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Aktueller Online-Flyer vom 16. April 2024  

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Kommentar
Laut Medien ein harmloses Kaffeekränzchen, wo nichts Wichtiges passiert
Die nächste Bilderberg-Konferenz steht uns bevor
Von Claudia von Werlhof

Eine Gesellschaft, die geheim und polizeilich weiträumig gesichert tagen darf und das mit Politikern, Wissenschaftlern und „handverlesenen“ Medienleuten aus aller Welt, ist der Beweis dafür, dass wir nicht in einer Demokratie leben. Denn, warum und wie schafft es diese Organisation, dass niemand darüber spricht, was dort vorgefallen ist? Ja, wie schafft sie es, dass die Eingeladenen überhaupt kommen? Denn die wissen doch, dass es dabei nicht um ihre schönen Nasen geht.


US-Viersternegeneral Philip M.
Breedlove war 2014 an der Spitze
mit dabei
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Hier ist man im Vorhof der Macht, der wirklichen Macht. Hierher wird eingeladen, wer ins Visier dieser Macht geraten ist. Und als was wird er/sie eingeladen? Als kommende/r VertreterIn dieser Macht, selbstredend. Die wirklich Mächtigen wollen, dass „wir“ in Gestalt derer, die dahin kommen, anschließend ihre Interessen vertreten: in Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, sozialen Bewegungen und Medien. Sie brauchen „uns“ als Erfüllungsgehilfen – denn sie können ja das nicht alles persönlich und alleine tun.
Die Eingeladenen sind die dazwischen, zwischen ihnen und der Masse, zwischen der Macht und den nicht Mächtigen. Aber offenbar können die Mächtigen nicht mächtig sein, wenn es diese dritte, eine Art Scharnierklasse nicht gäbe, die auf Befehl von oben sagt, was jeweils Sache ist, und wo es lang zu gehen hat.
Sehr viele, wenn nicht fast alle wichtigeren PolitikerInnen hier und in Deutschland sind dort gewesen, Vranitzky, Faymann..., Merkel, Trittin…
Was wäre eigentlich, wenn die Masse sich mit unabhängigen PolitikerInnen, WissenschaftlerInnen und JournalistInnen ihre Meinung selbst bilden würde? Ja, wo kämen die denn da hin, die da Oben?
Deshalb findet dort, bei diesem Geheimtreffen, nur eins statt - Indoktrinierung und, falls noch nötig, Gehirnwäsche: Worum geht es im Moment und überhaupt, was soll durchgesetzt, gesagt, vertreten, legitimiert werden, und was und wie nicht…
Was sonst?
Also so geheimnisvoll ist das nun auch wieder nicht. Wir hören und lesen es hinterher ohnehin: vom letzten Treffen dieser Art vielleicht, dass Putin einen Krieg gegen die Ukraine führt, und nicht, dass die ukrainische Armee die rebellischen Ostukrainer vertreibt und ermordet, und dass die sich selbstredend dagegen zur Wehr setzen. Oder dass die Ukraine mit Demokratie und in Freiheit leben solle, und nicht, dass Monsanto mit GMOs und die Ölindustrie mit Fracking schon zur neo-kolonialen Landnahme rüsten. Oder dass der IS eine „mittelalterliche“ islamistische Terrororganisation sei, und nicht, dass er von den USA, der NATO, Israel und Saudi Arabien seit Jahren erschaffen, ausgebildet und finanziert worden ist und mit dem Islam überhaupt nichts zu tun hat. Oder dass Griechenland „Hilfe“ von den „Institutionen“ brauche und sich ihnen beugen müsse, und nicht, dass es wie Zypern und Palästina über Erdgas vor der Küste, und ansonsten Uran und Gold verfügt – bzw. solange es darüber verfügt. Oder dass es einen „Plan B“ namens „Geoengineering“ brauche, um des angeblich durch CO2-Emissionen verursachten Klimawandels Herr zu werden, falls der Stopp dieser Emissionen nicht durchsetzbar bzw. folgenlos bleibt. Und nicht, dass das CO2 mit dem Klima ziemlich wenig zu tun hat, sondern nur ablenken soll von den Schäden, die das militärische Geoengineering seit Jahrzehnten auf der Erde verursacht, und nun sogar als „Retter“ im Gewande eines angeblich zivilen Geoengineering auftauchen und damit auch noch gerechtfertigt werden soll. Oder dass TTIP, TISA, CETA und TPP wichtig für einen Wirtschaftsaufschwung seien, und nicht, dass sie sie Europa zur Kolonie der US-Konzerne und des Militärisch-Industriellen Komplexes machen sollen. Oder dass bewiesen sei, wer die jüngsten Terroranschläge in Paris und Kopenhagen wirklich durchgeführt hätte, und nicht, dass sie bestimmten Interessen wieder mal sehr gut in den Kram passen, z.B. den Überwachungsdiensten, der Antiislampropaganda und der Einschwörung auf die Ziele derer „da Oben“.
Jedenfalls: Wer zu den BB geht, stellt sich zur Verfügung, und das mit Haut und Haar. Das wissen die, die das tun. Da gibt es kein Ver-Tun. Die Macht ruft und diejenigen, die sie vertreten wollen, kommen in Scharen. Vermutlich sind sie sogar stolz darauf. Sie werden dafür ausgewählt, bezahlt, hinterher (wieder)gewählt und für den Rest ihrer Tätigkeit im Dienste der Macht „gebrieft“. Bei Nichtgenügen können sie – ganz objektiv gesehen – jederzeit erpresst, bedroht, entlassen und vielleicht krank werden... Aber dem Ego ist gedient – oder was treibt sie dahin? Und: was wäre, wenn sie ablehnten? Hat es das schon einmal gegeben? Was waren die Folgen?
Macht ist immer nur die über Leben und Tod.

