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Kommentar
Werden die Grünen sich an Merkel verkaufen oder wird es die SPD wieder wagen?
Am Morgen des 23. Septembers 2013
Von Ingrid von Heiseler

Deutschland hat Merkel gewählt, sie war das Programm. Sie war die Fläche, auf die 41,5% der Deutschen ihre Wünsche projiziert haben. Griechenland zittert, nicht vor Angst, sondern vor Wut, die keine noch so Europa gefügige Regierung unterdrücken kann: Allein die Widerstände kosten Milliarden. Je mehr wir das Land ängstigen, umso teurer wird die Zeche.

Karikatur: Kostas Koufogiorgos
Karikatur: Kostas Koufogiorgos
www.koufogiorgos.de

 
Zurück nach Deutschland. Einige sagen: Die Herrschaft der Konzerne wurde von der Menge der Angstbürger gefestigt. Da sorgt auch das Aufwachsen unserer Kanzlerin im Sozialismus nur für eine sehr geringe Abweichung vom kapitalistisch geeichten Kompass. Das Land wird weiterhin einen nicht geringen Teil seines Wohlergehens dem Export von Waffen verdanken, die in anderen Ländern für Elend sorgen. Und vermutlich wird auch ein neuer Außenminister allerhöchstens Ansätze einer aufrechten Haltung dem großen Bruder gegenüber wagen.

Und wo ist eigentlich das Thema Frieden im Wahlkampf geblieben? Wäre das nicht eine grüne Domäne gewesen, angefangen beim Frieden mit der Schöpfung, pardon, mit der Umwelt? Das Hemd ist uns näher als der Rock? Fast siebzig Jahre Frieden in Europa sind uns eben näher als alles, was wir täglich mit wohligem Schauder – uns geht’s ja (noch) gold! – in den Nachrichten sehen! Also ist Frieden kein Thema, auch wenn alle ständig Syrien im Munde führen.
„Was bleibt, ist Merkel“, sagte gestern ein Kommentator. Allerdings hat unser Stabilitätssymbol seinen Rückzug für 2016 angekündigt: Die Lotsin geht von Bord, aber anders als 1890 wissen wir nicht, wer oder was uns danach bleibt – vielleicht ja doch eine vernünftige Mehrheit, die das Reich nicht ins Chaos führt.

Und wie geht es nun weiter? Trotz Stimmengewinnen kann die Union ohne ihren wenig betrauerten kleinen Teilhaber nicht allein weiterregieren. Werden die Grünen sich verkaufen und damit den Rest ihrer Glaubwürdigkeit verlieren? Aber eher zeichnet sich wohl eine große Koalition ab – wie auch schon vor der Wahl, obwohl Steinbrück die ebenso nachdrücklich ausgeschlossen hatte wie eine Koalition mit der LINKEN. Die Frage ist dann allerdings, wie lange es dauern wird, bis die SPD in den anstehenden Koalitionsverhandlungen wenigstens einen Teil ihrer Wahlversprechen durchsetzen kann. 

Warum eigentlich keine große Kosliion? Dann könnten die strittigen Themen schon in der Regierung abgehandelt werden, wenn nicht wieder die Eine dominiert und auch diesen Koalitionspartner handlich klein zusammenlegt. Und wir bekämen eine kleine, aber streitbare Opposition, die Schaukämpfe im Bundestag veranstalten könnte.

Deutschland hat gewählt – also sind ein paar weitere Jahre vor dem Präsentieren der Rechnung gewonnen? (PK)

Ingrid von Heilser übersetzt seit einigen Wochen für uns die Kommentare von Uri Avnery. Sie ist Schriftstellerin. Eine Renzension ihres Buches "Lost in Goa" von Friedhelm Baumgärtner finden Sie in dieser NRhZ-Ausgabe.


Online-Flyer Nr. 425  vom 25.09.2013

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