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Kultur und Wissen
500 Propagandisten rekrutieren, um das "gute Gesicht“ Israels zu zeigen
Zionismus – eine Ideologie im Todeskampf
Von Jacob Cohen

Der Grund, warum ich diese Chronik heute schreibe – obwohl ich schon lange davon überzeugt bin – ist die Maßnahme, eigentlich banal, die die zionistischen Obrigkeiten gerade getroffen haben, die aber für ihre Geistesverfassung und ihre Sichtweise der Koexistenz mit den Arabern charakteristisch ist. Diese Obrigkeiten werden 500 Propagandisten rekrutieren, um das "gute Gesicht“ Israels zu zeigen, gegen seine Delegitimisierung zu kämpfen und diese breite Boykottbewegung, die besorgniserregende Ausmaße annimmt, rückgängig zu machen. Frankreich zählt natürlich zu den vorrangigen Zielen. 

Israelische Sängerin Rika Zaraï
Quelle: wikipedia
 
Die Jüngeren, die das "schöne Zeitalter“ des triumphierenden Zionismus nicht gekannt haben, werden dieses Bedürfnis nach Propaganda schwer verstehen. Bis vor ca. 20 Jahren hatte das zionistische Regime Propaganda nicht nötig. Es wurde vergöttert, glorifiziert, mystifiziert, bewundert, beneidet, als Vorbild zitiert.
 
Zur kleinen Erinnerung: im Juni 1967, gerade bevor es seinen Angriffskrieg anfing, der ihm ermöglichte, sein Territorium zu verzehnfachen, diesen Krieg, den es schon seit Jahren dank Spionagenetzen in Ägypten und Syrien sorgfältig vorbereitet hatte, hatte Israel die Unterstützung hunderttausender Franzosen, darunter Jean-Paul Sartre und Serge Gainsbourg (Ja, ja, sie würden sich heute im Grabe umdrehen), die sich engagiert hatten, um zu verhindern, dass diese kleine "sozialistische, fortschrittliche und humanistische Demokratie“ von der Landkarte gestrichen wird. Man fing an, internationale Brigaden zu bilden, um ihr beizustehen. Wie für das republikanische Spanien. Und während den 10 Jahren, die diesem Krieg folgten, während die zionistische Besatzungsarmee die Westbank und den Golan ethnisch säuberte (100.000 Palästinenser wurden in ein paar Wochen aus Jerusalem vertrieben) und ihr unerbittliches Kommando auf die besetzte Bevölkerung ausübte, gingen zehntausende junge Europäer freiwillig in die Kibbuzim arbeiten, oft ein Jahr lang, um den "zionistischen Humanismus“ in sich aufzunehmen. Das grenzt fast an Science Fiction.
 
Ach! Es war das goldene Zeitalter des Zionismus! Stellt Euch vor! Rika Zarai sang im französischen Fernsehen in ihrer Tsahal-Uniform. Und alle fanden das wunderbar rührend.
Es war die Zeit der "Sabras“, die Paris-Match Ausgabe nach Ausgabe glorifizierte. Dieser neue jüdische Mann, geboren in Israel, äußerlich rauer Erscheinung aber innen so zart, mit klarem Blick, furchtlos und großzügig, mächtig und Humanist, ein unvergleichlicher Kämpfer, Idealist und kühn. Sein Wert auf dem Gefangenenmarkt war 1 gegen 1000 Araber.
Es war die Zeit, wo ein (Regisseur namens) Lanzmann einen Film genannt "TSAHAL“ mit öffentlichen Geldern drehen konnte, ihn auf einfachste Art und Weise vertreiben und übertragen konnte, zu Ehren dieser auf der Welt einzigartigen Armee, der "ethnischsten“, hervorgegangen aus einem heldenhaften Volk, die Essenz der Moral und des Mutes. Und das 6 Jahre nach dem Krieg vom Juni 67 und während die zionistische Soldateska vertrieb, Häuser niederriss, folterte, demütigte und Geiseln nahm wie jede andere Besatzungsarmee.
 
