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Globales
Abid Xelil, Vorsitzender des kurdischen Volksrates, in Serêkanî umgebracht
Türkei interveniert in Nordsyrien
Von Peter Kleinert

Wie der kurdische Fernsehsender Ronahi TV am 20. November mitteilte, haben am Morgen des 19.11. die islamistischen Gruppen El Şam, Ehfad El Resul und Cebet El den Vorsitzenden des kurdischen Volksrates Abid Xelil in der westkurdischen Stadt Serêkanî in Nordsyrien umgebracht. Die Gruppen wurden bei ihrer Auseinandersetzung mit den kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) von der türkischen Armee durch Einsatz von Kurzstreckenraketen unterstützt.
 

Abid Xelil
Bereits am 8. November waren die islamistischen Gruppen über die türkische Grenze nach Serêkanî eingedrungen. In der Folge war die Stadt auch tagelangen Bombardierungen des syri- schen Regimes ausgesetzt, bei denen mindestens 10 ZivilistInnen ihr Leben verloren und über 50 Verletzte zu beklagen waren. In Folge dessen waren über 11.000 BewohnerInnen in die Türkei und benachbarte Städte geflüchtet.
 
Um gegen die Belagerung der islamistischen Gruppen zu protestieren, plante der Kurdische Hohe Rat, ein Bündnis sämtlicher kurdischer Parteien in Syrien, am 19.11. eine Großdemonstration unter dem Motto "Rückkehr in die Heimat“. Mitglieder der El Şam, Ehfad El Resul und Cebet El Nasra errichteten Straßensperren und verhinderten die Durchfahrt der lokalen Bevölkerung.
 
Daraufhin begab sich der Vorsitzende des Volksrats Abid Xelil als Repräsentant der Exekutive, zusammen mit Mitgliedern der zivilen Sicherheitskräfte (Asayiş) zu den bewaffneten Islamisten, um die Auflösung der Straßensperren zu fordern. Auf seine Forderung wurde mit Schüssen geantwortet, wodurch Xelil und ein Jugendlicher zu Tode kamen. Drei Mitglieder der Asayiş wurden verletzt.
 
Nach diesem Vorfall kamen die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG) zum Ort der Auseinandersetzung und zwangen die islamistischen Gruppen zum Rückzug. Daraufhin intensivierte sich die Auseinandersetzung, in die die türkische Armee mit dem Einsatz von Kurzstreckenraketen eingriff. Es wird davon ausgegangen, dass die Angreifer die Koordinaten der Stellungen der YPG-Kräfte an die türkische Armee übermittelt hatten, so dass diese die YPG unter Beschuss nehmen konnte.
 
Bei diesen Ereignissen hat die Türkei eine eindeutige Haltung eingenommen. Obwohl das türkische Staatsgebiet zu keiner Zeit militärisch bedroht worden war, griff die türkische Armee aktiv ein. Auffallend ist auch, dass die islamistischen Angreifergruppen problemlos die türkische Grenze passieren konnten und die Türkei nahezu zeitgleich vor 30 Jahren gelegte Minen aus dem Grenzstreifen entfernt hatte.
 
Die Co-Vorsitzende der PYD (Partei der Demokratischen Einheit) Asia Abdullah verurteilte in einer Stellungnahme gegenüber Civaka Azad, dem Kurdischen Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit in Frankfurt, die Angriffe der islamistischen Gruppierungen und betonte, dass sich die PYD und der Kurdische Hohe Rat von solchen Provokationen nicht in den Krieg hineinziehen lassen würden.
 
In Serêkanî leben AraberInnen, AramäerInnen, ArmenierInnen und KurdInnen friedlich zusammen. Bei der Ermordung von Abid Xelil handelte es sich offenbar um eine gezielte Tötung. Xelil galt in Serêkanî als die Symbolfigur für Völkerverständigung. Doch dieses harmonische Zusammenleben der Völker soll offenbar unterbunden werden, damit es sich nicht als Lösungsmodell durchsetzen kann. Dagegen wird offenbar versucht, einen Krieg zwischen AraberInnen und KurdInnen anzustacheln. Diese Angriffe gehen von der Türkei aus, die damit gegen internationales Recht verstößt. Civaka Azad ruft sämtliche Staaten und Organisationen, vor allem die Vereinten Nationen (UN) auf, dieses völkerrechtswidrige Vorgehen der Türkei zu verurteilen. (PK)

Von Civaka Azad – dem Kurdischen Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V. – erfahren Sie mehr unter www.civaka-azad.org // info@civaka-azad.org
Bornheimer Landstraße 48, 60316 Frankfurt / Tel.: 069/84772084
 


Online-Flyer Nr. 381  vom 21.11.2012



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