NRhZ-Online - Neue Rheinische Zeitung - Logo
SUCHE
Suchergebnis anzeigen!
RESSORTS
SERVICE
Unabhängige Nachrichten, Berichte & Meinungen
Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

Fenster schließen

Literatur
Ein Gedicht aus dem "Querkopf", der Kölner Selbsthilfe-Mitmachzeitung
Großanleger-Angeber
Von Harald Schauff

"Querkopf" ist eine Kölner Arbeits-, Obdachlosen- und Selbsthilfe-Mitmachzeitung von kritischen Menschen, denen die gezielte Meinungsmache der üblichen Presse gegen den Strich geht. Die Straßenzeitung für alle, die sich gegen die Willkür der Mächtigen zur Wehr setzen, denen Macht- und Geldinteressen ein Dorn im Auge sind, erscheint monatlich. Sie kostet im Straßenverkauf 1,50 Euro, wovon 0,75 Euro beim Straßenverkäufer bleiben. Harald Schauff ist nach dem Tod des Gründers Klaus Bergmayr jetzt verantwortlich für den "Querkopf".

                                           Großanleger-Angeber
 
Gestatten,
der Name Foppenheim
Gut klebt das Geschäft
mit meinem Flüssigleim
Fest hält die Hand das Heft
Geschick beim Verhandeln
läßt mich galant wandeln
Der Habenichtse Brut
schaut auf mich voller Wut
Ich begreife nicht warum
Wer Geld nicht halten kann
dem läuft die Sache krumm
Selbst schuld, du armer Mann
Guck dich um und mich an
Dann kannst du was lernen:
Den Griff nach den Sternen
 
Lohnbuckeln macht nicht froh
Das Glück wartet, na wo?
Tief in fremden Taschen
kann man es erhaschen
Man braucht den feinen Sinn
zum Spüren nach Gewinn
Den nicht gleich verprassen,
sondern investieren
Das erst füllt die Kassen
So läuft Spekulieren
So schafft unsereiner
Wirtschaftskraft, mein Kleiner
in diesem schönen Lande
wo Reichtum nur ein Schimpf
für den neidvollen Pimpf
und Armut wahre Schande
 
Wie, was redet ihr bloß?
Mein Verdienst leistungslos?
Der Chef von seinem Geld
ist wahrer Arbeitsheld
Es bringt ihn zum Schwitzen
weil geht so rasch flitzen
Kaufen und Verkaufen
ist das Allerhärteste
Kaum einmal verschnaufen
kann der Allerwerteste
Wenn die Kurse purzeln
rauft’s uns die Haarwurzeln
Lasst doch das Neidhammeln
Ihr seid es, die gammeln
und es nicht vermögen
Lieber wie versessen
immer weiter fressen
von den fremden Trögen
Ja , mein gnädiger Herr
Man erkennt doch unschwer:
In dieser schnöden Welt
ist man nur mit Mammon
ein wahrhaft großer Held
Jagen’s ihn nicht davon!
Sie sollten schon wissen
wie ihn anzulegen
Er wird Ruhekissen
Nein, viel mehr noch: Segen
wenn’s ihn sorgsam pflegen
 
So er mal stockt statt fließt
vom Brummbär erschreckt
Auf das setzen, was schießt
Schon ist der Bär verreckt
Seit je bombt Rüstungsschrott
den Schotter wieder flott
Gute alte Masche
Ich sage es mal mild
Es ist genau dies Bild:
Krösus aus der Asche
Der Baron


Online-Flyer Nr. 275  vom 10.11.2010



Startseite           nach oben