NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 24. April 2024  

Fenster schließen

Kommentar
Kommentar vom "Hochblauen"
Wer`s glaubt, wird nicht selig.
Von Evelyn Hecht-Galinski

Was bekommen wir momentan alles zu lesen? Putin verschwunden! Wurde er Vater? Hat er Grippe? Erlitt er einen Schlaganfall? Ist er im Kloster? Wurde er entmachtet? (1) "Unsere" Medien schaffen es immer wieder, ihre heimlichen Wünsche in die Schlagzeilen zu hieven und sich an Krankheiten und anderen Spekulationen über die von ihnen dämonisierten Personen zu delektieren. Am Montag kam endlich die befreiende Entwarnung und ein Ende des Wartens auf Putin. Putin ist wieder da! Doch jetzt werden die neuen Spekulationen blühen, wo er denn wirklich war und mit wem? (1a) Hauptsache Putin ist wieder da! 


Vladimir Putin – geht es immer noch gut
NRhZ-Archiv
Sollten wir deshalb nicht alle froh sein, wenn es Putin gut geht? Was wäre denn die Alternative? Ein Präsident von US-Gnaden? Ein Präsident wie der "US- freundliche Säufer" Jelzin? Oder ein Oligarch der nur seine geschäftlichen Interessen vertritt? Darüber würde sich vielleicht der "geldgeile Stinkefinger" der SPD, der gescheiterte Wahlkämpfer und ehemalige Kanzlerkandidat Steinbrück freuen. Aber der hat ja schon einen Posten bei der "Konkurrenz", dem Oligarchen der Ukraine, Firtasch! Obwohl auch dieses Projekt schon wieder auf mehr als wackligen Füßen zu stehen scheint, Ex-CDU Verteidigungsminister Scholz sprang ab. Andere Oligarchen machen jetzt auch nicht mit, dann bleiben halt nur illustre Gestalten wie Bernard Kouchner und Bernard Henri Levy (BHL) übrig. (2)
 
Wenn am 9. Mai in Moskau die Gedenkfeiern zum Ende des vor 70. Jahren von den Deutschen angezettelten Krieges begangen werden, wird die deutsche Kanzlerin Merkel fehlen und nicht dabei sein. Begründung: mit Blick auf das "russische Vorgehen auf der Krim und in der Ostukraine erscheint die Teilnahme an einer Militärparade nicht angemessen".
Nicht angemessen also, einer Militärparade einer russischen Armee beizuwohnen, die uns vor 70 Jahren befreit hat.
 
Erst am 1. September 2014 in Danzig, anlässlich des Gedenkens an den deutschen Überfall auf Polen, hatte es der deutsche Bundespräsident Gauck fertig gebracht, in seiner Rede Russland für sein Vorgehen in der Ukraine zu kritisieren, jedoch die 27 Millionen russischen Kriegsopfer durch deutsche Schuld zu vergessen und mit keiner Silbe zu erwähnen. Besonders schlimm als Vertreter eines Deutschland, das eigentlich ganz anders agiert, besonders wenn es darum geht, wegen der deutschen Vergangenheit die Kriegsverbrechen und Völkerrechtsverbrechen des "Jüdischen Staates" zu tolerieren. Aber das ist für Gauck natürlich mehr als schwierig bei dieser familiären braunen und Anti-Russland Vergangenheit! (3)
 
Merkel wird also nun am 10. Mai zusammen mit Präsident Putin einen Kranz am Denkmal für den unbekannten Soldaten niederlegen um zu zeigen, dass sie damit der "grausamen Vergangenheit" gedenkt, aber Russland nicht mehr als geachteten und gleichwertigen Partner sieht.
Was ist das für eine Politik, die die Nato-Partner in ihrem Expansionsdrang unterstützt, die USA einen Keil zwischen Russland und die Deutschen rammen lässt und Russland demütigt und missachtet? Nach dem Auschwitz-Gedenken ohne die Befreier, jetzt das Gedenken an die Befreiung, ohne die Befreiten.
Auch Merkel wird höchstwahrscheinlich den 8. Mai bei einer polnischen (mit Nato-Verstärkung?) Militärparade verbringen.
Wieder einmal haben wir uns gegen Russland und Putin gewandt, der auch noch gute Miene zu diesem schändlichen Spiel macht, um sein Gesicht gegen Merkel nicht ganz zu verlieren.
 
