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Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

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Fotogalerien
"Gesichter der Macht" in der Leica-Halle der photokina 2012
Der Fotograf, der zum Mittäter wird
Von Anneliese Fikentscher und Andreas Neumann

Welche Rolle spielen Fotografen? Sind sie kritische Begleiter des Geschehens auf dem Planeten namens Erde? Oder sind sie Prostituierte der Macht, die zu Mittätern werden, wenn es um die großen Verbrechen unserer Zeit geht? Diese Fragen stellten sich bei der Begehung einer Ausstellung in der von Leica angemieteten Halle 1 der diesjährigen photokina, wo unter dem Titel "Gesichter der Macht" Fotografien von Platon Antoniou ausgestellt waren. Bei dem Fotografen Platon Antoniou, der sich – entsprechend dem griechischen Philosophen – Platon nennt, liegen die Dinge klar auf der Hand. Die von ihm kreierten Politiker-Portraits sprechen eine deutliche Sprache. Er versteht sein Handwerk. Werfen wir einen Blick in die Ausstellung, um uns ein Bild zu machen.


Ein Auge mit seltsamem Reflex – Ausschnitt aus einem Bild, das den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad darstellt
Alle Fotos/Repros: arbeiterfotografie.com


In künstliches Dunkel getaucht, seiner Kleidung beraubt – Bild, das den iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad darstellt


Licht und Dunkel – Eine Ausstellungsbesucherin kommentiert


Von Helligkeit umgeben – der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu


Wieder kommentiert eine Ausstellungsbesucherin die Ausstellung


„Der nette Nachbar von nebenan“ – Bild des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush


Der Anblick der größten Verbrecher unserer Zeit als Lichtgestalten lässt sich kaum ertragen


Bild von Barack Obama, der zurzeit die Funktion des US-Präsidenten bekleidet


Neben den Lichtgestalten Bush und Obama blicken die Ausstellungsbesucher in die Finsternis


In Finsternis getaucht – Bild von Hugo Chavez, Präsident von Venezuela


Die Ausstellung mit der Eingangstafel


Der in New York ansässige Fotograf Platon Antoniou setzt diverse Mittel ein, um den beabsichtigten Effekt zu erzielen. Es gibt Politiker, die haben ein natürlich wirkendes Licht in den Augen. Andere haben stattdessen finstere Löcher. Oder es gibt solche, bei denen die Reflexe in den Augen so gesetzt sind, dass der Blick stechend erscheint und das gesamte Wesen des Dargestellten teuflisch.

Mit allen Mitteln

Es gibt Politiker, die von Helligkeit umgeben sind, und solche, die der Fotograf – durch künstliche Nachbearbeitung – ohne Kleidung und Realitätsbezug aus der Finsternis auftauchen lässt. Zu den Lichtgestalten gehören die US-Präsidenten George W. Bush und Barack Obama, die im Rahmen des so genannten "Krieges gegen den Terror" für den Tod von mindestens 1,7 Millionen Menschen verantwortlich zu machen sind, oder auch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, der in Richtung Krieg gegen den Iran treibt. Zu den Finsterlingen gehören der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad und Hugo Chavez, Präsident von Venezuela.

Platon Antoniou sagt offen, wessen Anweisungen er folgt: „Als ich dieses Porträt [von Netanjahu] gemacht habe, lehnte er sich nach vorne und sagte: 'Platon mach, dass ich gut aussehe.' Und das Bizarre an der Geschichte ist, dass, nachdem das Shooting vorbei war, hielten wir ab und zu einen kleinen Plausch, und immer wenn er mit seiner Entourage in den nächsten Tagen vorbei kam, kam er zu mir, gab mir die Hand, plauderte mit mir und flüsterte mir ins Ohr: 'Platon, mach dass ich gut aussehe'. Das war wie eine Art Gehirnwäsche von Mister Netanjahu. Und als es an die Nachbearbeitung der Fotos ging, bemerkte ich, wie ich dabei war, ihn gut aussehen zu lassen.“

