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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Kommentar
Kommentar vom Hochblauen
Warum stehen nicht auch Juden gegen Hass auf?
Von Evelyn Hecht-Galinski

Am Freitag, dem 19. September, fanden bundesweit Demonstrationen und Kundgebungen gegen Hass und Unrecht statt. Die TeilnehmerInnen wollten gemeinsam für Frieden und gegen Extremismus aufrufen. Sehr lobenswert, wie sich die vier deutschen Islamverbände gegen Gewalt im Namen des Islam aussprachen. Ihr Koordinationsrat erklärte, man erhoffe sich durch das Vorleben eines friedvollen Miteinanders auch eine positive Signalwirkung für die Konfliktherde im Nahen Osten.
 
Besonders scheinheilig erscheint mir allerdings, dass sich der Zentralratspräsident der Juden, Dieter (Sie wissen schon!) Graumann, der es nicht für nötig gehalten hatte, zur unnötigsten Demonstration des Jahres in Berlin am 14. September einen muslimischen Vertreter als Redner einzuladen, sich jetzt mit diesem Aktionstag solidarisierte. Ayman Mayzek hätte als oberster Vertreter des Zentralrats der Muslime nämlich sehr gern auf dieser Demo gegen Judenhass in Berlin eine Rede gehalten, bekam diese Chance allerdings nicht! Die bekamen nur Glaubensvertreter der "Christlich-Jüdischen Wertegemeinschaft" wie EKD-Präses Schneider und Kardinal Marx! Mir ist noch nie aufgefallen, dass diese sich von Extremisten in den eigenen Reihen distanziert hätten!
 
Graumann, der, wenn es um Israel geht, nicht neutral sein will, verteidigt damit in Nibelungentreue eine "Jüdische Besatzungs-Ethnokratie", die Kriegsverbrechen und Völkerrechtsverbrechen gegen Muslime begeht. Gerade dieser Graumann verlangt aber, dass sich Muslime von Extremisten in den eigenen Reihen distanzieren. Was sie auch eilfertig taten!
Warum distanziert er sich nicht von den jüdischen Extremisten, die als Horden durch den jüdischen Staat ziehen, "Tod den Arabern!" brüllen und auf deren Häuser und Wände schmieren. Warum distanziert er sich nicht von den jüdischen Extremisten und Siedlern, die Palästinenser angreifen, verletzen, ja sogar ermorden und auch ihre Ernte, Olivenbäume und Infrastruktur zerstören?
Warum distanziert er sich nicht vom stellvertretenden Parlamentssprecher des "Jüdischen Staates", Moshe Feiglin, der im Juli während des Gaza-Massakers, "Gaza als ewigen Teil des Jüdischen Staates" bezeichnete, oder erklärte, dass nur Juden die "Full Citizenship" verdienen, also Bürger Israels zu sein, oder die Araber als eine "Gesellschaft von Dieben und Räubern" bezeichnete. Diese knappe Auswahl faschistisch-rassistischer Äußerungen ließe sich seitenlang fortführen. Volksverhetzung von Politikern und Rabbinern ist mittlerweile zum legitimen Volkssport im "Jüdischen Staat" geworden. (1)
 
Solche Äußerungen würden in Demokratien zu Konsequenzen führen. Dazu schweigen Sie, Dieter Graumann, oder bedeutet das Schweigen auch Solidarität zu solchen Sprüchen? Er erhielt sogar die Gelegenheit, in einer Frankfurter Moschee "ein Zeichen der Solidarität" zu setzen. Was ist das für eine Solidarität? Indem er sich mit Muslimen scheinbar solidarisiert, die er auf seiner Kundgebung noch beschuldigt hatte, "die schlimmsten antisemitischen Parolen auf deutschen Straßen gebrüllt zu haben". Er sieht auch in ganz Europa einen Welle des "muslimischen Judenhasses" und fühlt sich an die schlimmsten Zustände seit der Nazi-Ära erinnert. Was ist das für eine geballte Ladung an vereinfachenden und ablenkenden Unwahrheiten. Und wie reagieren die muslimischen Verbände? Sie lassen sich sofort vor diesen Karren spannen und distanzieren sich von Extremisten im Islam. Wie der Vorsitzende Ayman Mayzek in der Springer-BILD! (2)
 