Ich schäme mich fremd, wenn 70 Jahre nach Kriegsende, mit 27 Millionen durch deutsche Soldaten getöteten russischen Kriegsopfern, Russland/Putin und sein durchaus verständliches Handeln, was die Krim betrifft, mit der Machtergreifung der Nazis verglichen wird.
Die fortwährende "Nato-Ost-Erschleichung", die mit dem Beitritt Ungarns und Polens zur Nato und zur EU begann und sich mit der Ukraine fortsetzen soll, konnte Russland/Putin doch aus strategischen Gründen nicht unwidersprochen hinnehmen.
Warum hörte man Putin auf seiner hervorragenden Grundsatzrede von 2007 nicht richtig zu? (4)
Da stellte er ganz klar fest: Bis hierher und nicht weiter. Aber es ging unaufhaltsam weiter!
Deutschland sollte endlich daran denken, dass wir Nachbarn von Russland sind und ein gutes Verhältnis ein Gewinn für Deutschland wäre. Es muss Schluss sein mit dem blinden Vertrauen zu den USA, die nur ein Interesse haben, nämlich ihre "Partner" unter ihrer Kontrolle zu haben und ihre Hegemonieansprüche auszuweiten. Außerdem arbeiten Think-Tanks, wie STRATFOR und andere, schon seit Jahrzehnten an dem US-Hauptziel, ein Bündnis Russland/Deutschland zu unser aller Nutzen, zu verhindern! Was ihnen immer mehr zu gelingen scheint, aber unbedingt und in unserem Interesse zu verhindern wäre! (5)
 
Insofern bin ich mir sicher, dass die schwarz-rote Regierung nicht im Sinne der Mehrzahl der deutschen Bürger handelt! Schließlich lobte auch der SPD-Außenpolitiker Rolf Mützenich Merkels Vorgehen. Aber bei dieser SPD wundert mich sowieso nichts mehr!
Egal ob Russland-Politik, Voratsdatenspeicherung, oder TTIP, sie sind eingebettet in die GRO/KO und gegen unsere Interessen! (6)
 
Ein Vorteil: diese Politik der alternativlosen rechten Anpassung und Wählerverrats, bringt der SPD keine Stimmen, sondern nur Wählerschwund! (7)
Was bekommen wir also von der Politik und den eingebetteten Medien vorgesetzt? Putin und Russland sind gefährlich, die Ukraine ist unser Partner, und alle, die anderer Meinung sind, werden zu Verschwörungstheoretikern, USA-Hassern oder Russland Verstehern, oder - noch schlimmer - zu Antisemiten stilisiert!
Unsere Köpfe werden medial zugemüllt, -gedruckt und -gesprochen. Von den "journalistischen transatlantischen Trollen", die sich dank politischer Hilfe vermehren, wie die Kaninchen.
Darum kann ich es nur immer wiederholen was schon Kurt Tucholsky schrieb: "Lügen ist ihr Geschäft"!
Wer`s glaubt wird nicht selig! Das sollten wir nie vergessen. Glauben ist eben nicht Wissen und Unwissen macht dumm!
 
Wenn schon Regeln, dann die gleichen für alle Religionen!
Muslimischen Organisationen in Deutschland soll das Sammeln für karitative Zwecke verboten werden. Warum wird es jüdischen Organisationen erlaubt und sogar noch unterstützt? Warum wird es christlichen Gemeinden gestattet, in der islamischen Welt Geld zu sammeln und zu spenden? Warum wird das christliche Missionieren in der Dritten Welt seit Jahrhunderten unterstützt und nicht als Menschenrechtsverletzung geahndet? Warum wird der Islam als Bedrohung und frauenfeindlich empfunden, während christliche Fundamentalisten und jüdische Haredim (orthodoxe Juden) jüdische Frauen massiv ihrer Rechte berauben? (8)
 