Es war die Zeit, in der ein Finkielkraut sich ohne Reue als Humanist und fortschrittlich bezeichnen, Frankreich für seine Großzügigkeit danken, zur Koexistenz aller, einschließlich der Moslems, aufrufen konnte. Er hatte für das Vaterland seines Herzens nichts zu befürchten.
Es war die Zeit, wo das Wort "Israel" Sympathie und Bewunderung weckte, wo der zionistische Staat anscheinend für die Ewigkeit errichtet war, sogar in seinen neuen legitim eroberten Territorien. Es war nicht nötig, die Shoa oder den Antisemitismus zu erwähnen. Man sprach übrigens wenig darüber. Die falschen Vorwände werden später kommen.
 
Die zionistische Prägung der französischen Gesellschaft machte still ihren Weg, in einer beruhigenden Harmonie, wie auf einem Gemälde von Renoir.
 
Und dann, plumps! Eine neue Generation kam, die diesen schönen Legenden nicht mehr glaubte.
Die Information drang durch die Abschirmung der jüdisch-zionistischen Zensur und ihrer ständigen Komplizen, moslemische oder christliche Goyim, die mit dem legendären Einfluss der Lobby und deren Auswirkungen in medialer bzw. finanzieller Hinsicht rechneten. Und vor allem war die Realität der Besatzung ganz einfach da, in ihrer ganzen Härte, ihrer Ungerechtigkeit, ihren Verbrechen, ihrem Rassismus, ihrer Apartheid und ihren Übergriffen auf Araber.
 
Panik an Bord. Wie? Die zionistische Gottheit sah sich nun erschüttert, in Frage gestellt, kritisiert, boykottiert, verachtet, delegitimiert.
Man "entdeckte“ die Shoa "wieder“ und machte daraus eine Art unberührbares Heiligtum, das das Herz und die Vernunft der Ungläubigen erweichen sollte, indem man sie am liebsten gleich beim Schulanfang an die Hand nehmen sollte. Der Versuch, sie in der Krippe zu übernehmen, war "leider“ fehlgeschlagen. Es gäbe zu viel zu sagen, so wie für die maßlose Ausbeutung des "Antisemitismus“. Aber Vorsicht vor dem Risiko der Übersättigung und des Bumerangeffektes.
 
Was diese mafiose Armada mit doppelter Treuepflicht (die Brieftasche in Frankreich und das Herz in Israel) erschüttert hat, ist, dass trotz der Spinnwebe, in der sie alle Bereiche der Gesellschaft erstickt und in Geiselhaft nimmt, Israel immer mehr gehasst wird. Aber nicht nur von den Moslems, wie uns Finkielkraut und seine Anhänger verzweifelt glauben lassen wollen. Denken Sie an die Umfragen, die die Europäische Kommission bestellt hat und nun schamvoll verdeckt, weil sie dem einzigen "jüdischen und demokratischen Staat“ schrecklich feindlich gesinnt sind. Grinsen verboten.
 
Und doch lassen die Diener Israels nicht los. Die Patrick Cohen, Lanzmann, Alkabbach, Adler, Bruel, Finkielkraut, Cyril Hanouna, Yvan Attal, Patrick Timsit, Levy (Maurice für die Werbung und Elisabeth für die Animation der Meute) usw. usw. (man bräuchte 10 Seiten, um sie alle zu nennen) unter der Schirmherrschaft vom großen Manitu der Netze, dem Kontrolleur bei ARTE, dem Inhaber von Libération, dem U-Boot des Mossad in Libyen, dem Kaiser des Druckes und des Filmes, dem Guru von Canal +, dem Typ, der Millionen Leute Brechreiz verschafft, nur wenn sie ihn ansehen.
 