Warum verlangen diese Verbände, wie auch der Zentralrat der Muslime und Mayzek, bevor sie sich von Extremisten in den eigenen Reihen distanzieren nicht, dass sich der Zentralrat der Juden und andere jüdische Organisationen endlich einmal auch von "jüdischen Extremisten" und einem "Jüdischen Staat" distanzieren, der Minderheiten nicht die gleichen demokratischen Rechte im Land gewährt und Gesetze nach einer "jüdischen Scharia"-Rechtsordnung hat! So ist es nicht möglich, im "jüdischen Staat" ohne "jüdische Trauung" durch einen orthodoxen Rabbiner zu heiraten, was es natürlich auch unmöglich macht, einen nichtjüdischen Partner zu heiraten. Die Halacha als lebendes Recht in Israel! (3) Und die "Jüdischen Verteidigungssoldaten" werden für ihre Mordseinsätze gesegnet! (4) Panzer und und Kampfjets tragen das Emblem des Davidsterns, und zu den brutalsten "Verteidigungssoldaten-Einheiten" gehören die der orthodoxen Kämpfer, man könnte sie auch "Judaisten" nennen.
 
Vielleicht sollten jüdische Funktionsträger, die immer vom Antisemitismus in der Mitte der Gesellschaft in Deutschland klagen, und deutsche Politiker, die in ihrem ungebremsten Philosemitismus eilfertig diese Sätze "nachplappern", aber dabei vergessen, dass die Rechte und der Rassismus längst in der Mitte des "Jüdischen Besatzer-Staates " angekommen sind und sich dort etabliert haben, darüber mal ein bisschen nachdenken! (5)
 
Es scheint mir allerdings, dass die vielen hundert ertrunkenen Flüchtlinge aus dem Gaza-Ghetto, die immer verzweifelter versuchen, aus dem Elend und der Hoffnungslosigkeit im Gazastreifen zu entfliehen, dafür viel Geld an Schleuserbanden bezahlen und danach trotzdem diese Tunnelwanderungen und die Schifffahrt mit dem Leben bezahlen, den Tod nicht so sehr fürchten wie das trostlose Leben ohne Perspektiven im von Ägypten und den "Jüdischen Besatzern" abgeriegelten und zerstörten Gazastreifen! Der "Jüdische Staat", macht trotz aller Versprechen keinerlei Zugeständnisse, und es ist nur eine Frage der Zeit, wann der nächste Angriff kommt. Sollten die Streitereien, gegenseitigen Anschuldigungen und Rücktritte in der Regierung des "Jüdischen Staates" immer weiter gehen - und davon ist auszugehen - dann wird dieser Tag schneller da sein, als wir alle denken. Denn die Regierung des "Jüdischen Staates" braucht erneut Krieg und Zerstörung als Ablenkungsmanöver, weil der "Jüdische Staat" mit Frieden nicht umgehen kann! Israel will alles, nur keinen Frieden! Der Jüdische Staat" wartet doch nur auf Raketen aus Gaza um "reagieren" zu können.
 
Im Gazastreifen gibt es inzwischen nicht umsonst immer mehr Zuspruch für die Hamas und deren Widerstand! Die tun wenigstens etwas, heißt es immer häufiger! Tatsächlich ist die Hamas heute keineswegs eine Terrororganisation, vielmehr ist das eine gewählte Regierungspartei, die man ernst nehmen sollte. Wer weiß, was nach der Hamas kommen würde, wenn sich die Zustände im abgeriegelten Gazastreifen und im besetzten Palästina nicht endlich verbessern und das Leben für die Menschen dort nicht erträglicher wird.
 
So aber züchtet man todesmutige Extremisten, gerade auch Jugendliche, die nichts zu verlieren haben, außer ihrem armseligen Leben. Darüber sollten die Politiker einmal nachdenken, die immer den "islamischen Terrorismus" anprangern und bekämpfen wollen!
Bekämpfen sollte man die Ursachen des Extremismus und nach Lösungen suchen, wie ein sofortiges Ende der Besatzung, der Abriegelung und Demütigung!
Sind nicht gerade die vielen jungen Menschen, die anfällig werden für religiösen Fanatismus und Extremismus, entsetzt über die Missachtung und Respektlosigkeit islamischen Lebens?
Ohne Einbindung der Hamas in eine Friedenslösung, allein mit der "gemäßigten Fatah", die sich so gut mit dem Westen und den "jüdischen Besatzern" arrangiert hat, wird es nie zu einem positiven Signal für die traumatisierte palästinensische Gesellschaft kommen.
 
