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Globales
Balkan-Expertin Elena Jurjewna im Interview mit RIA Novosti:
Srebrenica war kein Völkermord
Von Jewgenij Orjol

Am Mittwoch vergangener Woche hat Russland sein Veto gegen die UN-Resolution zu Srebrenica eingelegt, in der die Ereignisse vom Juli 1995 als „Völkermord“ anerkannt werden sollten. Wie Russlands UN-Botschafter Witali Tschurkin sagte, hätte die Verabschiedung dieser Resolution die Lage auf dem Balkan verschärft, und in Bosnien-Herzegowina gibt es keine einheitliche Meinung zu diesem Thema. Worum es in dem Resolutionsentwurf ging, warum das Veto ein diplomatischer Erfolg Russlands ist und welche Ziele einige Länder mit dieser Initiative verfolgten — darüber spricht die Leiterin vom Zentrum zur Erforschung der gegenwärtigen Balkankrise, Elena Jurjewna, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur RIA Novosti. Die Fragen stellte Jewgenij Orjol.

Serbiens Präsident Tomislav Nikolić bedankte sich bei Putin für sein Veto gegen die UN-Resolution zu Srebrenica
Quelle: sputniknews
 
 
Jewgenij Orjol: Elena Jurjewna, worauf lassen sich die großen Diskrepanzen bei der Einschätzung jener Ereignisse zurückführen?
 
Elena Jurjewna: Man muss sagen, dass die Ereignisse in Srebrenica heute als Völkermord an der muslimischen Bevölkerung dargestellt werden, der angeblich von den serbischen Militärs im Juli 1995 begangen worden war. Die Opferzahlen waren damals manipuliert worden – sowohl in den Massenmedien als auch vor dem Internationalen Gerichtshof unterschieden sich die Zahlen: von 5.000 bis 27.000 getöteter Moslems. Wobei in der Regel über hypothetische Zahlen gesprochen wird, weil es keine Beweise dazu gegeben hatte und auch heute keine gibt. Niemand hat bis heute diese Tragödie untersucht, und die muslimische Version über die Opferzahl – und in diesem Fall ging es genau darum – hat keiner nachgeprüft, sie wird als Axiom hingenommen.
 
Was war in Srebrenica in Wirklichkeit geschehen?
 
In Srebrenica gab es ein niederländisches Bataillon. Weil die Serben nur noch sehr erschwert in dieser Gegend leben konnten (die Muslime hatten unendlich viele Diversionsakte während des letzten Jahres unternommen) beschloss General Ratko Mladić, in Srebrenica einzumarschieren und die muslimischen Truppen zu entwaffnen. Keiner leistete Widerstand: weder das niederländische Bataillon noch die Moslems, die sich dort befanden. Deshalb war es für Mladić sehr leicht, in die Stadt einzumarschieren. Er befahl sofort, dass Frauen und Kinder mit Bussen weggebracht würden – es gibt einen Film darüber —, und er erlaubte den verbliebenen Rebellen, Srebrenica mit ihren Waffen zu verlassen.
Zuvor hatte der Anführer der Kämpfer seinen engsten Kreis aus der Stadt gebracht, nur die Frauen und die Kinder blieben in der Stadt. Diejenigen, die geblieben waren, bildeten eine Kolonne und wurden mit Waffen in den Händen nach Tuzla geschickt. Hier wurden sie angeblich von serbischen Soldaten erschossen.
 
„Angeblich"?
 
Ganz genau. Es gibt einen Film, den die Muslime gedreht hatten, in dem es darum geht, wie diese Kolonne in Tuzla einmarschiert. Sie sind erschöpft, ermüdet, aber angekommen. Es gibt viele Ursachenforschungen in Srebrenica – Wissenschaftler aus verschiedenen Ländern befassten sich damit: Historiker, Juristen, Pathologen, Demographen, Spezialisten aus anderen Gebieten – sie analysierten die vorhandenen Daten, deckten Widersprüche auf, stellten ein ganz neues überraschendes Verfahren zur Berechnung der Opferzahlen auf. Außerdem gibt es lebende Teilnehmer jener Ereignisse. Auch die niederländischen Friedensstifter brachen ihr Schweigen und begannen darüber zu reden.
Deshalb muss diese Frage nun revidiert werden. Ja, während der Prozession der Kolonne flammten Kämpfe auf. Es herrscht die Meinung, dass die Serben diese Kolonne zum Teil beschossen hatten, die Muslime sagen jedoch, dass in der Nacht im Wald eine Schießerei begonnen hatte und nicht klar war, wer das Feuer zuerst eröffnet hatte. Es gibt Informationen, dass ein Teil der gefangen genommenen Muslime erschossen wurde, aber in jedem Fall kann von Zahlen wie 5.000, 8.000 und vor allem 20.000 nicht die Rede sein. Vor allem darf man diese Handlungen nicht als „Völkermord“ bezeichnen.
Bei der Balkankrise gibt es mehrere Varianten des Völkermordes, die heute leider nirgendwo erwähnt werden. Zum Beispiel: Dass die Serben aus Kroatien vollständig verjagt und getötet wurden, dort sind überhaupt keine Serben mehr geblieben. In diesem Fall handelte es sich jedoch um eine Sonderoperation, die laut unserer Einschätzung nicht auf dem Balkan vorbereitet wurde.
 
Welche Ziele verfolgte diese Sonderoperation?
 