Sie überwachen und bestrafen. Drei Chefredakteure von RFI wurden wegen ideologischer Nonkonformität gegenüber Israel entlassen. Eyal Sivan, der den Fehler gemacht hatte, "Route 181“ zu drehen, hat nie wieder eine Finanzierung in Frankreich bekommen. Eine Anekdote, die die eifrige Unterwürfigkeit der Medien gegenüber der Lobby demonstriert: Ein engagierter Künstler hatte kürzlich am Grand Journal von Canal +, teilgenommen. Er trug ein T-Shirt mit der Aufschrift “Free Palestine“. Man hat ihn dauernd in Großaufnahmen gefilmt, damit der Spruch nie auf dem Bildschirm erscheint. Der Regisseur hatte sicher Blut und Wasser geschwitzt. Der vormundschaftliche Schatten von BHL schwebte über die Medien, wachsam, bedrohend und rachsüchtig. Ihre Botschaft? "Sie“ sind mächtig und einflussreich genug um jeden niederzuschlagen.
 
Kommt noch die französische politische Klasse hinzu, die sich fast vollständig beim Dinner des CRIF (Conseil Représentatif des Institutions Juives de France ) drängelt, duckend, über das ganze Gesicht strahlend, die einen, um Gratulationen zu bekommen, die anderen Rügen, aber alle Anordnungen und Anweisungen. Ach! (Innenminister) Valls, der seinen Zionismus mit einer weißen Kippa auf dem Kopf heraus schreit! Wann tritt er voll und ganz zur Religion des auserwählten Volkes über?
 
Ich komme jetzt auf die Nachricht vom Anfang zurück. Die Rekrutierung der 500 vom Steuerzahler bezahlten Propagandisten informiert uns über einen Hauptpunkt. Israel verhält sich im Grunde wie jeder andere Kolonialstaat.
Mächtig und arrogant, verachtend für die eingeborene Bevölkerung, warum sollte es diesem unterwürfigen und gedemütigten Pöbel eine staatliche Souveränität gewähren? Sogar ein Bantustan-Protektorat, womit sich die arme palästinensische Autonomieregierung zufrieden geben würde, unter der Bedingung den Schein zu wahren, scheint für die 5. Atommacht der Welt zuviel zu sein.
 
Im Ruhmes- und Eroberungstaumel und trotz der Warnungen ihrer Verbündeten und hellsichtiger und zurückschreckender israelischen Persönlichkeiten können sich die Zionisten nicht einmal vorstellen, dass der Liebesentzug der Welt ihnen gegenüber mit der Besatzung und der Herrschaft zu tun haben kann. Sie wollen weiter glauben, dass man sie nicht „versteht“.
 
Um den lächerlichen und pathetischen Aspekt dieser Medienzuckungen zu zeigen, stelle ich einen Vergleich auf: Stellen Sie sich vor, dass Frankreich 1956-57, Mitte im Algerienkrieg, die große Mannschaft dieser Zeit, den Real Madrid, dank Unterstützungen von Finanzleuten und Regierungen (wovon die Zionisten genug haben) nach Algier geholt hätte, um mit jungen Franzosen und Algeriern zu spielen, „um den Frieden zwischen den zwei Völkern zu fördern“. Das ist genau das, was Netanjahu getan hat. Aber wie oft wird sich Israel das noch erlauben? Und stellt euch mal vor, dass das damalige Frankreich 500 Propagandisten rekrutiert hätte, um der Welt zu erklären, dass es den Frieden will und zugleich die Kolonisation in Algerien weiter verfolgt.
 
Das typische einer kolonialen Unternehmung ist, wie ein rasender Zug die Wand seiner eigenen Vernichtung einzurennen. Der Zionismus kann es nicht anders als auf diesem Weg weiter zu bleiben. In einem heftigen, langen und hoffnungslosen Todeskampf. (PK)
 
Jacob Cohen ist ein französicher Buchautor
Die deutsche Übersetzung hat Christiane Renaud gemacht,
 


Online-Flyer Nr. 422  vom 04.09.2013



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