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Kommentar
Beim Elektroauto hinken die Deutschen peinlichst hinterher
Auto-Zeitenwende
Von Franz Alt

Wir erleben gerade eine Auto-Zeitenwende. VW versinkt im kriminellen Diesel-Abgas-Skandal, aber die USA entwickeln schneller als es sich die deutschen Autohersteller bisher vorstellen konnten und wollten, das zukunftsträchtige Elektro-Auto. Bei VW „weiß man, was man hat“, inzwischen, aber Zukunft hat nur das umweltfreundlichere E-Auto.

Beliebtes Elektroauto Nissan-Leaf in Norwegen
NRhZ-Archiv
 
Das Positive am VW-Skandal ist, dass die gesamte deutsche Benzin-Auto-Branche in Not geraten könnte. Denn jetzt drängen die US-IT-Konzerne mit Macht auf den neuen Automarkt.
In Kalifornien hat der Computer- und Smartphone-Konzern Apple soeben das Ziel ausgegeben, mit dem elektrischen iCar ab 2019 am Start zu sein. Auch Google hat in diesen Tagen sein erstes selbstfahrendes E-Auto auf dem Dach eines ehemaligen Supermarktes herumkurven lassen. Und „Ein Auto aus der Zukunft“ hat in den letzten Tagen der E-Auto-Pionier Tesla vorgestellt, einen elektrischen SUV mit Flügeltüren. Tesla, Apple und Google haben beim Zukunftsauto die Nase vorn.
 
Das 20. Jahrhundert gehörte dem Benzinauto und die Deutschen waren ganz vorn mit dabei. Doch das 21. Jahrhundert gehört dem Elektroauto und die Deutschen hinken peinlichst hinterher. Das erste Auto überhaupt fuhr 1886 in Deutschland. Aber jetzt sind die Deutschen in dieser Schlüssel-Technologie technologisch abgehängt. Und Europas noch größter Autobauer, VW, könnte für seine schmutzigen Tricksereien mit bis zu 50 Milliarden Euro Zusatzkosten abgestraft werden. So versinkt ein Konzern im selbst eingebrockten Sumpf während andere davon profitieren werden.
 
Präsident Obama wird sich auf dem Pariser Weltklimagipfel als Umweltpräsident profilieren können, während sich die ehemalige Klima-Kanzlerin viele kritische Fragen wird gefallen lassen müssen. In den USA rechnen Wissenschaftler gerade aus, wie viele Tote der VW-Dieselbetrug das Land kosten wird. Andere Länder werden mit ähnlichen Rechnungen folgen.
 
Das Schicksal des 2014 mit 16 Millionen Euro höchstbezahlten deutschen Managers, Winterkorn, erinnert an das alte Sprichwort „Je höher die Gehälter, desto größer die Flaschen“. Winterkorn hatte ein „System der Angst“ in Wolfsburg etabliert wie jetzt aus dem Konzern zu hören ist. Und außerdem heißt es dort: „Eine kleine Gruppe von Ingenieuren“ habe den jüngsten Betrug zu verantworten. Warum aber haben dann Umweltgruppen seit vielen Jahren vergeblich auf den Skandal hingewiesen? Der Fisch stinkt immer vom Kopf her. (PK)
 
 


Online-Flyer Nr. 531  vom 07.10.2015



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