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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Medien
Nachhaltige Volksverblödung oder Verjauchung durch die Medien
Beispiel „Glücksatlas Deutschland 2011“
Von Christian Knidos

Die Wahlen dieses Jahr sind gelaufen, dabei ist die FDP zum x-ten Mal aus den Parlamenten gewählt worden. Innerhalb der CDU rumort es erstmals öffentlich gegen „Mutti“ Merkel und zu allem Überfluss kommen die „Piraten“ aus dem Stand auf fast 9% der Stimmen in Berlin und schaffen es offensichtlich, die Wahlbeteiligung einfach durch ihren Antritt zur Wahl auch noch in die Höhe zu treiben. Das Programm dieser „Piraten“-Partei kann es ja nun bei allem Respekt kaum sein. Es ist schlicht Unzufriedenheit und Protest des Wahlvolkes!
Als vor ein paar Wochen in England die Autos und die Geschäfte brannten, beeilten sich fast alle Politiker zu den Weissagungen, dass so etwas in Deutschland unvorstellbar sei und belegten ihre Hoffnungen mit vermeintlichen positiven Statistiken über das ach so soziale Deutschland mit den stärksten Wirtschaft („Aufschwung XXL“) in Europa usw usw.
 
Ganz scheinen die Regierungsverantwortli- chen dem Braten aber doch nicht getraut zu haben bzw. zu trauen. Mit einer unsäglichen Anbiederung und Selbstbeweihräucherung geht die CDU/CSU in die Propagandaoffen- sive. (1)
 
Es wird schnell deutlich, dass einer Abwahl bei den nächsten Bundestagswahlen vorgebeugt werden, aber ebenso der Bevölkerung suggeriert werden soll, dass es keinen Grund zur Unruhe, geschweige denn zu Aufständen wie in England gibt. Nur sagt man es nicht so.
 
Das ZDF springt hilfedienerisch im Namen der Presse- und Meinungsfreiheit der Regierung Merkel/Rösler zur Seite. (Wo hat noch mal der jetzige Regierungssprecher Seibert früher sein Geld verdient?)
 
Am 20.9.2011 im „Heute-Journal“ wird in einem 8-Minuten-und-10-Sekunden Beitrag über den „Glücksatlas Deutschland 2011“ berichtet. 8 Minuten und 10 Sekunden, das ist um ein vielfaches länger als die üblichen Beiträge! Dies sogar auch noch als 1. Meldung, als gäbe es angesichts der Krisen um uns herum keine wichtigeren Nachrichten! Dieser bescheuerte Glücksatlas ist das Ergebnis einer sogenannten „Studie“ (ooh, wie wissenschaftlich!) der Deutschen Post und soll uns weismachen, dass wir Deutschen alle mehr oder weniger glücklich sind.
 
Die Kunden der Post werden wohl kaum gefragt worden sein, denn über die Leistungen der Post dürften wohl nur sehr wenige „glücklich“ sein, angesichts der immer mehr verschwindenden Briefkästen und Postfilialen. Da die Post natürlich so eine Studie nicht alleine auf die Beine bringt, hat sie dies mit Unterstützung vom Institut Allensbach und des DIW, dem „Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung“ mit Sitz in Berlin bewerkstelligt. Der Sitz des DIW in Berlin ist nicht die einzige Nähe zur momentanen Regierung, denn das DIW wird zu 50% aus Mitteln des Bundes und zu 50% aus Mitteln der Bundesländer finanziert!
 
Wer heute das Internet auf Nachrichten der Printmedien untersucht, wird entsetzt feststellen, dass die allermeisten Zeitungen das Propagandaspiel mitspielen und vollkommen unkritisch als verlängerte Arme der Bundesregierung fungieren und ausführlich, meist auf Titelseiten, auf diesen Glücksmüll eingehen.
 
Der Kölner Express punktet in Köln damit, dass die Kölner "etwas glücklicher als die Düsseldorfer“ sind, als Schlagzeile. Besser als die Düsseldorfer zu sein, kommt in den meisten Köpfen der Stammtische in Köln immer gut an, und so haben diese Leute wieder etwas Zufriedenheit und einige Tage Gesprächsstoff auf der Arbeit und in den Kneipen. Währenddessen laviert die überforderte Mutti Merkel das schlingernde Schiff namens Bundesregierung weiter durch die Stürme der Politik, aber zumindest einige Tage weniger unter Beobachtung. Weil es uns ja allen viel besser geht, als wir glauben und wir damit genug beschäftigt sind, unsere eigene Wahrnehmung mit der „Pseudorealität“ der öffentlich-rechtlichen Nachrichtensendungen, wissenschaftlichen Studien und den Wirtschaftsunternehmen der Printmedien (=Tageszeitungen) abzugleichen.
 
Ach ja, ehe ich es vergesse mitzuteilen: der führende Kopf dieser ganze Kampagne ist der Herr Professor für Finanzwissenschaft Bernd Raffelhüschen. Wer ihn nicht kennt: das ist der Mann, der sich einen Namen damit gemacht hat, die gesetzliche Rente mit kaputt zu reden und damit den Versicherungen und Banken millionenfach Neukunden besorgte, die in heller Panik alle ihre „Finanzierungslücke“ im Alter schließen wollten. Er ist zumindest ein PR-Profi und weiß ganz genau was er tut. Deswegen verlassen sich die verschiedenen Bundesregierungen immer wieder gerne auf ihn. (PK)
 
(1) Siehe dazu http://www.dem-land-geht-es-gut.de


Online-Flyer Nr. 321  vom 28.09.2011



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