NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 24. April 2024  

zurück  
Druckversion

Globales
Kurden in der Türkei fordern Sprachfreiheit und bessere Haftbedingungen
10.000 politische Gefangene im Hungerstreik
Von Deniz Kaya

An dem Hungerstreik in den Gefängnissen der Türkei, den, wie die NRhZ berichtete, am 12. September 63 politische Gefangene der kurdischen PKK und PAJK begonnen hatten, (1) wollen sich seit heute insgesamt 10.000 politische Gefangene beteiligen und dadurch bessere Haftbedingungen und ihre Verteidigung vor Gericht in ihrer Muttersprache durchsetzen. Zuletzt betrug die Zahl der Hungerstreikenden etwas mehr als 700. Bei seinem Berlin-Besuch in der vergangenen Woche hatte Ministerpräsident Erdogan den Hungerstreik als “Show” bezeichnet und erklärt, er lasse sich nicht erpressen. Im folgenden Text dokumentieren wir Auszüge aus der Pressemitteilung der Hungerstreikenden. – Die Redaktion

„[…] An die Öffentlichkeit, an alle MenschenrechtlerInnen und demokratischen Kreise:
Wir wollen mit unserem Hungerstreik niemanden in die Knie zwingen oder erpressen. Zugleich erlauben wir es aber auch nicht, dass irgendjemand versucht uns zu erpressen. Wir wollen, als inhaftierte FreiheitskämpferInnen, dass mit unserem Hungerstreik unsere Forderung nach den grundlegendsten Menschenrechten sowie unsere legitimen Forderungen nach sozialen und politischen Rechten in der Öffentlichkeit und der gesamten Welt gehört werden.
 
Wir sagen, dass niemand diese Tyrannei akzeptieren darf, und deshalb fordern wir ein Ende der Tyrannei gegenüber unserem Volk. Wer Tyrannei akzeptiert, den wird ein grausames Ende ereilen. Aber auch Erdogan und seine Schergen sollten wissen, dass ihre Tyrannei, ihr Sultanat, ihr despotisches Regime nicht akzeptiert werden wird, dass ihr Ende schlimm sein wird.
 
Wir fordern eine Antwort!
 
Wir fragen die ganze Welt: Wer kann sich gegenüber der Forderung nach juristischer Verteidigung in der eigenen Muttersprache verschließen? Wer kann die Isolation und die Folter eines Menschen akzeptieren, der von einem ganzen Volk als dessen Repräsentant akzeptiert wird? Wer kann sich gegen die Friedensverhandlungen mit unserem Vorsitzenden, unserem Repräsentanten stellen, der die Schlüsselfigur für einen Frieden zwischen unseren Völkern ist? Wir fordern von allen Menschen Antworten auf diese Fragen!
 
Unsere Antwort ist jedenfalls klar: Wir sagen, dass es uns mit diesem System reicht, welches uns verleugnet und unsere Freiheit nicht akzeptiert!
 
Wir setzen unsere Körper für eine friedliche und demokratische Lösung der kurdischen Frage und für ein würdevolles Zusammenleben der Völker dem Tod aus. Unsere Aktion ist zugleich auch ein Appell an das Gewissen. Es ist der Appell eines Volkes, welches Unterdrückung und Leid ausgesetzt ist, für ein Ende dieser Unmenschlichkeit, die an uns stellvertretend für die gesamte Menschheit ausgeübt wird. […]
 
Wir möchten unserem Volk und der Öffentlichkeit folgendes verkünden:
 
Unser Hungerstreik, welchen wir am 12. September aufgenommen haben, befindet sich gegenwärtig in seinem 54.Tag. Ab dem heutigen Tag werden wir unsere Aktion auf die nächste Stufe anheben. Ab dem 5. November werden wir diesen Hungerstreik unter Beteiligung von 10.000 Menschen fortsetzen. Ab diesem Datum werden in den Gefängnissen der Türkei und Kurdistans alle unsere inhaftierten Freundinnen und Freunde, ausgenommen kranke und alte Gefangene sowie Kinder, an unserem unbefristeten Hungerstreik teilnehmen.
 
Wir warnen die AKP-Regierung und Ministerpräsident Erdogan:
 
Wir rufen alle Kreise, die unsere Aktion nicht ernst nehmen und versuchen sie zu diffamieren, die Lügen über den Hungerstreik verbreiten und alle möglichen Versuche unternehmen, den Hungerstreik zu untergraben, dazu auf, Ernsthaftigkeit an den Tag zu legen. Wenn unsere Forderungen nicht erfüllt werden, werden die AKP-Regierung und Ministerpräsident Erdogan verantwortlich für alle negativen Konsequenzen sein. […]“
 
Im Namen der Hungerstreikenden,
Deniz Kaya,
4.November
(PK)
 
(1) http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=18364
 
Aus der Presseerklärung von Deniz Kaya, Sprecher des Hungerstreiks
 


Online-Flyer Nr. 378  vom 05.11.2012

Druckversion     



Startseite           nach oben

KÖLNER KLAGEMAUER


Für Frieden und Völkerverständigung
FOTOGALERIE