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Inland
Konzerne: Steuerzahler sollen die weiteren Kosten des Atomzeitalters übernehmen
Atomstrom ist unbezahlbar
Von Franz Alt

Den großen vier deutschen Stromkonzernen ging es finanziell noch nie so schlecht wie heute. Sie leiden an unbezahlbaren Folgekosten ihrer Atomkraftwerke, am halben Atomausstieg, an der Stilllegung ihrer Restmeiler und an den Kosten der Energiewende, die sie verschlafen haben. Kein Wunder, dass Eon, RWE und EnBW jetzt vorschlagen, der Staat und damit die Steuerzahler mögen die weiteren Kosten des Atomzeitalters übernehmen.
 
Bisher war immer vom billigen Atomstrom die Rede. Doch jetzt ist die Blase endgültig geplatzt wie die Bankenblase 2008. Auch dort wurde verdrängt, vertuscht und gelogen, dass sich die Balken bogen.
 
Die Atomlobby ist zu einer Entsorgung der ganz besonderen Art gezwungen. Sie muss sich selbst entsorgen und sie muss zugeben, dass die 36 Milliarden Euro bisheriger Rückstellung niemals ausreichen, um die Meiler abzureissen und den Atommüll eine Million Jahre lang zu entsorgen. Damit ist Atomstrom an seiner Unbezahlbarkeit endgültig gescheitert. Und in Deutschland ist in diesen Tagen nur der Anfang vom Ende des Atomzeitalters sichtbar geworden.
 
Die „Zeit“ nennt das Ansinnen der Konzerne „prinzipiell unanständig, aber sinnvoll“. Und sie hat damit recht. Schon heute ist mit Atomstrom kein Geld mehr zu verdienen. Das wurde spätestens klar, als E.on ankündigte, sein AKW in Grafenrheinfeld sieben Monate früher zu schließen als von der Bundesregierung gefordert. Die Zeiten, in denen AKW noch Gelddruckmaschinen waren, sind ein für allemal vorbei.
 
Jetzt wird unerbittlich die realistische Rechnung für den Wahnsinn des Atomzeitalters präsentiert. Mit Marktwirtschaft hat dieses Ansinnen der Konzerne natürlich gar nichts zu tun. Dass beim Atomstrom jemals das Verursacherprinzip der Marktwirtschaft funktionieren könnte, war die eigentliche Illusion, besser der große Selbstbetrug.
 
Die Konzerne haben Jahrzehnte mit Atomstrom gut Geld verdient, aber selbst damit sind dessen Ewigkeitskosten nicht zu finanzieren. Der einhellige Aufschrei von links bis konservativ gegen die Stiftungsidee der Konzerne ist zwar verständlich, aber erschreckend naiv und unpolitisch. Doch er wird umsonst sein.
 
Wer, wenn nicht der Steuerzahler, soll die Kosten übernehmen, die sonst niemand bezahlen kann? Und die Kosten fallen nun mal an.
 
Treuherzig erinnern jetzt die Bundeskanzlerin und viele Konservative an das Verursacherprinzip der Marktwirtschaft. Aber das wird gar nichts nutzen. Am Schluss bleibt nur der Steuerzahler. Das Problem ist nicht die Idee einer öffentlich-rechtlichen Stiftung zum Abwickeln des Atomzeitalters. Das Problem ist, dass sich Millionen Menschen Jahrzehnte lang haben an der Nase herumführen lassen und nicht selbst über die Unbezahlbarkeit der Folgekosten nachgedacht haben.
 
Das schmutzige Ende des Atomzeitalters kommt uns alle teuer zu stehen. Wen denn sonst?
 
Für die Energiewende heißt diese Erkenntnis: Sonne und Wind schicken keine Rechnung, und sie verursachen auch nur geringe Folgekosten. Worauf warten wir eigentlich? (PK)
 
Franz Alt arbeitete von 1968 bis 2003 als Journalist für den Südwestfunk (SWF, heute: SWR), für den er 20 Jahre lang das Politmagazin Report moderierte. Die Veröffentlichung seines Buchs "Frieden ist möglich", in dem er Zweifel an der Politik der Nachrüstung anmeldete, führte zu jahrelangen juristischen Auseinandersetzungen zwischen Alt und seinem Sender. Von 1992 bis 2003 leitete Franz Alt die Zukunftsredaktion im SWR und moderierte außerdem in 3sat die Magazine Querdenker und Grenzenlos. Seine Bücher wurden in zwölf Sprachen übersetzt und erreichten eine Auflage von über zwei Millionen. Auf seiner Homepage http://www.sonnenseite.com/ , von der wir diesen Artikel mit Dank übernommen haben, gibt Franz Alt einen Überblick über die Alternativen der Energieerzeugung.
 


Online-Flyer Nr. 459  vom 21.05.2014

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