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Aktueller Online-Flyer vom 16. April 2024  

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Sport
Lok Stürmerin Marlene Ebermann mit Doppelschlag gegen Bayer 04 Leverkusen
Leipziger Lok reißt das Ruder rum
Von Bernd J.R. Henke und Johann Blaha

Mangelnde Chancenauswertung auf Seiten von Leverkusen, überragender Kampfgeist durch Leipzig besiegelten eine bittere Heimniederlage der Werkselfen von Bayer 04 Leverkusen gegen die Frauen vom 1. FC Lok Leipzig. Bis zur 83. Minute schien bei einer 2:1 Führung alles sicher für Leverkusen. Plötzlich ein klares Foul der Torhüterin Lisa Schmitz im Strafraum von Leverkusen, Schiedsrichterin Martina Storch-Schäfer zeigte auf den Elferpunkt. Entscheidende Sekunden im Spielverlauf, Leipzigs Mannschaftskapitänin Anne van Bonn nahm die Kugel in die Hand. Abstimmung mit Torjägerin Kathrin Patzke, wer von beiden zum Elfer antritt. Patzke winkt ab, die nervenstarke Anne van Bonn schießt flach ins linke Eck und überwindet Leverkusens Torhüterin Lisa Schmitz zum 2:2 Ausgleich.

Leipziger Teamgeist
Foto: Frank Anhalt
 
Charakterleistung                                                                                                                           
 
Nun rächte sich die schwache Ausbeute bei den zahlreichen Torchancen der Heimmannschaft während des gesamten Spieles. Noch immer schockiert über den verlorenen Dreier taumelte Leverkusen ins offene Messer einer Konter. Zwei Minuten später: Marlene Ebermann, die schussgewaltige junge blonde Stürmerin der Frauen aus Probsthaida, fackelte nicht lange (85.) und erhöhte den Leipziger Torsaldo auf 3:2. Im Pulk feiernde Lok-Spielerinnen auf der einen Seite, erschöpfte und enttäuschte Werkselfen nur noch Zuschauer einer bitteren Niederlage als Kontrastbild. Was war geschehen: Kampfkraft besiegte lieblichen Fußball ohne Tore. Loks Cheftrainerin Claudia von Lanken durchlebte am Spielfeldrand eine hoch emotionale Partie. „Mir war schon ein bisschen mulmig zumute. Gerade nach dem 0:2 direkt nach der Halbzeitpause. Aber als Neuling dann wieder zurückzukommen, das war schon eine Weltklasse-Charakterleistung“, sagt die Leipziger Trainerin.

Marlene Ebermann - Charakter pur
Foto: Annemarie Fischer (archiv)

Maßlos enttäuscht

„Ich bin nicht nur maßlos enttäuscht, dass wir das Spiel noch aus der Hand gegeben haben“, so Leverkusens Cheftrainerin Doreen Meier. „Wir waren in allen Belangen die bessere Mannschaft und gehen trotzdem wieder als Verlierer vom Platz. Das Spiel wurde in der Offensive durch die vielen ausgelassenen Chancen verloren. Wenn wir nach dem 2:0 noch ein oder zwei Tore nachlegen, passiert hier nichts mehr.“ Begann doch das Spiel so überlegen für Leverkusen, nach anfänglicher Nervosität kettete sich eine Chance nach der anderen für Bayer. Die Leipziger Abwehrkette mit Josefine Krengel, Jil Ludwig, Jobina Verena Lahr sowie Angelina Lübcke stand zwar. Doch die Leipziger Mittelachse mit Anne Heller, Anne van Bonn und Lysann Schneider konnte nicht mal eine Konter einleiten. So erzielte Bayer-Frau Kathrin Hendrich in der 34. Minute die verdiente Führung, als sie nach einem perfekten Pass von Lisa Schwab einen Sololauf hinlegte und den Ball an Torfrau Gaelle Thalmann vorbei ins Tor einnetzte. Danach flankte die pfeilschnelle Lahr auf Patzke (36.), die aber knapp verfehlte. Auch Anne van Bonns Vorlage auf Ebermann (41.) brachte nichts ein. Leverkusen hatte zwar mehr vom Spiel, aber nutzte keine weitere Chance.


v.li.: Jobina Verena Lahr, Spielerin Leverkusen, Anne Heller
Foto: Bayer
 
Wutausbruch                                                                                                                                          
 
Kurz nach der Pause ein weiterer Schock für Leipzig: im ersten Spielzug schießt die quirlige Eunice Beckmann einen Eckball von der linken Seite direkt ins Tor. Hängende Köpfe bei Leipzig, dieses 2:0 war bitter so kurz nach Beginn der zweiten Hälfte. Auffällig an diesem Tag die kämpferische Anne Heller. Sie biss sich rechts durch (53.) und Sturmspitze Marlene Ebermann schoss zum 2:1 Anschlusstreffer ein. Die Rufe der knapp vierzig mitgereisten Fans aus Leipzig wurden wieder hörbar – die Fans vom „North Sidaz Leipzig“, vom „Fanclub Lok Hessen“ und vom „SC Schönefeld“.Cheftrainerin Doreen Meier reagierte (62.) und brachte mit Francesca Weber und Shelley Thompson zwei erfahrene Spielerinnen. Bayer 04 spielte jetzt wieder mit viel Druck nach vorne, doch Großchance um Großchance wurde liegen gelassen. Leipzig suchte sein Heil im Kontern, Leverkusen blieb gefährlich. Mittelfeldmotor Anne Heller musste ihre Leipzigerinnen mit einer weithin hörbaren Ansage noch einmal wachrütteln. Ihr lauter Wutausbruch zeigte Wirkung. In der 83. Minute war es soweit.

