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Aktueller Online-Flyer vom 17. April 2024  

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Lokales
Rücksichtslos gegen Gesundheit, Sicherheit und Qualität der Arbeit
Gespensterdebatte um Arbeitszeiten
Von Dr. Witich Rossmann

Der erste Bevollmächtigte IG Metall Köln, Dr. Witich Roßmann, hat sich zu der von drei unternehmernahen Wirtschaftsforschern losgetretenen Debatte über eine Verlängerung der Arbeitszeit zu Wort gemeldet. Deren Rezept laut EXPRESS: "Wir sollen 45 Stunden pro Woche arbeiten oder mehr!" Witich Rossmanns Antwort lesen Sie hier. – Die Redaktion
 

IG Metaller Dr. Witich Rossmann
NRhZ-Archiv
1. Fiesta bei Ford werden in drei Schichten rund um die Uhr gebaut. Motorenbauer bei Deutz mussten Knochen und Hirn in Neun-Stunden-Schichten (45 Wochenstunden) bis zum Anschlag beanspruchen bis zum Beginn der Krise 2008. Mehrarbeit und Sonderschichten sind 2010 wieder an der Tagesordnung. Wir arbeiten jetzt schon effektiv viel zu lange. Und den besonders beanspruchten Leiharbeitern wird diese Zeit schlecht bezahlt. Vielen Technikern, Ingenieuren, Kaufleuten wird Mehrarbeit unbezahlt abverlangt. Das ist heute schon Realität. Unsere Forderung: Intelligente, atmende Arbeitszeitsysteme, die auch effektiven Freizeitausgleich für Arbeitnehmer bieten. Und zwei Grundsätze müssen wir wieder durchsetzen: Geleistete Arbeit ist zu bezahlen und für gleiche Arbeit gibt es gleiches Geld, ob Mann, Frau, Festbeschäftigter, Befristeter oder Leiharbeiter! Das ist unsere Alternative zu tumben Forderungen nach genereller Ausweitung der tariflichen Wochenarbeitszeiten.
 
2. Die Streichungen bei der aktiven Arbeitsmarktpolitik, die das Sparprogramm der Bundesregierung vorsieht, müssen ersatzlos gestrichen werden. Wir brauchen wieder effektive Qualifizierungs- und Umschulungsprogramme für Arbeitslose. Wir haben in den 80er/90er Jahren zehntausende zu IT-Spezialisten qualifiziert über Programme der Arbeitsämter. Das ist die Alternative zu sinnlosen Bewerbungstrainings und vorschnellen Vermittlungen qualifizierter Arbeitsloser in unqualifizierte Zeitarbeiterjobs.
 
3. Menschen sind keine Maschinen, die man beliebig lange und intensiv ohne Folgen für Gesundheit und Leistungsfähigkeit beanspruchen und ausbeuten kann. Wer Arbeitszeiten stupide erhöht, wird mit drastisch steigenden Gesundheitskosten konfrontiert. „Burn Out“, 80prozentiger Anstieg der psychischen Erkrankungen sind schon heute die Folge der hohen Leistungsintensität in den Betrieben. Mehrarbeit und Sonderschichten in den Fabriken, zu knapp kalkulierte Projektzeiten und Personalbudget in den Büros – damit gehen keine gesunden Menschen in eine Rente 67!
 
Zusammengefasst:
Intelligente Arbeitszeitsysteme statt tumber Arbeitszeitverlängerung.
Geleistete Arbeit muss gut und gleich bezahlt werden.
Fachkräftemangel ist durch gezielte und effektive Umschulung und Qualifizierung zu bekämpfen. Betriebe dürfen nicht bei Ausbildung sparen.
Unser Grundsatz lautet: Arbeit muss so human organisiert werden, dass sie gesund über ein ganzes Arbeitsleben geleistet werden kann.
„Wir versprechen Herrn Zimmermann (DIW) und Herrn Schlarmann (CDU Mittelstand): durch unsere Arbeitnehmer bleibt kein Kundenauftrag unerledigt. Aber nur für gutes Geld und zu guten Arbeitsbedingungen!“ (PK)


Online-Flyer Nr. 273  vom 27.10.2010



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