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Aktueller Online-Flyer vom 25. April 2024  

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Kommentar
Feindschaft unter Friedensfreunden – ein paar inhaltliche Fragen
Was ist das Problem?
Von Wolfgang Theophil

Dass unsere heutige Zeit mehr denn je Menschlichkeit, Frieden, Offenheit und Freiheit braucht, zeigen nicht nur die Konflikte von Syrien bis zur Ukraine und in Venezuela, sondern auch die Tiraden und persönlichen Attacken, die derzeit in den sogenannten “Friedens-Bewegungen” ausgetragen werden. Der Umgang unter den Friedensfreunden ist feindselig. Da steckt Jutta Ditfurth die einen mal schnell in die Schublade “Neu Rechte” und die anderen kontern mit persönlichen Beleidigungen in Artikeln, die jemand wie Jürgen Elsässer, lieber nicht geschrieben hätte.(1)
 
Wir haben ein gemeinsames Ziel: eine Welt ohne Krieg. Eine Welt, in der Gleichberechtigung, Toleranz und gegenseitige Hilfe oberste Prinzipien sozialen Verhaltens sind. Und wir haben auch unterschiedliche Ansichten, wie wir dorthin gelangen. Leider werden aber Worte ausgesprochen und Töne angeschlagen, die nichts von Gemeinsamkeit spüren lassen. Eher entfaltet sich eine negative Energie, den Andersdenkenden lieber an der “nächsten Laterne aufzuhängen”. Dieser Hass passt weder zu Friedens- noch Montagsdemos.
Ein interessanter Spruch heißt: "Schön, dass du anders bist." Und das betrifft nicht nur unsere unterschiedliche Hautfarben und Kulturen, sondern auch unsere Ansichten. Wir könnten also auf die Idee kommen voneinander zu lernen, die Dinge einfach mal durch die Augen der anderen zu sehen.
 
So eine Sprache wäre eine ganz andere. Ein Sprache, die von dem gemeinsamen Wunsch ausgeht, die Dinge gemeinsam zum Besseren zu wenden. Die Aktivitäten der Hassenden verletzen den Wunsch all der Menschen, die für Frieden, Freiheit und Souveränität unseres Landes eintreten. Sie spüren wieder dieses Gift der Rechthaberei, die Ausgrenzung von Gedanken und Menschen, der Macht über andere, die anderer Ansicht sind. Wortführer wie Jutta Ditfurth oder Jürgen Engässer sollten sich besinnen, die gegenseitigen Attacken beenden und ihre Energie für eine konstruktive Diskussion einsetzen. Denn aggressive Macht ist das Mittel derer, die für die miserablen Zustände auf der Welt verantwortlich sind.
 
Die bisherigen Aktivitäten der Friedensbewegung – ich nenne sie mal die traditionellen Friedensdemos – waren entscheidend geprägt durch die sogenannte “linke und kritische Bewegung”. Sie sehen die kriegerischen Konflikte vor allem aus der Blickwinkel des kapitalistischen Profit-Systems, des selbstzerstörerischen Konkurrenzkampfes um Märkte und Rohstoffe. Dies fand seine Bestätigung auch im Irak-Krieg von G.W. Bush. “Kein Blut für Öl” war die Losung. Die Losungen der neu initiierten Montagsdemos für Frieden, Freiheit und gegen das US-Finanzsystem der FED sind für sie eine unzulässige Einengung, weg vom “Feindbild” Kapitalismus.
 
Würde die “linke, kritische Bewegung” aber die Thesen Lenins über den Imperialismus wahrnehmen, dann hätte sie schon längst die Rolle des Finanzimperiums, das Zins-System der weltweit tätigen Superbanken erkennen müssen. Denn sämtliche strategischen Konflikte der USA, ob Vietnam-Krieg früher oder heute die anwachsende Konkurrenz gegen Russland und China, entwickelten sich in erster Linie unter dem Aspekt der Vorherrschaft des Dollar als weltweit vorherrschende Währung. Der Import von Gütern aus dem Ausland, die Bezahlung mit Dollars aus dem höchst verschuldeten Haushalt der Welt, ist das einträglichste wirtschaftliche Geschäft der USA. Länder exportieren Waren in die USA und erhalten letzten Endes ungedeckte wertlose Dollars. Die Herrschaft des Dollars als Welt-Leitwährung, organisiert durch den Verbund amerikanischer Privatbanken der FED, ist Fixpunkt der gesamten US-amerikanischen Innen- und Außenpolitik. Und diese Dollar-Vorherrschaft wird mit allen politischen und militärischen Mitteln gesichert und erweitert. Europa ist für die USA hierbei ein “gefundenes Fressen” und künftiger Kriegsschauplatz gegen Russland, um die Arme gegen China frei zu haben.
 