Wer in den Scheinwerfer der Macht gerät, sollte eins tun: Beine unter den Arm und nichts wie weg, und dies so schnell und weit wie möglich.
Mir selbst ist es ein paar Mal passiert – auf der Ebene der Diplomatie, irgendeines Bananenrepublik-Präsidenten, als Frau und als Professorin – im Ausland und im Inland. Es stellt sich dabei ein bestimmtes Gefühl ein, das sonst nicht vorhanden ist. Es meldet sich auf einmal ein Instinkt, der warnt. Er sagt, Du darfst auf keinen Fall in diesem Scheinwerfer bleiben. Denn dann wird es total unübersichtlich, dann ist Gefahr im Verzug, auch wenn es sich nur um eine Einladung zum Tee oder zu einem Empfang handelt. Denn die Regeln für das, was dabei geschieht, bestimmen andere, deren Motive Du nicht kennst, die aber keine Guten sein können. Du weißt plötzlich, hier verlierst Du vielleicht das einzige, was Du hast: die Überschaubarkeit deines eigenen Lebens und - deine Eigenmächtigkeit.
Komischerweise scheinen diejenigen, die der Einladung einer solchen Organisation Folge leisten, diesen Instinkt nicht zu haben. Sie gehen wirklich hin. Wundern sie sich dann darüber, was es mit ihnen macht?
Mein Plädoyer, ob in Tirol oder anderswo: Stell dir vor, es ist BB und keine/r geht hin! (PK) 
 
Einen Artikel über die Bilderberg-Konferenz 2014 finden Sie unter http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=20405
 
Claudia von Werlhof, geboren 1943, ist emeritierte Professorin am Institut für Politikwissenschaft der Universität Innsbruck. Sie hat diesen Kommentar zuerst veröffentlicht bei
http://fipaz.at/2015/05/20/prof-dr-claudia-von-werlhof-ueber-das-bilderberger-treffen-in-tirol-2015/
 


Online-Flyer Nr. 512  vom 27.05.2015

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