Eingepasst in die Welt Orwells

„Auf eine gewisse Art behandele ich sie alle demokratisch. Meine Art zu fotografieren, vereint sie: die Guten, die Schlechten, die Mächtigen, die Schwachen – alle durcheinander. Das sind die Zeiten, in denen wir leben“, sagt Platon Antoniou zu seinem Werk. Ja, das sind die Zeichen der Zeit: Krieg heißt Frieden. Schlecht heißt gut. Krieg wird mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. Platon Antoniou fügt sich prächtig in die Welt von Orwells 1984 ein. Diejenigen, die dafür verantwortlich sind, dass ganze Völker mit Terror überzogen und ganze Gesellschaften zerstört werden (Irak, Libyen, Palästina,…), können sich als Lichtgestalten präsentieren. Die größten Verbrecher unserer Zeit werden von ihm als „der nette Nachbar von nebenan“ dargestellt – und diejenigen, die dagegen aufbegehren, als abstoßende, unnahbare Wesen.

Die Bilder sind zum großen Teil im Rahmen der UN-Vollversammlung 2009 entstanden – nicht aber die von George W. Bush und Barack Obama. Zumindest besagen das die Begleittafeln zu den beiden Exponaten. Danach ist das Bild von Obama 2006 in Chicago und das von Bush 2010 in Dallas aufgenommen.

Damit wären wir bei den Begleittafeln zu den dargestellten Politikern. Sie sind ein weiteres propagandistisches Element zur Manipulation der Ausstellungsbesucher. Die Lichtgestalten erscheinen auch im Text als solche, während bei den 'anderen' mit Negativ-Beschreibungen operiert wird. Bei Ahmadinedschad ist von der „gewaltsamen Niederschlagung von Protesten“ die Rede, Hugo Chavez wird mit einem Führungsstil, der „international für Bedenken über den Zustand der Demokratie in Venezuela“ sorgt, in Verbindung gebracht. In extremer Weise ist der Text zu Muammar al-Gaddafi von Propaganda durchsetzt.

Im Lichte des Westens

„Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die freundliche Unterstützung von Westlicht.“ So heißt es auf der Eingangstafel. Man könnte annehmen, der Name ist Programm und meint: die Dinge im Lichte des "Westens" darzustellen.

Die ARD-Sendung "titel thesen temperamente" (ttt) kann hier wunderbar anknüpfen und –  die üblichen Lügen aufgreifend – in Zusammenhang mit dem Fotoprojekt formulieren: „Die Vollversammlung 2009 war auch ein schrecklicher Schauplatz: Mahmut Ahmadinedschad forderte die Auslöschung Israels, Muammar al-Gaddafi hielt wirr-wüste Reden. Selbst seinen Fototermin bei Platon machte er zu einer Kampfansage: 'Präsident Obama hielt gerade seine erste Rede vor der Vollversammlung', erinnert sich Antoniou. 'Wir waren umringt von Obamas Leibwächtern – genau da kommt Gaddafi mit Gefolge. Ich bin mir sicher: Er hat sich diesen Moment ausgesucht, um zu provozieren: Die Leute vom Weißen Haus sind ausgeflippt. Zwei Welten prallten direkt vor mir aufeinander. '“ (aus einem ttt-Beitrag von Eva-Maria Lemke vom 16.06.2011)

Muammar al-Gaddafi wie auch Mahmud Ahmadinedschad haben auf der UN-Vollversammlung 2009 gesprochen. Die unvoreingenommene Lektüre ihrer Reden macht deutlich, weshalb sie diffamiert werden. Gaddafi forderte z.B. Gleichberechtigung aller Staaten innerhalb der Vereinten Nationen. Und er formulierte eine Vision für Palästina. Und Ahmadinedschad wagte es, in aller Öffentlichkeit, Verbrechen Verbrechen zu nennen und die kapitalistischen Machtstrukturen anzuprangern. Nachfolgend zwei kurze Passagen aus ihren Reden:

Muammar al-Gaddafi:

„Was die palästinensische Sache betrifft, ist eine Zwei-Staaten-Lösung unmöglich... Die einzige Lösung ist EIN demokratischer Staat für Juden und Muslime, für Palästinenser und Christen und alle anderen... Die Zwei-Staaten-Lösung ist unpraktikabel und unmöglich... Jede Teilung wird zwangsläufig fehlschlagen... Zwei Staaten... überlappen in jeder Hinsicht: hinsichtlich der Bevölkerung, geographisch usw. Die Welt muss dafür sorgen, dass EIN demokratischer Staat entsteht – ohne jeden religiösen, nationalistischen oder sprachbedingten Fanatismus. Fanatismus ist reaktionär... Die neue Generation will EINEN demokratischen Staat. Wir müssen alle Anstrengungen unternehmen, EINEN Staat entstehen zu lassen, in dem alle Menschen zusammenleben. Blickt auf die palästinensische Jugend. Blickt auf die israelische Jugend. Sie wollen Frieden. Sie wollen in EINEM Staat leben. Dies ist der Weg, dieses Problem zu lösen, das die ganze Welt zersetzt und vergiftet...“

