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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Internationale Konferenz von KriegsgegnerInnen in Bonn:
Für ein selbstbestimmtes Afghanistan
Von Lucas Wirl

Mehr als 350 Friedensbewegte und KriegsgegnerInnen aus 17 Ländern diskutierten am Sonntag, den 4.12., einen Tag vor der internationalen Afghanistankonferenz der Regierungen über ein selbstbestimmtes Afghanistan und über alternative Konfliktlösungen zum Krieg. Das Treffen, an dem über 80 europäische Exil-AfghanInnen sowie einige afghanische OppositionspolitikerInnen teilnahmen, war ein wichtiger international-afghanischer Dialog. Zum ersten Mal seit Beginn des Krieges in Afghanistan wurde eine Plattform geschaffen, in der ein breiter, von Pluralität gekennzeichneter Austausch von Meinungen und Informationen zwischen diesen Kräften stattfand.
 
Die grundlegende Erkenntnis, dass nur ein Abzug der Truppen zu einem selbstbestimmten, demokratischen und emanzipatorischen Afghanistan führt, durchzog die gesamte Konferenz. Die von allen Teilnehmenden geteilten gemeinsamen Nenner waren die Ablehnung des Krieges, die Erkenntnis, dass die westliche Afghanistanpolitik gescheitert ist, sowie eine umfassende Kritik der am Montag durchgeführten Afghanistan-Konferenz der Regierungen. Jeremy Corbyn, Abgeordneter der britischen Labour Party, sprach diese Kritik grundsätzlich aus: „Nach der politischen Aufteilung Afrikas auf der Berliner Konferenz von 1884 wird erneut über die Zukunft eines Landes unter Ausschluss der regionalen Kräfte entschieden, das ist moderner Kolonialismus.“


Eröffnung der Gegenkonferenz
Foto: Lucas Wirl

Genau das Gegenteil zur exklusiven Politik der Herrschenden hat die internationale Konferenz der Friedensbewegung erreicht: einen breiten Dialog in dem alle willkommen sind, die zum Dialog über einen Friedensprozess in Afghanistan bereit sind. „Eine Fortsetzung des Dialogs zwischen europäischen und afghanischen Friedensbewegten ist dringend erforderlich, um diesen zu intensivieren und um gemeinsame Positionen für Frieden in Afghanistan weiter zu entwickeln“, sagte Reiner Braun, einer der Veranstalter der Konferenz, im Abschlussplenum. Der von den Veranstaltern unterbreitete Vorschlag, im Herbst 2012 eine europäisch-afghanische Friedenskonferenz abzuhalten, wurde mit Begeisterung aufgenommen. 
 


Joseph Gerson (USA), Occupy-Bewegung, Malalai Joya, Afghanische Politikerin
Foto: Lucas Wirl

Einem echten, ehrlichen Friedensprozess stehen jedoch die Militarisierung von Politik und Gesellschaft und damit die Unterordnung des Zivilen unter das Militärische insgesamt sowie ökonomische Interessen am Krieg im Wege. Während die nordirische Friedensnobelpreisträgerin Mairead Maguire Gewaltfreiheit, Kompromissfähigkeit und Geduld als Voraussetzungen für Frieden bezeichnete, hob die afghanische Oppositionspolitikerin Malalai Joya hervor, dass die westlichen Staaten mit dem Krieg in Afghanistan ihre eigenen wirtschaftlichen Interessen in Afghanistan verfolgten, anstatt den Bedürfnissen der afghanischen Bevölkerung nachzukommen. „Anstelle von geplanten industriellen Großprojekten zur Ausbeutung unserer Ressourcen, bei deren Bau selbst nur westliche Firmen profitieren, müssen westliche Gelder für die Bildung der afghanischen Bevölkerung eingesetzt werden. Nur durch Bildung für die breite Bevölkerung kann sich ein selbstbestimmtes Afghanistan entwickeln. Daran hat der Westen und die korrupte Karzai-Regierung jedoch kein Interesse“, so Joya. Der US-Amerikaner Joseph Gerson berichtete über den Beginn eines breiten Umdenkens in den USA weg vom Militarismus und informierte, dass „sich durch die ökonomische Krise und die offensichtlichen Irrwege der Politik zum ersten Mal seit Vietnam breite Teile der Gesellschaft gegen den Krieg in Afghanistan zu stellen beginnen.“
 
Die internationale Konferenz der Friedensbewegung war durch die intensiven Diskussionen mit afghanischen und internationalen Friedensbewegten und KriegsgegnerInnen sowie durch die Breite der Diskussionen ein voller Erfolg. Eine der vielen jungen KonferenzteilnehmerInnen sagte, es freue sie gleich einen Kontakt zu Afghaninnen und Afghanen aufgebaut und über die Kultur und politischen Einstellungen der afghanischen Bevölkerung gelernt zu haben. Über die Ergebnisse der Konferenz wird die Neue Rheinische Zeitung berichten. (PK)
 
Lucas Wirl ist Geschäftsführer der „Naturwissenschafter-Initiative Verantwortung für Frieden und Zukunftsfähigkeit“ (NatWiss) und ist im Vorbereitungskreis der Proteste gegen Petersberg II aktiv.

Bilder von der Demonstration am 3. Dezember:


"Bundeswehr raus aus den Schulen"


Keine korrupten Politiker und Warlords erwünscht


Hans-Christian Ströbele, Bündnis90/Die Grünen





 Gesine Lötzsch, Die Linke


Fraktionsvorsitzender der Linken, Gregor Gysi


Wolfgang Zimmermann, Fraktionsvorsitzender der Linken in NRW





 


Titel bitte anpassen

 




Tobias Pflüger, Mitglied des Bundesvorstandes der Partei Die Linke und im Vorstand der Informationsstelle Militarisierung Tübingen (IMI)
Alle Fotos: Hans-Dieter Hey - R-mediabase 




Online-Flyer Nr. 331  vom 07.12.2011



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