Schluss mit der Verweigerung des Rückkehrrechts für Palästinenser nach Palästina! Schluss mit dem weiteren Landraub in Palästina! Schluss mit der Besatzung und der Abriegelung, anstatt auf immer neuen Demonstrationen falsche Solidarität mit Kriegsverbrechern und Menschenrechtsverletzungen einzufordern!
 
Ich vermisse bei Präsident Graumann Empathie mit den Palästinensern. Ich vermisse auch die Sprüche des "Bundesgaucklers" gegenüber dem "Jüdischen Staat", die er am Freitag so vollmundig gegenüber Russland äusserte. Russland wirft er den Bruch des Völkerrechts und den Bruch der Menschenrechte vor und hält einen Staatsbesuch in Russland angesichts der "Lage in der Ukraine" für nicht möglich! Solche Bedenken hatte der "Bundes-Provokateur" bei seinem Staatsbesuch im "Jüdischen Staat" nicht und kritisierte diesen auch nicht, im Gegensatz zu Staaten wie Russland oder der Türkei, die er so gerne kritisiert!
 
Erneut plädierte Gauck auch für die "Ost-Erweiterung" der Nato. Er fand auch, dass man bei Konflikten "früher hinsehen" müsse. Nur bei den Menschenrechtsverletzungen und dem Bruch des Völkerrechts durch den "jüdischen Besatzer Staat", der mit uns die Werte und die deutsche Staatsräson teilt, sieht der "Pastor-Präsident" gütig, christlich hinweg, da traut er sich nichts! Dieser "streitsüchtige Präsident" ist schon ganz beseelt von einer zweiten Amtszeit im Schloss Bellevue, Halleluja! Und natürlich hat er die inzwischen abgeschlossene Rücktrittspetition nicht befolgt! (6) Mir bereitet der Gedanke an diesen "selbstverliebten Gauckler" und seine Phrasen über Freiheit und Verantwortung in seinem Sinne nur Grausen!
 
Herr Präsident Graumann und Herr Präsident Gauck, Freiheit ist unteilbar und gilt für alle Menschen gleich, und Verantwortung darf man in Ihren Positionen nicht so einseitig verteilen!
Freiheit und Verantwortung sind sehr wichtig für das Zusammenleben der Menschen, aber Präsidenten sind es nicht! (PK)
 
(1) http://electronicintifada.net/blogs/ali-abunimah/concentrate-and-exterminate-israel-parliament-deputy-speakers-gaza-genocide-plan
(2) http://www.bild.de/politik/inland/islam/durch-terroristen-in-den-dreck-gezogen-37725950.bild.html
(3) http://www.juedisches-recht.de/isr_israelisches.php
(4) http://www.youtube.com/watch?v=ZpJWiNhCEeQ
(5) http://www.deutschlandfunk.de/rechte-in-israel-in-der-mitte-der-gesellschaft-angekommen.799.de.html?dram:article_id=291607
(6) https://www.openpetition.de/petition/online/ruecktritt-von-bundespraesident-joachim-gauck
 
Evelyn Hecht-Galinski ist Publizistin und Autorin. Ihre Kommentare für die NRhZ schreibt sie regelmäßig vom "Hochblauen", dem 1165 m hohen "Hausberg" im Badischen, wo sie mit ihrem Mann Benjamin Hecht lebt.
2012 kam ihr Buch "Das elfte Gebot: Israel darf alles" heraus. Erschienen im tz-Verlag, ISBN 978-3940456-51-9 (print), Preis 17,89 Euro. sicht-vom-hochblauen.de
Am 28. September wird sie für ihre mutigen Texte gegen die Menschenrechtsverletzungen durch die israelische Regierung und für einen gerechten Frieden mit dem vierten Kölner Karls-Preis ausgezeichnet. Die Einladung hierzu finden Sie in dieser NRhZ-Ausgabe.
 


Online-Flyer Nr. 477  vom 24.09.2014

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