der Westbank und in Jerusalem in einem Apartheid-System leben und in Gaza belagert und ausgehungert werden. Israel weigert sich, das Rückkehrrecht auch nur eines palästinensischen Flüchtlings zu akzeptieren oder den Siedlungsbau auf palästinensischem Land einzufrieren, das abgeschnitten und in großen Stücken (von Israel) geschluckt ist. Es hat Jerusalem annektiert und tausende Jerusalemiten auf die andere Seite der Trennmauer gebracht und ihnen das Wohnrecht in der Stadt verweigert, in der sie geboren sind. Gebete in der Al-Aqsa-Moschee werden regelmäßig von jüdischen Extremisten unter dem Schutz der israelischen Polizei unterbrochen. Ich frage mich, ob die Junta, die Ägypten heute regiert, für die Mehrheit der ägyptischen Bevölkerung spricht! 

Das Ziel Israels ist es, die USA auf seiner Seite zu halten, damit sie es in den internationalen Organisationen verteidigen und es mit militärischer und finanzieller Hilfe versorgen, um seine militärische und wirtschaftliche Überlegenheit in der Region aufrecht zu erhalten. Israels Yitzhak Rabin machte Kissinger klar, dass Israel das zweite Sinai-Abkommen von 1975 über den Rückzug vom Sinai nicht unterzeichnen würde, wenn es nicht von einem amerikanisch-israelischen Abkommen begleitet wäre, das ein amerikanisches Engagement über lange Zeit versprechen würde, Israel mit der neuesten militärischen Ausrüstung zu unterstützen und mit seinem Energie- und wirtschaftlichen Bedarf zu versorgen. Israel hat ein Bündnis mit den USA in allem außer dem Namen. Eine vereinfachte Sicht der Mehrheit der politischen Entscheidungsträger der USA, die Israel unterstützen, ist dass Israel nichts Falsches macht und die Palästinenser nichts Richtiges. 

Nachdem Israel alle seine strategischen Ziele erreicht hat und nach Jahrzehnten der Apathie arabischer und muslimischer Staaten bezüglich der Rechte der Palästinenser, bezüglich Jerusalem und der heiligen Stätten, seien es muslimische oder christliche, hat Israel den arabischen Charakter Jerusalems durch den Bau großer Siedlungen im südlichen Teil von Jerusalem verändert. Seine Führer vertrauen darauf, dass sie sogar noch weiter gehen können. Im Juli 2015 sagte der israelische Minister für Wohnungen und Bauen, Uri Ariel, er wünsche "den Bau eines Dritten Tempels an der Stelle der Al-Aqsa Mosche" zu sehen. Er fügte hinzu, dass "nachdem Israel jetzt wieder ein souveränder jüdischer Staat geworden ist, der Wunsch nach dem Wiederaufbau des Tempels stärker und stärker wird". Israels Focus ist die Al-Aqsa-Moschee, die drittheiligste Stätte des Islam, (der Ort,) den die Juden den Tempelberg nennen und als heiligste Stätte des Judentums betrachten. Die Palästinenser sind einer Pandemie religiöser Bigotterie ausgesetzt. Nur den über 40-Jährigen erlaubt das israelische Militär in der Al-Aqsa-Moschee zu beten, und die Siedlergangs haben viele Dorfmoscheen angezündet. 

Das Verdikt der Geschichte wird die ethnische Säuberung Palästinas, die Besatzung, das Apartheid-System, die Siedlungen, die Checkpoints, und dass Palästinenser gezwungen werden, im Gazastreifen und in den Flüchtlingslagern im Schmutz ohne eine Hoffnung zu leben, als schwarzen Fleck in der jüdischen Geschichte betrachten. (PK)

Hasan Afif El-Hasan ist ein politischer Analyst. Sein jüngstes Buch "Ist die Zwei-Staatenlösung schon tot?" (Algora Publishing, New York) ist jetzt bei Amazon.com und Barnes & Noble erhältlich. Er hat diesen Artikel schon im Palestine Chronicle veröffentlicht. 

Quelle: www.palestinechronicle.com/israel-has-achieved-all-its-objects
Übersetzung: K. Nebauer



Online-Flyer Nr. 532  vom 14.10.2015

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