Auf die kommenden Wahlen im "Jüdischen Staat" möchte ich dezidiert erst im nächsten Kommentar eingehen. Nur soviel: es ist fast unerheblich, ob Netanjahu wieder israelischer Ministerpräsident wird, denn es wird immer eine rechtsnationale Regierung mit dem Likud und dem "zionistischen Lager" regieren. Allein schon die Umbenennung von Arbeitspartei in "zionistisches Lager" sagt schon sehr viel über das Denken dieser Koalition. Auch ohne Netanjahu wird sich für die Palästinenser nichts ändern! (8a)
 
Gerade der "Jüdische Staat" mit seinen auf dem Alten Testament beruhenden Gesetzen wird als moderner und demokratischer Staat bezeichnet, während die Scharia als fundamentalistisch verdammt wird. Beide Gesetze sind nicht für ein modernes auf demokratischen Grundwerten bestehendes Staatsgebilde geeignet. Wie gesagt, es ist nicht die Kippa, es ist nicht das Kopftuch, es sind die Köpfe, es sind Riten wie Beschneidung an hilflosen Geschöpfen, die es wert sind, geändert zu werden. Aber immer mit gleichem Maß, ohne Doppelstandards!
Religion ist Privatsache und Glauben auch, sollte aber von jeder politischen Instrumentalisierung befreit werden!
Wer`s glaubt, wird nicht selig!
 
Auf die kommenden Wahlen im "Jüdischen Staat" werde ich vielleicht noch kurz kurz heute Nacht unter diesem Kommentar eingehen.
Nur soviel: es ist fast unerheblich ob Netanjahu wieder israelischer Ministerpräsident wird, denn es wird immer eine rechtsnationale Regierung mit dem Likud und dem "zionistischen Lager" regieren. Allein schon die Umbenennung von Arbeitspartei in "zionistisches Lager" sagt schon sehr viel, über das denken dieser Koalition.
Natürlich wird der "zionistische Herzog" mit Likud und Netanjahu, Bennett oder wem auch immer, eine Koalition eingehen, nur um nicht mit der "Arabischen Liste" eine Koalition zu bilden! (9)
 
Der "Jüdische Staat" bezeichnet sich zwar als "einzige Demokratie im Nahen Osten", ein mehr als "abgelutschtes" Schlagwort, das vertuschen soll, dass Israel eine Ethnokratie für die jüdischen Bürger im "Jüdischen Staat" ist. Die Mehrheit der jüdischen Bürger lässt die palästinensischen Mitbürger nichts Relevantes entscheiden, und Palästinenser sind den jüdischen Israelis "nicht koscher" und daher "unrein"! Hierzu auch das mehr als informative Interview mit Moshe Zimmermann vom 15.03. im DLF! (10)
Zimmermann bringt es auf den Punkt, der "Jüdische Staat" ist tendenziös rassistisch, gerade auch die Jugend ist verpestet rechtsradikal, eine besonders schlimme Tatsache und wenn auch noch die neue Nachfolgepartei von Schas und Pateigründer Kahane mehr als die nötigen 3,5 % für den Knesset-Einzug erreichen wird, dann ist der rechte jüdische Rassismus im "Jüdischen Statt" komplett!
 
Auch der Internationale Presseclub vom letzten Sonntag auf Phoenix war ein Beispiel für Journalismus der "besonderen Art" wenn es um den "Jüdischen Staat" geht. Da durfte für den jüdischen Part, der u.a."Welt-Schreiber" Gil Yaron sitzen und die Thesen des israelischen Außenministeriums vertreten. Ihm zur Seite stand der "berüchtigte" Tagesspiegel-"Atlantik Troll" Christoph von Marschall. Da waren die Bemühungen des palästinensischen Journalisten Aref Hajjaji auf mehr als verlorenen Posten. Es war wieder einmal eine "Sternstunde der Ausgewogenheit", einfach zum Wegsehen!
 