Es gibt Daten, dass sich Alija Izetbegović, der damalige Präsident des muslimischen Teils von Bosnien-Herzegowina, an die USA mit der Bitte wandte, ein einheitlich muslimisches Bosnien-Herzegowina ins Leben zu rufen. Worauf ihm Clinton antwortete: „Es ist eine entsprechende Opferzahl nötig. Bei 5.000 Gefallenen können wir euch helfen“. Diese Opferzahl gab es nicht, aber es wurden so viele Gerüchte in Umlauf gesetzt, dass einige sogar begannen, daran zu glauben.
Das Wichtigste heute ist, eine unabhängige wissenschaftliche Expertengruppe einzurichten, die diese Frage untersucht, Dokumente sammelt – und nur auf dieser Basis kann man schlussfolgern, was tatsächlich in Srebrenica im Juli 1995 geschehen war. Keinesfalls darf man dabei vergessen, wie viele Serben kurz vor diesen Ereignissen von den Muslimen getötet wurden, die Srebrenica verließen. Ich will auch sagen, dass die Armee von General Mladić, als sie in Richtung Srebrenica marschierte, 43 muslimische Dörfer durchquerte. Es wurde kein Gebäude beschädigt, kein Mensch getötet. Weil weder Rache noch Strafe das Ziel der Serben war – ihre Aufgabe war es, diese Zone zu entmilitarisieren, was die Vereinten Nationen jedoch nicht getan hatten.
 
Welche Motive bewegten einige Länder dazu, den Resolutionsentwurf zu unterstützten?
 
Die Serben will man für alles verantwortlich machen, was seit 1991 auf dem Balkan geschieht. Wenn man nachweisen kann, dass an allem nur die Serben schuld und für alles verantwortlich sind, was auf dem Balkan geschah, dann kann die NATO ihre Handlungen von 1999 rechtfertigen, als ohne Beschluss des UN-Sicherheitsrats die Allianz dieses europäische Land 78 Tage lang zu bombardieren begann. In diesem Fall sind ihre Handlungen gerechtfertigt – sie bombardierten diejenigen, die an allem schuld waren, was in den 1990er-Jahren auf dem Balkan geschah. Das ist der erste Punkt. Zweitens, wenn die Handlungen der Truppen in Srebrenica und somit die Handlungen der Republika Srpska ihrer Armee gerechtfertigt werden, stellt sich Frage nach der Existenz eines solchen Staates. Ein einheitliches Bosnien-Herzegowina zu schaffen, gelingt weder den USA noch Großbritannien noch denjenigen, die ihnen helfen.
 
Stimmt es, dass es in Bosnien-Herzegowina keinen Konsens zu den Ereignissen jener Jahre geben kann?

Srebrenica-Gedenkstätte
Quelle: http://www.vice.com
 
Dort kann es keinen Konsens geben, da Bosnien-Herzegowina in drei Teile geteilt war, bei jedem dieser Gebilde gibt es eine eigene Version des Geschehenen. Und das, was heute geschieht – ich meine den Wunsch der Europäischen Union und der OSZE, die Handlungen der Serben als Völkermord einzustufen — wurde vom muslimischen Teil des Landes eingeleitet und wird von ihnen unterstützt. Die Serben ihrerseits versuchen ihre Position zu verteidigen. Deshalb bin ich der Ansicht, dass dieser Vorgang im Sicherheitsrat ein diplomatischer Erfolg Russlands war, da es als objektiver Faktor in der voreingenommenen Einschätzung der Ereignisse auf dem Balkan zu versuchen agiert, die wir beobachteten und beobachten. Es ist eine sehr ehrenvolle Position, weil man nur, wenn man genau weiß, was da und dort geschehen ist, irgendwelche Schlussfolgerungen ziehen kann — entweder verurteilen oder nicht verurteilen.
Die wichtigste Aufgabe des Sicherheitsrats in diesem Fall ist, eine Atmosphäre der Versöhnung auf dem Balkan zu schaffen, wozu die eingebrachte Resolution keinesfalls beiträgt.
 
Welche Folgen wird Russlands Veto gegen die Srebrenica-Resolution haben?
 
Einige Staaten wie die USA können mit eigenen Resolutionen auftreten, aber sie werden keine große Bedeutung haben, weil es die Position einzelner Länder ist. Das Wichtigste ist, dass uns Wissenschaftlern nicht die Möglichkeit genommen wurde, diese Frage weiterhin zu untersuchen, weil einer der äußerst unangenehmen Punkte in allen Varianten der Resolutionen Großbritanniens ist, dass eine Revision der Srebrenica-Frage bei einer Billigung des Dokuments unmöglich sein wird. Bisher wurde Historikern noch nie verboten, an beliebigen Themen zu arbeiten. Dennoch bin ich der Meinung, dass die Wissenschaftler die Untersuchung der Umstände jener Ereignisse fortsetzen und das Wichtigste tun müssen – alle Daten publik machen. (PK)
 
Dieses Interview haben wir mit Dank übernommen von http://de.sputniknews.com/politik/20150710/303201497.html#ixzz3fVnZG1lK

Bestätigt wurde uns der Inhalt dieses Interviews zwei Tage später durch den Inhalt dieser Internetseite:
https://srebrenica711.wordpress.com/ 
 


Online-Flyer Nr. 519  vom 15.07.2015

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