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Kultur und Wissen
Warum es für die größte Herausforderung keine einfachen Lösungen gibt
"Streitfall Klimawandel"
Von Oekom

"Noch 15 Jahre haben wir Zeit, bezahlbare, wirkungsvolle Maßnahmen zum Klimaschutz auf den Weg zu bringen", melden die Medien in diesen Tagen. Sie berufen sich auf ein internes Papier des Weltklimarates, der damit im April an die Öffentlichkeit gehen will. Nach wie vor wird über den Klimawandel hitzig diskutiert, er ist längst nicht mehr nur ein physisches Phänomen, sondern vor allem auch ein gesellschaftliches, eine soziale und politische Herausforderung.
 
Doch warum wird über den Klimawandel so viel gestritten, ohne dass es zu sinnvollen Ergebnissen kommt? Warum tut die Politik nichts? Was hindert die Verantwortlichen am Handeln? - Mit all diesen Fragen beschäftigt sich Mike Hulme in seinem Buch "Streitfall Klimawandel", das am 17. März im oekom verlag München erschien. Sein Fazit: Die großen ethischen, politischen und ideologischen Differenzen bezüglich des Klimawandels machen eine einfache Lösung des Problems nahezu unmöglich.
 
Nur wenn es uns gelingt, den Klimawandel nicht nur aus der wissenschaftlichen Perspektive zu betrachten, sondern auch die gesellschaftliche Komponente zu begreifen, können wir mit den komplexen Herausforderungen adäquat umgehen, so Mike Hulme: "So wie wir langsam und zeitweise zögerlich realisiert haben, dass die Menschheit zu einem aktiven Gestalter des physischen Klimas der Erde geworden ist, so beeinflussen unsere kulturellen, sozialen, politischen und ethischen Praktiken unsere Interpretation dessen, was Klimawandel bedeutet."
 
Neben dem Wertekodex, dem Sozialstatuts und der Konfession des Einzelnen spielt dabei auch unsere Risikowahrnehmung eine große Rolle: Sehen wir unser Wohlbefinden und unseren Lebensstil durch ein sich wandelndes Klima bedroht oder blicken wir dennoch hoffnungsvoll in die Zukunft?
 
Die mediale Berichterstattung über wissenschaftliche Auseinandersetzungen und technischen Fortschritt beeinflusst dabei nicht nur die Bürger, sondern auch Politiker und Entscheidungsträger, die sich darüber hinaus auch mit ökonomischen Zwängen konfrontiert sehen. Es ist nicht verwunderlich, dass diese komplexen Anforderungen oft zu vollkommener Handlungsunfähigkeit führen.
 
Hulmes Lösungsansatz überrascht dennoch: Wir können einen Konsens nicht erzwingen, sondern müssen gewisse Differenzen aushalten und versuchen, mit diesen umzugehen. Dann können wir aus dem gesellschaftlichen Diskurs zum Klimawandel sogar etwas über das Wesen des Menschen lernen: "Unsere Streitgespräche über den Klimawandel enthüllen auf einer tieferen Ebene all das, was zu Diversität, Kreativität und Konflikten der Menschheitsgeschichte beiträgt", so Hulme. (PK)
 
Zitate aus weiteren Rezensionen: "Aus der Fülle von Publikationen zum Klimawandel sticht diese besonders heraus." (The Economist) "Dieses Buch ist Pflichtlektüre für alle, die sich für die Beziehung zwischen Wissenschaft und Gesellschaft interessieren." (Fiona Fox, Director, Science Media Centre, London)

Diesen Buchtipp haben wir mit Dank von der "Sonnenseite" von Franz Alt übernommen - http://sonnenseite.kjm4.de/r/ZH0AAD421057ms417.html
 
Mike Hulme ist seit September 2013 Professor für Geographie am King's College in London, davor war er u.a. Gründungsdirektor des Tyndall Centre for Climate Change Research. Sein Buch "Streitfall Klimawandel", 400 Seiten, erschien am 17.3. im oekom-Verlag München, ISBN-13: 978-3-86581-459-3, Preis: 24.95 €


Online-Flyer Nr. 451  vom 26.03.2014



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