Machen wir uns also nichts vor. Ob Bibi (Netanjahu)i, Buji (Herzog), Tzipi (Livni) oder wem auch immer, es geht nicht um die Palästinenser, es geht nicht um den Frieden, es geht nicht um ein Ende der illegalen Besatzung, Abrieglung, oder Annexion, es geht nur um "Israel Sicherheit".
Buji spricht genau die gleichen Sätze wie Bibi : " Israel werde weiter sein Staatsgebiet am Jordan verteidigen und über den Fortbestand der großen israelischen Siedlungen in den besetzten Palästinensergebieten muss man erst gar nicht erst diskutieren".
Was ist mit Jerusalem?
Der "Jüdische Staat" ist und bleibt alternativlos rassistisch, hoffnungslos für das palästinensische Volk.
Allerdings frage ich mich, wann werden endlich die letzten der Unterstützer des "Jüdischen Besatzer-Staats" sich besinnen und anstatt von der Zwei-Staatenlösung zu träumen, den einen säkularen demokratischen Staat Palästina für alle seine Bürger unterstützen?
Denn ohne diese radikale Operation der Beseitigung der Besatzung und dieses Jahrzehnte dauernden Palästina-Konflikts wird es niemals ein Ende der explosiven Gewalt im Nahen Osten geben.
Der "Palästina-Konflikt" ist der Grund allen Übels und wird nur durch Druck von außen geregelt werden können, damit die "Jüdische Besatzung" endlich beendet wird.
Da helfen auch keine Wahlen, sondern nur ein vollständiger Systemumbau, vom "jüdischen Besatzer-Staat" bis zur Palästinensischen Autonomiebehörde, eine freie Wahl für Gesamtpalästina!
Free Palestine! From the River to the Sea Palestine has to be Free! (PK)
 
(1) http://www.spiegel.de/politik/ausland/wladimir-putin-abwesenheit-von-russlands-praesident-befeuert-geruechte-a-1023541.html
(1a) http://www.spiegel.de/politik/ausland/wladimir-putin-tritt-wieder-oeffentlich-auf-a-1023755.html
(2) http://www.spiegel.de/politik/deutschland/steinbruecks-ukraine-mission-ex-minister-scholz-macht-nicht-mit-a-1022916.html
(3) http://sicht-vom-hochblauen.de/auschwitz-gedenken-gauck-eine-zumutung-fuer-die-opfer-und-hinterbliebenen/
(4) http://de.sputniknews.com/meinungen/20070213/60672011.html
(5) https://www.youtube.com/watch?v=QeLu_yyz3tc
(6) http://www.noz.de/deutschland-welt/politik/artikel/556140/sigmar-gabriel-klar-fur-vorratsdatenspeicherung
(7) http://www.spiegel.de/politik/deutschland/sigmar-gabriel-spd-chef-gibt-bundestagswahl-2017-verloren-a-1023347.html
(8) http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/in-israel-tritt-eine-ultraorthodoxe-frauenpartei-an-13477594.html
(8a) http://www.taz.de/Menschenrechtler-ueber-Israel/!156486/
(9) http://mondoweiss.net/2015/03/netanyahu-likely-because?utm_source=Mondoweiss+List&utm_campaign=2062e7b2f6-RSS_EMAIL_CAMPAIGN&utm_medium=email&utm_term=0_b86bace129-2062e7b2f6-398528521
(10) http://www.deutschlandfunk.de/knesset-wahl-nationalistische-tendenz-bleibt-bestehen.694.de.html?dram:article_id=314274


 
Evelyn Hecht-Galinski ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom "Hochblauen", dem 1165 m hohen "Hausberg" im Badischen, wo sie mit ihrem Ehemann Benjamin Hecht lebt: sicht-vom-hochblauen.de.
2012 kam ihr Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles" heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro.
Am 28. September 2014 wurde sie von der NRhZ mit dem vierten "Kölner Karls-Preis für engagierte Literatur und Publizistik" ausgezeichnet.
 
 
 


Online-Flyer Nr. 502  vom 18.03.2015



Startseite           nach oben