Mahmud Ahmadinedschad:

„Wie ist es möglich, dass die Verbrechen einiger Besatzer, die sie an wehrlosen Kindern und Frauen begehen, und die Zerstörung von Häusern, Anbauflächen, Schulen und Krankenhäusern bedingungslose und vollständige Unterstützung einiger Regierungen erfahren, und die entrechteten Männer und Frauen wegen dem 'Vergehen' ihr Haus und ihre Heimat verteidigt zu haben, den schwersten Blockaden und Sanktionen in Bezug auf Nahrung, Wasser- und Arzneimittelversorgung ausgesetzt sind, und eine Generationsausrottung an ihnen verübt wird? Wie ist es möglich, dass sogar der Wiederaufbau ihrer Anlagen, welche während des barbarischen 22-tägigen Angriffes der Zionisten [auf Gaza, Dezember 2008 bis Januar 2009] zerstört wurden, auch noch kurz vor Einbruch des Winters weiter verhindert wird, während gleichzeitig die Aggressoren und ihre Unterstützer Parolen über die Verteidigung der Menschenrechte ausrufen und unter diesem Vorwand die Anderen unter Druck setzen?! Es ist nicht hinzunehmen, dass eine absolute Minderheit mit Hilfe eines raffinierten internationalen Netzwerkes und unmenschlicher Pläne über die Wirtschaft, Politik und Kultur wichtiger Teile der Welt herrscht, eine moderne Sklaverei beginnt und das gesamte Ansehen der Völker, selbst der europäischen Nationen und der US-Bevölkerung für ihre rassistischen Interessen opfert. Es kann nicht akzeptiert werden, dass einige sich aus einer Entfernung von mehreren tausend Kilometern im Nahen Osten militärisch einmischen und Mord, Krieg, Terror, Drohung und Übergriffe mitbringen…“

Eingebettet in die Machtstrukturen

Es ist klar: solche Gedanken können von denen, die von ungerechten Verhältnissen profitieren und die Verbrechen begehen oder begehen lassen, nicht zugelassen werden. Die Herrschaftsmedien haben die Aufgabe, dafür Sorge zu tragen, dass derartige Gedanken die Öffentlichkeit nicht erreichen. Es ist wie eh und je. Es gibt Medienschaffende und Künstler, die fügen sich in das Machtgefüge ihrer Zeit. Seinerzeit war es Leni Riefenstahl. Heute gehört Platon Antoniou dazu. Sie sind Teil der Herrschaftsstrukturen. Sie werden – im Verbund insbesondere mit den Medien, in die sie eingebettet sind – zum Mittäter. Wie sagte doch unlängst Henryk M. Broder: „Es macht mehr Spaß, Täter statt Opfer zu sein… Das ist auch gut und richtig so.“


Hinweise:

Westlicht. Schauplatz für Fotografie.
Platon – Gesichter der Macht
http://www.westlicht.com/index.php?id=243210

Fotograf der Mächtigen - Platon Antoniou porträtiert 130 Staatschefs
16.06.2011 / Eva-Maria Lemke ("ttt", NDR)
http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/lesezeit/155038/index.html

Power Platon
Sendedatum: 28.08.2011 17:20 Uhr
http://www.ndr.de/kultur/literatur/buchtipps/nbpowerplaton101.html

Rede des iranischen Präsidenten, Mahmud Ahmadinedschad, vor der UN-Vollversammlung am 23.9.2009 - Vollständiger Wortlaut
http://german.irib.ir/nachrichten/praesident/item/103584-rede-des-iranischen-staatspr%C3%A4sidenten-vor-der-64-uno-vollversammlung-in-new-york-am-2392009

Rede des Revolutionsführers Libyens, Muammar al-Gaddafi, vor der UN-Vollversammlung am 23.9.2009 - Vollständiges Transkript (in englischer Sprache)
http://metaexistence.org/gaddafispeech.htm
http://www.arbeiterfotografie.com/nordafrika/nordafrika-0015.shtml

