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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Globales
Nachträglicher Geburtstagsglückwunsch für die Geldpumpe in Washington
100 Jahre Fed
Von Harald Schauff

Sie ist die mächtigste Finanz-Institution der Welt: Die amerikanische Zentralbank Fed. Vor ein paar Monaten beging sie ihren 100. Geburtstag. Am 23. Dezember1913 unterschrieb US-Präsident Woodrow Wilson das Gesetz zur Gründung des Federal Reserve Systems (1)

Die Vorgeschichte: 6 Jahre früher, am 23. Oktober 1907 gibt es einen Börsencrash. Nach dem Scheitern von Großspekulationen stürmen Anleger die Bankhäuser und ziehen ihr Geld ab. Der Knickerbocker Trust, zu dieser Zeit immerhin der drittgrößte Trust Amerikas, bricht zusammen. Die noch größere Trust Company gerät gefährlich ins Wanken. Der Kollaps des gesamten US-Finanzsystems droht. Amerikas mächtigster Banker, John Piermont Morgan,
wartet nicht länger ab. Er versammelt den Geldadel um sich und leitet die Rettung strauchelnder Trusts ein. Er lässt an diese Kredite vergeben und kofferweise Geld verteilen. Die Aktion hat Erfolg. Das Finanzsystem wird gerettet.
 
Damit zukünftig kein Privatbankier mehr einzuspringen braucht, gründet man das Fed-System. Dieses besteht heute aus 12 regionalen Zentralbanken. Der Fed-Chef und die anderen sechs Mitglieder des Boards of Governors werden vom Präsidenten ernannt und vom Kongress bestätigt.
 
Das System machte Schule: Heute besitzen alle Staaten Zentralbanken. Ihre Hauptaufgaben sind die Versorgung der Finanzwirtschaft mit liquiden Mitteln und die Sicherung von deren Zahlungsfähigkeit.
 
Während der Finanzkrise gewährte die Fed unbegrenzt Kredite, erwarb Anleihen für Billionen Dollar und pumpte Unsummen in das Finanzsystem. Das Geldmeer hielt die Schuldner liquide, förderte die Konjunktur und den Immobilien- und Aktienmarkt. Die Fed ist der größte Gläubiger Washingtons. Bisher dämmte ihre großzügige Geldpolitik die Krise ein. Doch bestehen enorme Risiken. Kritische Stimmen warnen vor einem Anheizen der Inflation und einem Platzen der Geldblase. Eine Hauptsorge liegt in der Frage, wie die Fed die verteilten Billionen wieder zurück holen möchte.
 
Dass sie alles tut, um den Finanzsektor flüssig zu halten, hat auch historische Gründe: Während der Großen Depression von 1929- 33 trauten die Banken einander nicht mehr und liehen sich keine Geld mehr, so dass die Fed einspringen musste. Zuerst versorgte sie die Finanzwirtschaft mit liquiden Mitteln. Aus Angst vor einer Inflation beschritt man dann jedoch einen rigiden Sparkurs und fuhr die Ausleihungen drastisch zurück. Die Folge war eine gigantische Deflation, die Europa mit nach unten zog. Die Geldmenge und das Kreditangebot brachen ein, 3000 amerikanische Banken gingen unter.
 
Das soll sich nicht wiederholen. Deshalb tut man dieses Mal alles, um den Finanzsektor flüssig zu halten. Allerdings löst die Geldflut allein ein gravierendes Problem nicht: Nachfrage-Ausfälle der Realwirtschaft infolge der auseinander klaffenden Schere zwischen Arm und Reich. Zumal der Finanz-Tsunami überall hin wandert, nur nicht in die Taschen Mittelloser, die ihn am dringendsten nötig hätten und sofort die Konsumnachfrage ankurbeln würden. So pumpt die Fed ihre Billionen einzig in eine riesige Blase, deren Platzen nur eine Frage der Zeit ist.
 
(1) Siehe Frankfurter Rundschau vom 23.12.2013
 
Diesen Artikel von Harald Schauff haben wir mit Dank aus der März-Ausgabe der Kölner Arbeits-Obdachlosen Selbsthilfe-Mitmachzeitung Querkopf übernommen.


Online-Flyer Nr. 449  vom 12.03.2014

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