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Aktueller Online-Flyer vom 25. April 2024  

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Aktuelles
Glyphosat und Glufosinat wegen zu großer Gefahr freiwillig vom Markt nehmen!
Forderung an die Hauptversammlung von BAYER
Von Peter Kleinert

Anlässlich der heute, am 27. Mai, stattfindenden Hauptversammlung der Bayer AG in Köln fordern die Agrar Koordination, die Coordination gegen BAYER-Gefahren und das Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. den Konzern auf, die Produktion von Glyphosat und Glufosinat einzustellen. Wissenschaftlichen Studien zufolge kann Glufosinat Missbildungen hervorrufen und die Fortpflanzung schädigen. Auch im Fall des weltweit am häufigsten eingesetzten Unkrautvernichtungsmittels Glyphosat weisen wissenschaftliche Studien schon lange auf gravierende Gesundheitsgefahren hin. Die Substanz kann Fehlbildungen verursachen und wird von einem Expertengremium der WHO-Agentur für Krebsforschung (IARC) als „wahrscheinlich krebserregend beim Menschen“ eingestuft.
 
„BAYER sollte Konsequenzen aus der Einschätzung der Krebsforschungsinstitution der WHO ziehen. Es ist unverantwortlich, das wahrscheinlich krebserregende Glyphosat weiter zu vermarkten. Selbstverständlich erwarten wir auch von den politischen Entscheidungsträgern in der EU, sich für ein Verbot von Glyphosat einzusetzen“, erläutert Julia Sievers-Langer von der Agrar Koordination die Forderung, Glyphosat vom Markt zu nehmen.
 
Während bei Amazon.de für das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat im Netz mit der Schlagzeile "Niedrige Preise, Riesen-Auswahl‎" offenbar erfolgreich geworben wird, ist die Diskussion um Glyphosat bei BAYER-Kritikern hoch aktuell. Im Laufe dieses Jahres sollen VertreterInnen aller Mitgliedsstaaten im EU-Ausschuss „Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel“ endlich über die weitere Zulassung von Glyphosat nach 2015 entscheiden. Eine wichtige Grundlage dafür ist die Risikobewertung, die von vier deutschen Behörden durchgeführt wurde. „Die humantoxische Risikobewertung zu Glyphosat durch das zuständige deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) ist nicht nachvollziehbar und sollte grundlegend von unabhängigen Wissenschaftlern überprüft werden. Die Einschätzung, dass Glyphosat nicht humantoxisch sei, missachtet die Ergebnisse zahlreicher wissenschaftlicher Studien“, kritisiert Julia Sievers-Langer.
 
Der im Vergleich zu Glyphosat wenig beachtete Fall des Pestizidwirkstoffes Glufosinat verdeutlicht ebenfalls grundlegende Probleme des Pestizidzulassungssystems in Europa. Obwohl die EU-Kommission bereits im November 2013 in einer Verordnung bestätigt hatte, dass von dem Wirkstoff Glufosinat ein hohes Risiko für Säugetiere und Arthropoden (Gliederfüßler) ausgehe, soll der Wirkstoff nach wie vor bis September 2017 auf dem EU-Markt bleiben. „Es ist ein politischer Skandal, dass Glufosinat trotz der wissenschaftlichen Erkenntnisse über ökologische Schäden und schwerwiegende Gesundheitsgefahren weiter in der EU angewendet werden darf. Ein moralischer Skandal ist es, dass BAYER sich zum Ziel gesetzt hat, die Produktion von Glufosinat weltweit zu verdoppeln“ erklärt Philipp Mimkes von der Coordination gegen BAYER-Gefahren.
 
„Glufosinat zählt zu den hoch gefährlichen Pestizidwirkstoffen. Vor dem Hintergrund der Einstufung von Glufosinat als reproduktionstoxisch, ist die Beteuerung von BAYER, dass Glufosinat bei verantwortungsvoller und vorschriftsmäßiger Anwendung sicher für Mensch und Umwelt sei, zynisch – besonders im Hinblick auf den Einsatz von Pestiziden unter Armutsbedingungen“, so Susan Haffmans vom Pestizid Aktions-Netzwerk e.V. (PAN Germany).
 
„In Asien, Afrika und Südamerika werden oft selbst minimale Schutzvorkehrungen nicht eingehalten und die AnwenderInnen nicht angemessen über Risiken und Anwendungsbestimmungen aufgeklärt. Daran konnten auch die vielen Programme zur ´sicheren Pestizidanwendung´ nichts ändern“, erläutert Julia Sievers-Langer.
 
Noch in diesem Jahr soll auch die Zulassung von Glyphosat in der EU um zehn Jahre verlängert werden. Bereits Ende des Monats muss das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) einen abschließenden Bericht dazu an die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit schicken. Beim deutschen Bundesinstitut für Risikobewertung reagiert man laut Süddeutscher Zeitung verwundert auf kritische Einschätzungen. "Wir haben vor Kurzem 150 neue und 900 ältere publizierte Studien zu Glyphosat ausgewertet", sagte Roland Solecki, Leiter der Abteilung Sicherheit von Pestiziden beim BfR. Darunter seien auch diejenigen Studien gewesen, die jetzt in einer der ältesten medizinischen Fachzeitschriften der Welt, der wöchentlich erscheinenden Lancet als Beleg für die Gefährlichkeit von Glyphosat angeführt werden. "Das Ergebnis war, dass Glyphosat für Menschen nicht krebserregend ist. Die Schlussfolgerung der WHO ist für uns nicht nachvollziehbar", sagte der offenbar allzu BAYER-freundliche BFR-Mann Solecki. "Wir bemühen uns gerade, an Hintergrundinformationen zu kommen, wie die Neueinstufung zustande gekommen ist."
 
Man darf gespannt sein, wie die Mehrheit der BesucherInnen der ordentlichen Hauptversammlung der Bayer AG, die heute, am 27. Mai ab 10:00 Uhr im Congress-Centrum Koelnmesse, Eingang Nord, Halle 9, Deutz-Mülheimer-Straße 111 in 50679 Köln stattfindet, auf diese Diskussion reagieren wird. (PK)
 
 


Online-Flyer Nr. 512  vom 27.05.2015

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