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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Inland
Schwere Verfehlungen des Zentralrats der Juden in Deutschland
Präsident Graumann und die SPD
Von Dr. Izzeddin Musa

Längst bestimmt der Zentralrat der Juden (ZdJ) die Richtlinien deutscher Politik erheblich mit. Dieser Einfluss nahm seit Ignaz Bubis stetig zu, bis Angela Merkel die Sicherheit Israels zur deutschen Staatsräson erkor, fungierte sie als Befehlsempfängerin von Friede Springer und Charlotte Knobloch, Vorgängerin von Dieter Graumann. Wir erinnern uns auch an die Schmutzkampagne des Zentralrats der Juden und seiner Ableger gegen die Menschenrechtsaktivistin Felicia Langer, anlässlich der Verleihung des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse. Von der Schmieren- und Hetzkampagne gegen Dr. Ludwig Watzal, Mitarbeiter der Bundeszentrale für politische Bildung und Redakteur der Zeitschrift "Aus Politik und Zeitgeschichte", ganz zu schweigen. Der Genosse Thomas Krüger, Präsident der Behörde, hat ihn auf Befehl der Israellobby irgendwo in der Bundeszentrale "versteckt".
 

Dieter Graumann, Präsident des
Zentralrats der Juden nach seiner
Wahl vor zwei Jahren
Auch die von Graumann im Frühjahr gegen den SPD-Parteivorsitzenden ausgestoßenen Hetz-Tiraden - nachdem er die katastrophale Lage in Hebron während seines Besuches in Palästina im Frühjahr des Jahres in Augenschein genommen hatte, versuchte er ihn einzuschüchtern und vor die "jüdische Inquisitionsinstanz" zu zitieren. Dies deshalb, weil er die Wahrheit über Israel nicht hören will. Versteht sich Graumann doch als "Israels Aufpasser" über die öffentliche Meinung in Deutschland? Diese und viele andere dummdreiste Lügenkampagnen gegen aufrechte Personen, die es wagen, die bestialische Politik Israels zu kritisieren, hat der Zentralrat der Juden in Deutschland in seinem Repertoire.
 
Aber dass der Vorsitzende des ZdJ auch bestimmen will, wer regierungsfähig in diesem Land ist und wer nicht, ist eine ungeheuerliche Anmaßung und ein Akt absoluter Unverfrorenheit. Dieter Graumann maßt sich an, die SPD zu disziplinieren, weil sie sich zu den Grundwerten der Sozialdemokratie bekennt, die zufällig auch die Werte der Palästinenser sind, wie z. B. Freiheit, soziale Gerechtigkeit, Demokratie, Gleichheit, Solidarität und Achtung der Menschenrechte. Eben weil die SPD das legitime und von der Weltgemeinschaft seit über 64 Jahren anerkannte Recht der Palästinenser auf einen eigenen Staat unterstützt und sich mit dieser Forderung solidarisiert. Warum sollte die SPD sich mit den rassistischen Werten des zionistischen Regimes in Tel Aviv solidarisieren?
 
Das zionistische Regime verhindert seit über 60 Jahren mit aller Gewalt die Gründung eines Staates Palästina. Der Gang der Palästinenser zur UNO, um ihr Anliegen vorzutragen, einen anerkannten Status zu bekommen, wird mit schwersten Drohungen, Vergeltungen, Bombardierungen und der Aufkündigung der Osloer Verträge beantwortet. Seit dieser Zeit ist Israel dabei, das gesamte Land Palästina Stück für Stück zu enteignen, sich einzuverleiben und zu judaisieren. Dabei vertreibt es die Menschen aus ihren Häusern und ihrem Land, rodet ihre Plantagen und Felder, sprengt ihre Häuser in die Luft, stranguliert ihre Wirtschaft, inhaftiert ohne Anklage und richtet Menschen außergerichtlich hin. Es verhindert, dass schwangere Frauen an Checkpoints zum Krankenhaus gelangen, bis sie das Kind tot zur Welt bringen und oft selbst auch dabei sterben. Es demoralisiert, demütigt, schikaniert, erniedrigt, diskriminiert und entrechtet die Menschen dort. Darüber hinaus existieren in Israel zwei Rechtssysteme, eins für jüdische und das andere für palästinensische Israelis. Dank einer erfolgreichen Lügen-Propaganda erfährt man hier von all diesen Fakten, wenn überhaupt, leider viel zu wenig. Auch damit kann sich die SPD niemals solidarisieren.
 
