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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Krieg und Frieden
22 MitarbeiterInnen und PatientInnen von Ärzte ohne Grenzen in Kundus getötet
"Versehentlicher" US-Luftangriff auf Krankenhaus
Von Christiane Winje und Peter Kleinert

Ein Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen in Kundus ist in der Nacht zum vergangenen Samstag (3. Oktober) in Kundus mehrmals während anhaltender Bombardements der US-Luftwaffe im Rahmen eines NATO-Einsatzes getroffen und sehr stark beschädigt worden. Dabei sind 22 Mitarbeiter der Hilfsorganisation und Patienten getötet worden, 37 wurden verletzt, noch mehr werden vermisst. Das medizinische Team der Organisation arbeitete rund um die Uhr für die Gesundheit der Patienten und Patientinnen sowie auch des Krankenhauspersonals. Ärzte ohne Grenzen hatte das US-Kommando über seine Hilfsaktion in dem Krankenhaus sofort nach Beginn des Angriffs  aufmerksam gemacht. Dennoch sei weiter bombardiert worden. In den Gebäuden der Klinik befanden sich weit mehr als hundert Menschen.

„Wir sind zutiefst schockiert über den Angriff und darüber, dass unsere Kollegen und Patienten getötet wurden sowie über den hohen Tribut, den der Angriff von der Gesundheitsversorgung in Kundus fordert“, sagt Bart Janssens, Leiter der Projektabteilung von Ärzte ohne Grenzen. „Wir haben noch keine endgültigen Zahlen über die Opfer, aber unser medizinisches Team leistet Erste Hilfe, behandelt verletzte Patienten und Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen und versucht, sich endgültige Gewissheit über die Anzahl der Verstorbenen zu verschaffen. Wir fordern alle Konfliktparteien auf, die
Sicherheit von Gesundheitseinrichtungen und Personal zu respektieren."

Seit Ausbruch der Kämpfe gegen die Taliban in Afghanistan am Montag vergangener Woche hatten die Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen in Kundus 394 Verletzte behandelt. Als der Luftangriff ab 2.10 Uhr am Samstagmorgen, 3. Oktober, das Krankenhaus zerstörte, waren 105 Patienten und deren pflegende Angehörige sowie mehr als 80 internationale und einheimische Mitarbeiter von Ärzte ohne Grenzen dort.

Das Krankenhaus ist die einzige Einrichtung dieser Art im Nordosten von Afghanistan. Ärzte ohne Grenzen boten dort kostenlose lebensrettende chirurgische Hilfe an, durch die bei vielen Patienten Amputationen verhindert werden konnten.

Ärzte ohne Grenzen ist seit 1980 in Afghanistan aktiv. Wie im ganzen Land arbeiten in Kundus internationale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Organisation zusammen, um eine gute medizinische Versorgung zu gewährleisten. Ärzte ohne Grenzen unterstützt auch das Gesundheitsministerium im Ahmad-Shah-Baba-Krankenhaus im Osten Kabuls, die Frauenklinik Dasht-e-Barchi im Westen Kabuls und im Boost-Krankenhaus in Lashkar Gah in der Provinz Helmand. In Khost, im Osten des Landes, betreibt Ärzte ohne Grenzen auch eine eigene Mutter-Kind-Klinik. Die Organisation verwendet für ihre Arbeit in Afghanistan ausschließlich private Mittel und nimmt keinerlei Gelder von Regierungen an. (PK)

Christiane Winje ist Pressereferentin von Ärzte ohne Grenzen e. V. /



Online-Flyer Nr. 530  vom 03.10.2015



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