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Globales
Ist an Cubanern begangenes Unrecht weniger Unrecht?
Das Schweigen der Kirchenmänner
Von Heinz-W. Hammer

Im September 2014 haben Pater Antonio Tarzia von der Cassiodoro-Gesellschaft und Professor Luciano Vasapollo von der Universität La Sapienza Papst Franziskus einen Brief zum Fall der "Miami5" bzw."Cuban Five", von denen drei seit über 16 Jahren (!) immer noch unschuldig in US-Gefängnissen inhaftiert sind, überreicht. (1) Damit hatten sich die beiden Petenten eingereiht in eine große, weltweite Gruppe von kirchlichen Würdenträgern, die sich für die Freilassung der MIAMI 5 einsetzen.

Papst Franziskus
NRhZ-Archiv
 
Dazu zählen u.a. der Friedensnobelpreisträger Bischof Desmond Tutu (Südafrika), der Erzbischof von Detroit/USA Thomas J. Gumbleton, Pater Geoffrey Bottoms aus England, Pater Michael Lapsley (Südafrika, der im Kampf gegen die Apartheid beide Hände verloren hatte) und die ehemalige U.S.-Kirchenrätin Reverend Dr. Joan Brown Campbell; weitere Persönlichkeiten sind u.a. in einer internationalen Petition vom 11.03.2009 dokumentiert. (2) 
 
Dies hatte die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V., Regionalgruppe Essen (FG), zum Anlass genommen, sich am 10. Oktober 2014 an die höchsten katholisch-kirchlichen Funktionsträger im Bistum Essen, die Herren Bischof Franz-Josef Overbeck, Weihbischof Ludger Schepers, Weihbischof Wilhelm Zimmerman und Generalvikar Monsignore Klaus Pfeffer zu wenden. Darin wurden die Adressaten gebeten, ihrerseits zu diesem Fall Stellung zu nehmen und der FG ihre Antwort mitzuteilen. Zugleich wurden sie gebeten, sich bei Papst Franziskus dafür einzusetzen, dass das Oberhaupt der katholischen Kirche sich öffentlich für die Freilassung dieser drei unschuldigen Cubaner einsetzen möge. (3)

Drei von ihnen - Gerardo Hernández, Ramón Labañino und Antonio Guerrero - seit über 16 Jahren unschuldig in US-Gefängnissen
NRhZ-Archiv
 
Während die Herren Schepers, Zimmermann und Pfeffer erst gar nicht reagierten, ließ Herr Overbeck am 15. Oktober durch seinen Referenten für Politik, Wirtschaft und Soziales ausrichten, dass "da Sie hinsichtlich dieses Falls den Papst selbst postalisch involviert haben, er als Essener Ortsbischof nicht auch noch die Sachlage prüfen kann, zumal von Deutschland aus sachgerechte Einschätzungen sehr schwer vorzunehmen seien."
 
In der darauf erfolgten Antwort der FG vom 16.10.2014, wies diese darauf hin, dass sie eben nicht "den Papst selbst postalisch involviert" hätte. Auf die vermeintliche "Nicht-Zuständigkeit" als Essener Ortsbischof antwortete die FG Herrn Overbeck u.a. mit folgendem Hinweis: "Als Repräsentant einer weltweit tätigen Institution wird uns Herr Bischof Overbeck sicherlich zustimmen, wenn wir auf den Umstand hinweisen, dass Ihre katholische Kirche und deren regionale Repräsentanten durchaus regelmäßig Stellung zu internationalen Vorgängen auf allen Kontinenten nehmen. Und da das Internet ein überaus praktikables Werkzeug zur Informationsbeschaffung darstellt, bedarf es u. E. nicht sehr vieler Recherchearbeit, um "von Deutschland aus zu einer sachgerechten Einschätzung zu gelangen" – z.B. über die deutschsprachige Website des Solidaritätskomitees "Basta Ya!" (4) Leider hat Herr Overbeck auf diesen Einwand nicht mehr antworten lassen.

Essener Bischof Franz-Josef Overbeck
Quelle: wikipedia/ACBahn
 
Auf der Homepage des Bistums Essen ist als dessen Selbstverständnis zu lesen: "Solidarität weltweit - Der Einsatz für den Nächsten ist eine Grundaufgabe der Kirche. Christlicher Glaube und Solidarität gehören zusammen: "Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan" (Mt 25,40b). Wer Christus glaubwürdig verkündigen will, kann an den Armen nicht vorbeilaufen. Die Armut vor der eigenen Haustür fordert die Christen ebenso heraus wie das Leid weltweit." (5)
 
Die Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V. fragt:
"Ist begangenes Unrecht, dass an Cubanern verübt wird, die loyal zu ihrer Regierung stehen, weniger Unrecht?
Ist das Leid, das diesen fünf Männern und ihren Familien seit 16 Jahren angetan wurde bzw. wird, keine "Herausforderung" für die Repräsentanten des Bistums Essen?
Können die höchsten katholisch-kirchlichen Funktionsträger im Bistum Essen an diesem Unrecht einfach "vorbeilaufen"?
Wann wird auch die örtliche kath. Kirche ihren eigenen Ansprüchen gerecht und sich für die Freilassung der drei noch in den USA inhaftierten Cubaner Gerardo Hernández, Ramón Labañino und Antonio Guerrero einsetzen?" (PK)
 
(1) siehe: http://www.cubafreundschaft.de/M%205,%20ab%202012/M%205,%202014-09-25,%20PL%20-%20Papst.pdf
und http://www.cubafreundschaft.de/M%205,%20ab%202012/M%205,%20CHRONOLOGIE,%202014-06-26.pdf
(2) http://www.miami5.de/news/brief-clinton.html
(3) http://www.cubafreundschaft.de/Home/2014-10-10,%20Brief%20der%20FG%20Essen%20an%20kath%20Funktionstraeger.pdf
(4) http://www.miami5.de/info_n.html
(5) http://www.bistum-essen.de/soziales-hilfe/hilfswerke.html
 
Heinz-W. Hammer ist Vorsitzender der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba e.V., Regionalgruppe Essen 


Online-Flyer Nr. 483  vom 05.11.2014

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