Für dieses rassistische Apartheid-Regime arbeitet Dieter Graumann rastlos, anstatt seinen eigentlichen Aufgaben nachzugehen, nämlich die Angelegenheiten der jüdischen Gemeinden in Deutschland zu regeln, zu vertreten und wahrzunehmen, die mit hart erarbeiteten deutschen Steuergeldern und nicht vom israelischen Propagandaministerium gefördert werden.
 
Dieter Graumann schreckt nicht davor zurück, den SPD-Vorsitzenden Siegmar Gabriel und den SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück in seinem Gespräch mit der BILD-Zeitung demonstrativ aufzufordern, sich vom Treffen mit der Al-Fatah zu distanzieren: „Sigmar Gabriel und Peer Steinbrück müssen sich jetzt ganz schnell erklären, was das zu bedeuten hat und sich davon distanzieren. Ich hoffe, sie wissen überhaupt, mit was für einer Organisation (gemeint Al-Fatah, d. Red.) sie es hier zu tun haben. So ist die SPD ganz sicher nicht regierungsfähig.“ Was fällt diesem Typen eigentlich ein? Dieter Graumann meint, er könnte per Springer-Presse bestimmen, wer in Deutschland regieren kann und wer nicht.
 
Als Deutscher palästinensischer Abstammung, in Haifa geboren, und seit 55 Jahren in Deutschland lebend, bin ich über die verlogene Dreistigkeit des Zentralrats der Juden entsetzt. Dieses Gremium versteht sich scheinbar als Lügen- und Propagandaorgan sowie als Sprachrohr der kriegslüsternen, verbrecherischen und faschistischen Netanyahu-Lieberman-Barak-Regierung. Genauso will er uns weismachen, wer Opfer und wer Täter ist. Natürlich ist seit 1948 Israel der Täter, und die Palästinenser sind die Opfer der ehemaligen Opfer.
 
Mein Volk hat Israel und den Zionismus immer so gesehen, wie er seinem Wesen nach ist: brutal, expansiv und menschenverachtend. Die Deutschen hingegen hängen aus falsch verstandenen Schuldgefühlen einem romantischen Israelbild an, das es in der Realität gar nicht gibt. Ich kann den Deutschen und speziell meinen Genossinnen und Genossen nur empfehlen, endlich den Kriechgang aufzugeben und aufrechten Hauptes diesen Unverschämtheiten Graumanns und des ZdJ entgegenzutreten. (PK)
 
Dr. Izzeddin Musa, geb. 1938 in Haifa, Palästina. Die Familie zog 1945 nach Nablus. Sie floh vor den Übergriffen der Terrorgruppen Stern-Bande und Irgun. In Nablus besuchte er die Grundschule. Ende 1956 beendete er seine Schulausbildung mit dem Abitur in Nablus und kam Anfang 1957 nach Deutschland. Hier studierte er Naturwissenschaften und promovierte.
Als Diplom-Geologe arbeitete in einem Ingenieurbüro in der Nähe von Köln und machte sich dann selbstständig. 1991 gründete er zusammen mit einer Gruppe von Deutschen und Deutsch-Palästinensern einen gemeinnützigen Verein: Gesellschaft zur Humanitären Unterstützung der Palästinenser e. V. Seit einigen Jahren gibt er die Zeitschrift Freie Palästina-Stimme im Internetheraus (www.palaestina-stimme.de). Dr. Izzeddin Musa ist Mitglied der SPD und hat diesen Artikel eigentlich für deren Zeitung "vorwärts" geschrieben.
 


Online-Flyer Nr. 381  vom 21.11.2012

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