Operation Nordafrika - Schauspiel in drei Akten - Betrachtung zu den Vorgängen in Tunesien, Ägypten und Libyen
http://www.arbeiterfotografie.com/nordafrika/index-nordafrika-0005.html

Operation Nordafrika - SOS Libyen: Wie es gelingt, die Friedensbewegung zu paralysieren
http://www.arbeiterfotografie.com/nordafrika/index-nordafrika-0026.html

Body Count - Opferzahlen nach 10 Jahren "Krieg gegen den Terror"
IPPNW-Pressemitteilung vom 18.5.2012
http://www.ippnw.de/startseite/artikel/a8966af902/body-count-opferzahlen-nach-10-ja.html


Anhang – Dokumentation des Textes der Eingangstafel

PLATON
GESICHTER DER MACHT – FACES OF POWER

Auge in Auge mit den politischen Führern unserer Zeit. Ein Porträt der Macht auf ihrer höchsten Entscheidungsebene.

Im Auftrag des Magazins New Yorker hat Platon im September 2009 während der Hauptversammlung der Vereinten Nationen in New York eine einmalige politische Porträtreihe geschaffen. In nur fünf Tagen fotografierte er mehr als hundert Staatsoberhäupter. Entsprechend hoch war das Arbeitstempo in seinem improvisierten Studio unweit des UN-Rednerpults - mitunter blieben nur wenige Sekunden für ein Modell. Die eindrucksvollsten Ergebnisse des Projekts präsentiert diese Schau, ergänzt durch ausgewählte Porträts, die zu anderen Anlässen entstanden sind, sich aber nahtlos in Platons Galerie der Mächtigen fügen. Dabei stehen Demokraten neben Diktatoren, Friedensaktivisten neben Schreckensherrschern. „Auf eine gewisse Weise behandle ich sie alle demokratisch", so der Fotograf, „meine Art zu fotografieren vereint sie: die Guten, die Schlechten, die Mächtigen, die Schwachen - alle durcheinander. Das sind die Zeiten, in denen wir leben." Platon versammelt die Protagonisten des globalen Polittheaters in einer vergleichenden Geste und frontalen Ästhetik. Es ist eine Serie großformatiger Bilder von erstaunlicher Intensität, die das Mienenspiel der Porträtierten ikonenhaft fixiert. Deren porentiefe Präsenz geht weit über das herkömmliche Bilderarsenal der Medien hinaus. Gleichzeitig wird der Mythos hinterfragt, dass ein Porträt das wahre Wesen eines Menschen offenbart. Schließlich gilt das Gesicht bei aller Kritik am physiognomischen Blick nach wie vor als Ausdrucksträger des menschlichen Charakters schlechthin. Die Ausstellung lehrt in dieser Hinsicht vor allem eins: den Bildern zu misstrauen. Als Verkörperungen von Macht funktionieren sie nur durch das Wissen des Betrachters.

Platon Antoniou wurde 1968 als Sohn einer Engländerin und eines Griechen geboren. Er wuchs in Griechenland auf und studierte in London Grafikdesign, Fotografie und Bildende Kunst Erarbeitete mehrere Jahre für die britische Vogue, anschließend für John Kennedy jr. und das politische Magazin George in New York. Seine Porträts werden international veröffentlicht, unter anderem im Rolling Stone, im New York Times Magazine, in Vanity Fair, Esquire, GQ und im Sunday Times Magazine. Außerdem fotografierte er bislang mehr als zwanzig Titelseiten der Zeitschrift Time. 2007 erschien dort sein Porträt von Wladimir Putin, das mit dem ersten Preis des World Press Photo Award, dem wichtigsten Fotowettbewerb weltweit, ausgezeichnet wurde. 2008 unterschrieb Platon einen mehrjährigen Vertrag mit dem New Yorker. Seither gewann er mit großen Fotoessays zweimal den ASME Award. Seine Themen für die Zeitschrift umfassen - neben der Prominenz aus Politik und Gesellschaft – zum Beispiel das US-Militär und die Bürgerrechtsbewegung. Im folgenden Jahr kooperierte Platon mit Human Rights Watch für ein Projekt, das die Unterdrückten dieser Welt ins öffentliche Interesse rücken sollte. Es zeigt Porträts der Menschenrechtsaktivisten in Burma und der Anführer der ägyptischen Revolution. Im Zuge seiner Berichterstattung aus Burma fotografierte er auch Aung San Suu Kyi für das Time-Cover, nur wenige Tage nach ihrer Entlassung aus dem Hausarrest. Platons erste Monografie, „Platon's Republic", erschien 2004 bei Phaidon Press, begleitet von Ausstellungen in der Ex Saatchi Gallery, London, und der Milk Gallery, New York. Sein zweites Buch, „Power Platon“, wurde 2011 von Chrorade Books und Schirmel/Mosel publiziert. Es folgten Ausstellungen in den New Yorker Galerien von Matthew Marks und Howard Greenberg. Platon lebt mit seiner Frau und zwei Kindern in New York.

Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die freundliche Unterstützung von
Westlicht. Schauplatz für Fotografie.


Anhang – Dokumentation der Texte der Begleittafeln zu den hier besprochenen Portraits (mit teilweise falschen, verzerrenden Darstellungen)

MAHMUD AHMADINEDSCHAD
PRÄSIDENT, IRAN
GEB. OKTOBER 1956
IM AMT SEIT AUGUST 2005

Mahmud Ahmadinedschad wurde als Sohn eines Schmieds im Dorf Aradan nahe der Stadt Garmsar geboren und kam kurz darauf nach Teheran. Dort studierte er Ingenieurswissenschaften und promovierte 1997 im Bereich Transportwesen und Verkehrsplanung. Nach der islamischen Revolution von 1979 war er Mitbegründer der islamischen Studentenverbindung und leistete während der 1980er-Jahre im Krieg zwischen Iran und Irak freiwillig Militärdienst. 2003 wurde er Bürgermeister von Teheran und zwei Jahre später zum Präsidenten gewählt, international bis dahin fast gänzlich unbekannt, setzte er im Wahlkampf auf die Unterstützung der Armen und eine Rückkehr zu den strengen Werten der islamischen Revolution. Heute ist er unter anderem wegen der gewaltsamen Niederschlagung von Protesten gegen die Präsidentschaftswahlen 2009 umstritten.

NEW YORK, SEPTEMBER 2009


BARACK OBAMA
PRÄSIDENT, USA
GEB. AUGUST 1961
IM AMT SEIT JANUAR 2009

Als Sohn einer weißen Amerikanerin und eines schwarzen Kenianers auf Hawaii geboren, verbrachte Barack Obama seine Kindheit auf Hawaii und Indonesien. Er studierte an der Columbia University und der Harvard Law School, wo er zum Präsidenten der Fachzeitschrift Harvard Law Review gewählt wurde. Vor seinem Jurastudium war er in gemeinnützigen Organisationen in Chicago tätig, danach als Anwalt in einer auf Bürgerrechte spezialisierten Kanzlei. 1992 bis 2004 lehrte er an der University of Chicago Law School Verfassungsrecht. 1996 errang er einen Sitz im Senat von Illinois, 2004 wurde er in den US-Senat gewählt. Nachdem er gegen Hillary Clinton im Vorwahlkampf um die Präsidentschaftskandidatur gewonnen hatte, führte er die Demokraten bei den Wahlen im November 2008 zum Sieg. Er wurde der 44. Präsident der Vereinigten Staaten und ist der erste Amtsinhaber mit afro-amerikanischen Wurzeln in der Geschichte des Landes.

CHICAGO, OKTOBER 2006


GEORGE W. BUSH
PRÄSIDENT, VEREINIGTE STAATEN VON AMERIKA
GEB. JULI 1946
IM AMT JANUAR 2001 - JANUAR 2009

George W. Bush wurde in Connecticut geboren und wuchs in Texas auf. Er studierte Geschichte in Yale und Betriebswirtschaft an der Harvard Business School, arbeitete in der Ölindustrie und 1988 als Berater für die erfolgreiche Präsidentschaftskampagne seines Vaters. 1994 wurde er Gouverneur von Texas und 1998 in diesem Amt bestätigt. Ab 2001 war er der 43. Präsident der Vereinigten Staaten. Als Kandidat der Republikaner hatte er einen „anteilnehmenden Konservatismus" propagiert, der sich unter anderem auf private Wohltätigkeit und kirchliche Gemeinden bei staatlich finanzierten Sozialdiensten stützte. Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 rief er den „Krieg gegen den Terror" aus, richtete ein „Heimatschutz-Ministerium" ein und initiierte internationale Militäraktionen gegen die Regimes in Afghanistan und Irak.