Wie wir allerdings in den vergangenen Kriegen um Rohstoffe (“Kein Blut für Öl”) gesehen haben, kann die Ursache der Konflikte und Kriege nicht ausschließlich direkt aus dem Wirken der FED abgeleitet werden. Es geht hier offensichtlich um einen Krieg um Rohstoffe und Märkte, billiger Arbeitskräfte und den Absatz für die jeweils nationale Industrie. Ganz deutlich geschah dies auch im 2. Weltkrieg. Die Expansion Nazi-Deutschlands strebte auch die Kolonialisierung des russischen Südens als Kornkammer und Rohstofflieferant an - Ressourcen, die die deutsche Industrie im Visier hatte. Und diese Aggression des Hitler-Nazi-Regimes diente eben keiner transatlantischen FED.
 
Sobald wir also diesen Gesichtspunkt der Profitinteressen der deutschen Industrie außer Acht lassen und den zweiten Weltkrieg aus der Sicht der Interessenpolitik für Banken und Banken-Zinssysteme mit ihrem Kopf der FED erklären, kommen wir zwangsläufig auf die typische Nazi-Geschichts-Interpretation, nicht Hitler, sondern das angloamerikanische Finanzkapital sei der Verursacher dieses Kriegs gewesen. Ein typische Argumentation, die von den Verharmlosern und Verdrängern des Nazi-Deutschland gerne aufgestellt wird. Nur wenn wir dies erkennen, bauen wir der Gefahr vor, dass heute neu-alte Nazis sich in der Verkleidung des Biedermannes in unsere Bewegung hineinlügen können.
 
Beide Ursachen, sowohl das Finanz-Geldsystem als auch die selbstzerstörerische Profit-Konkurrenz gehören zusammen wie der linke und der rechte Schuh. Eine unvoreingenommene, sachliche Diskussion über diese zwei Triebkräfte kriegerischer Konflikte öffnet auch für “traditionell-Linke” den Blick, die Rolle der FED und die Kritik am Geld-Zins-System zu begreifen und nicht als Verschwörungstheorie abzutun. Die Wahrheit liegt im Ganzen und nicht in einem Teil.
 
Hier sei ausdrücklich gesagt, dass es Aufgabe einer offenen Debatte sein muss, sämtliche Triebkräfte zivilisatorischer Konflikte und Kriege zu erkennen. Ich erhebe keinen Anspruch auf Vollständigkeit, aber auch ein drittes Phänomen muss angesprochen werden - und das liegt in der menschlichen Psyche. Es ist die Urangst des Menschen in und vor der Natur, die in der bisherigen Kulturgeschichte, Religion- oder Religionersatz-Ideologie immer zu einem “berechtigten oder heiligen Hass auf den Gegner” oder zur ewigen “Suche nach dem Feind” missbraucht wurde. Sie war schon immer das geeignete Mittel, womit Dynastien und Diktaturen ihre Herrschaft rechtfertigten. 1914 drängten genauso viele Jugendliche danach, "endlich Mann zu sein" und in den “heldenhaften Krieg” zu ziehen, wie dagegen waren. Diese Heldensucht, diese Bereitschaft, unmenschliche Brutalität gegen die eigenen Schwestern oder Brüder im anderen Land anzuwenden, braucht also eine Herrschaft über die Psyche der Menschen, über die Hefe der eigenen Angst, die Macht und Verachtung über Andere ausüben lässt.
 
An dieser Stelle sei nur noch kurz auf die schädliche, feindselige Kontroverse in den Friedens- und Montagsdemos hingewiesen. Denn diese Angst beginnt dort, wo die gewaltfreie Kommunikation verlassen wird. Vielleicht gibt es über diese drei Faktoren noch weitere wichtige – eine Diskussion darüber wäre wünschenswert. Ja, sie ist lebensnotwendig, damit überhaupt wieder eine gemeinsame Bewegung entstehen kann. (PK)
 
(1) http://juergenelsaesser.wordpress.com/2014/04/12/jutta-ditfurth-die-schreckschraube-der-antifa/#more-6389
 
Diesen Text haben wir auf Empfehlung von Evelyn Hecht-Galinski mit Dank aus dem Blog http://tv-orange.de/2014/04/feindschaft-unter-friedensfreunden-was-ist-das-problem/ übernommen.

Wolfgang Theophil ist IT-Manager in der Forschung und gehört zur Redaktion von TV-Orange. Zitat: "Ich trete seit meiner Jugend für Freiheit und Frieden, Menschenrechte, Direkte Demokratie, für Schutz von Mensch, Tier und Umwelt ein. Reichhaltige Erfahrung mit Parteien. Deshalb unabhängig!"
 


Online-Flyer Nr. 456  vom 30.04.2014

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