Eunice Beckmann (Bayer) am Ball, rechts Angelina Lübcke und Anne Heller, links Shelley Thompson
Foto: Bayer
 
Nichts ist unmöglich

Dann folgten der Elfmeter für Lok zum Ausgleich und das Siegtor der kampfstarken Marlene Ebermann, die nie aufgab und als Stürmerin auch den Gegner störte, wenn er am Ball war. Leverkusen glänzte nur durch Einzelleistungen ohne mannschaftliche Geschlossenheit, wenig Kurzpassspiel. Lok Leipzig dagegen nutze jede Chance und bestach durch besseren Teamgeist. Eine erfahrene Fußballspielerin, die privat als Zuschauerin auf der Gegentribüne saß, war sichtlich begeistert vom Teamgeist der Mädchen aus Probsthaida. Sie meinte zu Lok: „Nichts ist unmöglich bei Lokomotive.“ 
 
Klassenverbleib                                                                                                                                   
 
Bayer 04 Leverkusen hatte bisher in der Bundesliga ein schweres Auftaktprogramm ertragen müssen. Siege gegen Bayern, Duisburg und Potsdam konnte niemand erwarten. Das Duell gegen Leipzig hätte dagegen unbedingt gewonnen werden müssen. Leverkusen liegt nun von Beginn an am Tabellenende. Das Abstiegsgespenst ist heimisch geworden. Das erklärte Saisonziel, sich im oberen Mittelfeld zu platzieren, ist mehr als utopisch. Ab sofort geht es bei Bayer 04 um den Klassenverbleib. Leipzig hingegen zog nach Punkten gleich mit dem FC Bayern München und könnte bei besserem Torverhältnis noch höher in der Tabelle gestiegen sein.

Lisa Schwab (Bayer) bedrängt von Jil Ludwig, dahinter Angelina Lübcke
Foto: Bayer
 
Doppelschlag                                                                                                                                    
 
Der 1. FFC Turbine Potsdam hat durch ein 2:0 (0:0) im Spitzenspiel des vierten Spieltags der Frauen-Bundesliga beim VfL Wolfsburg seinen makellosen Start bestätigt. Der Deutsche Meister hat nach vier Spielen die optimale Punktzahl von zwölf Zählern auf dem Konto. Wolfsburg ist mit sieben Punkten Fünfter. Chancen auf den Sieg hatten beide Mannschaften, Nadine Keßler scheiterte für die "Wölfinnen" in der 14. Minute gleich zweimal - zunächst an Torfrau Ann-Katrin Berger, nach der folgenden Ecke per Kopf am Pfosten. Keßler prüfte Berger in der 22. Minute erneut aus kurzer Distanz. In der 26. Minute waren die Turbinen dem 1:0 nahe, als Yuki Nagasato freistehend aus 15 Metern scheiterte. Nationalspielerin Martina Müller hatte dann in der 41. Minute die nächste Wolfsburger Gelegenheit, verzog nach Alleingang aber aus sechs Metern. In der zweiten Halbzeit zeigten die Gäste ihre ganze Klasse: Zunächst traf Genoveva Anonma in der 46. Minute zum 1:0, dann legte Weltmeisterin Nagasato nur Minuten später das zweite Tor nach (49.).
 
Das erste Tor und zugleich die ersten Punkte gelangen dem FF USV Jena dank eines 1:0 (1:0) gegen den SC 07 Bad Neuenahr. In der Tabelle kletterten die Jenaerinnen auf Platz neun, der SC ist mit nur zwei Zählern Vorletzter. Das entscheidende Tor markierte Carolin Schiewe in der 16. Minute.

Nichts ist unmöglich - erster Sieg von Lok Leipzig
Foto: Frank Anhalt
 
Essen klettert auf Platz vier
                                                                                                                     
Die SG Essen-Schönebeck ist nach dem 1:0 (1:0) gegen den FC Bayern München mit neun Punkten härtester Verfolger des Spitzentrios. Die Grugastädterinnen durften schon in der dritten Minute über den Treffer von Caroline Hamann jubeln. Der 1. FFC Frankfurt hat derweil seine weiße Weste durch ein hart umkämpftes 2:0 (0:0) beim Hamburger SV gewahrt. Die Hessinnen sammelten im vierten Spiel den vierten Sieg und haben immer noch kein Gegentor auf dem Konto. Nationalspielerin Fatmire Bajramaj sorgte mit ihren Treffern in der 60. und 86. Minute für die Entscheidung. Zum Auftakt des Spieltags war der FCR 2001 Duisburg am Samstag bei Aufsteiger SC Freiburg zu einem souveränen 6:0 (3:0)-Auswärtssieg gekommen. Duisburgs japanische Weltmeisterin Kozue Ando eröffnete in der 25. Minute den Torreigen, Stefanie Weichelt (27.) und Luisa Wensing (45.) legten noch vor der Halbzeitpause nach. In Halbzeit zwei erhöhten Jennifer Oster (55.), Weichelt (59.) sowie Simone Laudehr (86. Foulelfmeter) auf den Endstand. (PK)


Online-Flyer Nr. 322  vom 05.10.2011



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