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Kommentar
Unser Bundespräsident - eine emotionale Zumutung beim Auschwitz-Gedenktag
Wenn Gedenken zur Banalität verkommt
Von Evelyn Hecht-Galinski

Was denkt sich der Bundespräsident? Auch wenn er laut Protokoll das Recht hat, einmal in seiner Amtszeit zum Auschwitz-Gedenktag eine Rede zu halten, muss das unbedingt zum 70. Gedenktag der Befreiung durch die sowjetischen Truppen sein? Muss das überhaupt sein? Was verbindet denn Herrn Gauck mit Auschwitz?
 

Plakat von verschiedenen Demonstrationen 

 
Nicht dass Sie mich falsch verstehen: Niemand kann etwas für seine Vorfahren oder für die (Nazi-) Vergangenheit seiner Eltern, aber er kann etwas für die “Aufarbeitung” von Vergangenheit und Gegenwart dieser Familiengeschichte tun, statt scheinheilig nun des Schreckens der Nazi-Diktatur zu gedenken und die eigentlichen Befreier gar nicht dazu einzuladen.

Ostern 1943: Mutter, Schwester Marianne und Joachim Gauck zu Besuch beim Nazi-Vater in Adlershorst bei Gdingen im besetzten Polen.
Quelle: Die-privaten-Bilder-des-Joachim-Gauck in Springers Welt
 
Leidet Herr Gauck an einer Russophobie wie seine Eltern? 
Wenn dem so ist, dann gäbe es auch da noch so einiges aufzuarbeiten. Doch die Fakten sprechen für sich: 
Was er im Juni 2013 vor den “15. Potsdamer Begegnungen”, einem deutsch-russischen Forum, das einst von Bundespräsident Roman Herzog ins Leben gerufen wurde, zum Thema “Vergangenheitsaufarbeitung” von sich gab, war so unverfroren, dass es einem die Schamröte ins Gesicht trieb.
 
Dieser “deutsche Sohn” von Eltern, die man nur als “treue Gefolgsleute der Faschisten” bezeichnen kann – beide Parteimitglieder, Mutter 1932, Vater 1934 in die NSDAP eingetreten – stellt diese nur als “Mitläufer” dar.
 
Mit “Mitläufern” in der DDR kennt sich Gauck ja auch aus, diese Gene haben sich wohl vererbt. Damit nicht genug, forderte er nun auf diesem Forum Russland allen Ernstes zur Aufarbeitung seiner “Schuld” am Zweiten Weltkrieg auf – ein Land, das im Kampf gegen Faschisten, Nazis und “Mitläufer” ungefähr 27 Millionen Menschen verloren hatte. Er brachte also tatsächlich die deutsche und die russische “Aufarbeitung” in einen Zusammenhang und bezeichnete sich sogar als “Fachmann auf diesem Gebiet”.
 
Dazu sein Satz: “…Nur, wer seine Schuld eingesteht, kann die Vergangenheit aufarbeiten.”
 
Herr Gauck trägt eine gehörige Verantwortung, wenn es ganz aktuell um Kriegstrommeln gegen Russland geht. Siehe dazu NRhZ 463 vom 16.06.2014. (1)
 
Für all die Opfer von Auschwitz, die Überlebenden und die Hinterbliebenen bedeutet sein Auftritt am 27. Januar im Bundestag eine erneute emotionale Belastung, eine Retraumatisierung, denn Gauck ist kein Mann der Versöhnung, wie seine Rede auf der Münchner Sicherheitskonferenz mehr als deutlich zeigte.
 
Schon im Februar 2014 legte er nach und plädierte im Deutsche Welle-Interview für ein Deutschland, das seiner Verantwortung in der Welt gerecht wird, im äußersten Notfall auch mit Waffen!
 
In einer Zeit, in der wieder die Gefahr eines Krieges mit Russland heraufbeschworen wird, sollte ein anderer diesen Gedenktag begehen.
 
Dieses Gedenken verkommt zu einer präsidialen Banalität.
 
Leider lässt sich der Auftritt wohl nicht verhindern, was für mich einem kollektivem Versagen gleichkommt.
 
Ich schließe mit einem Tucholsky Zitat:
"Lügen ist ihr Geschäft".
 
 
Hinweis der Redaktion:
Am 27. Januar jährt sich die Befreiung des Konzentrationslager Auschwitz zum 70sten mal. Befreit wurde das bekannteste Todeslager der Nazis durch die Rote Armee. Dennoch ist 2015 Vladimir Putin nicht auf eine gemeinsame Gedenkfeier mit den anderen großen Staatschefs eingeladen.
Der Holocaust-Gedenktag wird politisch missbraucht, so Evelyn Hecht-Galinski. Ihr Vater hatte Auschwitz überlebt. Sein Motto war Zeit seines Lebens: „Ich habe Auschwitz nicht überlebt um zu neuem Unrecht zu schweigen“.
Wer wird 2015 die traditionelle Rede zum 27. Januar 1945 im Deutschen Bundestag halten?
Evelyn Hecht-Galinski ließ diese Frage keine Ruhe. Ihre Recherchen ergaben, dass es Bundespräsident Joachim Gauck sein wird. Der Mann also, der wie kein anderer Präsident vor ihm, keinen Hehl daraus macht, dass er für Russland unter Putin wenig übrig hat.
Auffällig ist, dass Gauck als Redner zum Tag der Befreiung bis heute nicht genannt wird. Es scheint fast so, als würde man ein Geheimnis um seinen Auftritt machen. Weder auf den Seiten des Kanzleramtes, des Bundestages noch des Bundespräsidialamtes findet sich ein Hinweis. Warum ist das so?
Im Gespräch mit KenFM nimmt Evelyn Hecht-Galinski kein Blatt vor den Mund. Sie hält Gauck für einen Scharfmacher und damit den am wenigsten geeigneten Menschen um zum 27. Januar den Opfern der Shoah zu gedenken.
Siehe: KenFM
https://www.youtube.com/watch?v=ZjLosV26c6o
 
 
(1) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=20462
 
 


Online-Flyer Nr. 494  vom 21.01.2015



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