DALLAS, OKTOBER 2010


BENJAMIN NETANJAHU
MINISTERPRÄSIDENT, ISRAEL
GEB. OKTOBER 1949
IM AMT SEIT MÄRZ 2009
DAVOR JUNI 1996 - JULI 1999

Benjamin Netanyahu wurde in Tel Aviv geboren und 1967 in die israelische Armee eingezogen, wo er züm Offizier der Eliteeinheiten aufstieg. Anschließend studierte er in den USA Architektur und Politikwissenschaften. Die politische Bühne betrat er 1988, wurde stellvertretender Außenminister und 1991 stellvertretender Minister in der Dienststelle des Ministerpräsidenten. 1992 wurde er Vorsitzender der Likud-Partei und 1996 Ministerpräsident, verlor jedoch 1999 die Wahlen. Nach dem Fall der Regierung von Ehud Barak 2000 kehrte er in die Politik zurück, wurde 2002 Außenminister, 2003 Finanzminister und übernahm 2005 wieder den Parteivorsitz. 2009 wurde er zum zweiten Mal Ministerpräsident.

NEW YORK, SEPTEMBER 2009


HUGO CHAVEZ
PRÄSIDENT, VENEZUELA
GEB. JULI 1954
IM AMT SEIT FEBRUAR 1999

Geboren in Sabaneta, Bundesstaat Barinas, absolvierte Hugo Chavez Frias 1979 die Militärakademie in Caracas. Nach dem Vorbild dei Unabhängigkeitskämpfers Simon Bolivar führte er 1992 einen Putsch gegen die Regierung an, der jedoch scheiterte. Zwei Jahre später, nach Haft und Begnadigung, begann er seine politische Karriere in der „Bewegung der fünften Republik", gewann 1998 die Wahlen und wurde 1999 Präsident. Er überlebte 2002 einen Militärputsch und wurde 2006 für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt. Seine Version des Sozialismus brachte Reformen in den Bereichen Bildung, Gesundheit und Gleichstellung der Frauen. Allerdings sorgte sein Führungsstil international für Bedenken über den Zustand der Demokratie in Venezuela. Ein Referendum von 2009 erlaubt es dem Präsidenten, für eine unbegrenzte Anzahl von Amtszeiten zu kandidieren.

NEW YORK, SEPTEMBER 2009


MUAMMAR AL GADDAFI
REVOLUTIONSFÜHRER, LIBYEN
GEB. JUNI 1942, GEST. OKTOBER 2011
IM AMT SEPTEMBER 1969 - AUGUST 2011

Muammar Gaddafi entstammte einer Beduinenfamilie und besuchte in Großbritannien eine Militärschule. 1969 entmachtete er König Idris in einem Putsch. Er ernannte sich zum Oberst der Libyschen Revolutionsarmee und initiierte eine „Kulturrevolution“, unterdrückte ausländische Einflüsse und propagierte die Rückkehr zu fundamentalen islamischen Werten. Als autokratischer Herrscher und aktiver Unterstützer revolutionärer Gruppen weltweit war er lange umstritten, bis er 2003 dem Westen entgegenkam, sich zu Libyens Verantwortung für das Lockerbie-Attentat (1988) bekannte, die Familien der Opfer entschädigte und sich bereit erklärte, auf die nukleare Aufrüstung Libyens zu verzichten. Im Februar 2011 kam es in der Folge von Revolutionen in den Nachbarstaaten Ägypten und Tunesien auch zu landesweiten Aufständen in Libyen, die zu einem Bürgerkrieg führten. Nach einer UNO-Resolution begann eine NATO-Koalition im März mit Luftangriffen auf Libyen mit dem Ziel eine Flugverbotszone durchzusetzen und die Zivilbevölkerung zu schützen. Gaddafi starb im Oktober 2011 bei einem Fluchtversuch aus der Stadt Sirte, in der er sich verschanzt hatte.

NEW YORK, SEPTEMBER 2009

Online-Flyer Nr. 376  vom 17.10.2012



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