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Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

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Lokales
Kölner protestieren gegen Gefahren durch den Verkauf von imitierten Waffen
Initiative "Waffenfreie Südstadt"
Von Karl C. Fischer und Peter Kleinert

Dass unsere Gesellschaft trotz dutzendfacher Attentate mit scharfen Waffen von Tag zu Tag militanter wird und deutsche Truppen nicht die Heimat verteidigen - wie es im Grundgesetz steht - sondern die Interessen der Wirtschaft am Hindukusch oder am Horn von Afrika, wissen vermutlich die meisten Leser der NRhZ. Dass aber auch mitten in Köln Menschen mit Waffen-Imitaten bedroht werden, obwohl diese wie echt aussehenden Guns öffentlich nicht getragen werden dürfen, ist leider noch nicht genug bekannt und auch nicht, dass einige Initiativen erfreulicherweise inzwischen regelmäßig vor einem Laden in der Kölner Südstadt protestieren, der solche Waffenattrappen verkauft.


Initiative "Waffenfreie Südstadt"
Quelle: www.dkp-rheinland-westfalen.org
 
Seit kurzem gibt es in einigen deutschen Städten eine Ladenkette mit dem Namen "Outdoor, Defense and More" - so auch in der Kölner Südstadt, dort wo Elsaßstraße und Zugweg auf die Bonner Straße treffen. Hier werden neben Freizeitkleidung auch nachgeahmte Pistolen, Maschinengewehre, pump-guns und Samurai-Schwerter angeboten, die alle nicht in der Öffentlichkeit getragen werden dürfen, da sie wie echte Waffen aussehen. Andreas Moll berichtet auf der Webseite http://www.meinesüdstadt.de von einem Besuch in dem Laden:
"Ins Auge fällt sofort das breite Angebot von Softairwaffen. Das sind spezielle Druckluftwaffen, Pistolen und Maschinengewehre, die originalgetreue und täuschend echte Nachbauten echter Waffen sind. Sie werden in diesem Fall mit Plastikkugeln geladen. Die billigste Pistole ist bereits für € 27,50 zu haben, für Maschinenpistolen und -gewehre muss man € 80.- und mehr anlegen. Die Munition wird in einer Dose in Form einer Granate verkauft, und die entsprechenden Schutzbrillen sind für € 19,90 zu haben. "Die Geschossenergie der Waffen liegt bei 0,5 Joule, das entspricht den gesetzlichen Vorgaben", so der Verkaufsleiter. Ab einem Alter von 14 Jahren kann man diese Waffen erwerben."
 
Jungs überfielen Frauen
 
Die Gefahr aber, die von den scheinbar scharfen Waffen ausgeht, zeigte sich unter anderem als Jungen im Alter von vierzehn Jahren mit diesen Attrappen junge Frauen auf dem ehemaligen Stollwerck-Gelände und am Römerpark ängstigten oder sogar überfielen. Das erfuhr ich am Samstagmittag von einem ehemaligen Bundeswehroffizier, der zu einer Initiative gehört, die nicht nur vor diesem Laden gegen den Verkauf der Imitate an einem behördlich genehmigten Infostand protestierte, sondern auch gegen die Herstellung dieser gefährlichen Objekte.
 
Eigentlich wäre das ja eine Aufgabe der Bundestagsparteien, die aber so gut wie nichts gegen die Herstellung und den Vertrieb dieser scheinbar echten Waffen unternehmen und so die Landes-, Schul- und Ordnungsbehörden mit dem Problem allein lassen. Das wurde mir durch Gespräche klar, die ich mit den Demonstranten führte, wobei ich auch erfuhr, dass sich die Initiative zurzeit aus Mitgliedern der DKP, sowie Sympathisanten und Anhängern der Linken und der SPD zusammensetzt.
 
Die am Infostand mit Passanten und miteinander diskutierenden Gegner der fortschreitenden Militarisierung in unserem Land gehen überwiegend davon aus, dass sie noch einige Jahre mit Demonstrationen gegen den Verkauf dieser scheinbaren, aber auch von echten Waffen kämpfen müssen. Das gilt natürlich erst recht für die Kampfeinsätze der Bundeswehr wie in Afghanistan.


UMAREX-Eigenwerbung im Netz für täuschend echte "Airsoft"-Waffen-Nachbauten
Quelle: www.umarex.de
 
Es müsste nun natürlich herausgefunden werden, in welchen Städten diese Ladenkette ebenfalls mit Waffenattrappen Geld verdient, welche Erfahrungen dort die Bevölkerung, Schüler, Lehrer und Behörden mit solchen "Schusswaffen" gesammelt haben, die wie echte aussehen. Laut DKP gehört der Kölner Laden zur Ladenkette "PW Tobacco". Die wiederum gehöre zu der Arnsberger Firma UMAREX, und die stelle neben den Waffenattrappen auch scharfe Waffen her und verkauft auch Heckler & Koch-Waffen. "PW Tobacco" sei gewissermaßen ihre Verkaufsabteilung. Das Unternehmen expandiere, beschäftige mittlerweile 700 Mitarbeiter und soll einen jährlichen Umsatz von 150 Millionen Euro machen(1).
 
Wichtig und von den Initiatoren der Initiative "Waffenfreie Südstadt" besonders gewünscht, wäre aber vor allem die Teilnahme von Schülersprecherinnen und Sprechern an den nächsten Infoständen. Treffpunkt ist der Ort, an dem die Elsaßstraße und der Zugweg auf die Bonner Straße zulaufen. Die Treffen finden jeden Samstag zwischen 12 und 14 Uhr statt - solange bis der Laden verschwunden ist. (PK)
 
(1) http://www.dkp-rheinland-westfalen.org/index.php?option=com_content&view=article&id=977:koeln-protest-g
 
Nähere Infos bei buero-kv-koeln@die-linke.org und info@spd-koeln-suedstadt.de sowie vorstand@dkp-koeln.de und auf der unter (1) genannten Webseite


Online-Flyer Nr. 285  vom 19.01.2011

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