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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Krieg und Frieden
Warum der Einsatz von Uranmunition und Uranbomben ein Kriegsverbrechen ist
Lange Tradition der Vertuschung – Teil 3
Von Frieder Wagner

„Der Einsatz von Uranmunition (depleted uranium, DU) ist ein Kriegsverbrechen - und warum Regierungsstudien zur Uranmunition oft Gefälligkeitsarbeiten sind“, schreibt der Kölner Filmemacher, Kameramann und Autor Frieder Wagner in seiner Beweis- und Faktensammlung, deren dritten Teil wir hier veröffentlichen. Er hat zu diesem Thema auch die Dokumentation “Der Arzt und die verstrahlten Kinder von Basra“ im WDR veröffentlichen können. Dafür erhielt er den Europäischen Fernsehpreis bei der ÖKOMEDIA 2004. Aufbauend auf diesem Material machte er 2006 den 93-minütigen Kinodokumentarfilm “Deadly Dust – Todesstaub“. Trotz des Fernsehpreises hat der Filmemacher keinen WDR-Auftrag mehr bekommen, und für den Film “Todesstaub“ fand sich bis heute kein Filmverleih. – Die Redaktion mehr...
 

Uranmunition
5. Was sagt die Weltgesundheitsorganisation?
 
Beginnen wir mit der Haltung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu den Folgen von Uranmunition z. B. im Kosovo? Dazu Teile aus einem Bericht von ROBERT JAMES PARSONS, Journalist, Genf aus "Le Monde Diplomatique" vom 16.02.2001: "Das Vorhaben wurde angekündigt, mehrfach verschoben, dann auf Druck der im Kosovo tätigen internationalen Hilfsorganisationen wieder angegangen - und doch liegt der Bericht der Weltgesundheits-organisation (WHO) über das Problem des "abgereicherten Urans" (Depleted Uranium; DU) bis heute noch nicht vor. Als das so genannte Balkan-Syndrom im Januar 2001 Schlagzeilen machte, begnügte sich die WHO damit, eine vier Seiten lange Ausarbeitung (Fact Sheet Nr. 257) zu veröffentlichen, die angeblich alles Wesentliche zu diesem Thema zusammenfasst. (Quelle: "Fact Sheet Nr. 257", 12. Januar 2001, Weltgesundheitsorganisation (Genf), siehe HYPERLINK "http://www.who.int/inf-fs/en/fact257.html" http://www.who.int/inf-fs/en/fact257.html).


Die Folgen von Uranmunition
Foto: Frieder Wagner
 
Aber dieser Text sollte vor allem die Öffentlichkeit beruhigen, er enthält nur sehr allgemeine Informationen, und wo er genauer wird, ergeben sich Widersprüche zum aktuellen wissenschaftlichen Kenntnisstand. Es heißt dort etwa, die Strahlung, sofern sie überhaupt auftrete, überschreite nicht die zulässigen Grenzwerte: "Aus wissenschaftlicher Sicht erscheint es wenig wahrscheinlich, dass unter dem Militärpersonal im Kosovo eine erhöhte Leukämieanfälligkeit durch Kontakt mit DU nachzuweisen ist." (Quelle: "Fact Sheet Nr. 257", 12. Januar 2001, Weltgesundheits-organisation (Genf), siehe HYPERLINK "http://www.who.int/inf-fs/en/fact257.html" http://www.who.int/inf-fs/en/fact257.html). Allerdings hat die Weltgesundheitsorganisation 1959 mit der Internationalen Atomenergiekommission (IAEO) ein Abkommen geschlossen, das ihr die Befassung mit Fragen von Strahlung und Gesundheit nur mit Zustimmung der IAEO gestattet. Und diese Zustimmung wird praktisch nie erteilt. 
 
Viele Wissenschaftler, die mit der militärischen Forschung wenig oder gar nichts zu tun hatten, erinnerten in Sachen von Radioaktivität immer wieder an die wissenschaftliche Arbeit von Hermann Joseph Muller, die ihm 1946 den Nobelpreis für Medizin eingebracht hatte. Muller hatte die furchtbare zellverändernde Wirkung von Ionenstrahlung auf den menschlichen Körper entdeckt. Auch Doktor John W. Gofman, vormals Leiter der Plutoniumforschungsgruppe, dem es 1942 in Berkeley erstmals gelungen war, ein Milligramm Plutonium zu erzeugen, warnte unermüdlich: "Nach allen vernünftigen Maßstäben, die wir aus den Ergebnissen der Wissenschaft gewinnen, gibt es keine unbedenkliche Dosis, es gibt keine ungefährliche Alpha-Strahlung. Wenn dies also eine Tatsache ist, dann ist jede geduldete Strahlung die Erlaubnis zu einem Mord." (Quelle: Gofman J,"Radiation Induced Cancer from Low-Dose Exposures"1990, und Gofman in einem offenen Brief vom 11. Mai 1999 an die Presseagenturen.) 
 
Folgen einer einvernehmlichen Regelung
 
Die USA reagierten auf diese Bedenken, indem sie 1956 die Gründung der IAEO durchsetzten, einer UN-Organisation, die eigentlich nur die Atomindustrie fördern sollte. 1957 organisierte die Weltgesundheitsorganisation einen internationalen Kongress zu Fragen der genverändernden Wirkung von Strahlung. Wie die veröffentlichten Protokolle dieser Tagung zeigen, ging man von den Grundannahmen aus, die sich aus den Experimenten Mullers ergeben hatten. (Quelle: "Effets génétiques des radiations chez l’homme: Rapport d’un Groupe détude réuni par l’OMS et Communications présentées par plusieurs membres de ce groupe", Genf (WHO) 1957) Doch 1959 brach diese Diskussion plötzlich ab. Die WHO hatte sich auf das Abkommen mit der IAEO eingelassen, in dem der Satz steht: "Wenn eine der beiden Parteien eine Aktivität oder ein Programm in einem Bereich beginnen will, der für die andere Partei von Interesse ist oder es sein könnte, wird sie die andere Partei konsultieren, um die betreffende Frage einvernehmlich zu regeln." (Quelle: Vertrag zwischen der Internationalen Atomenergiekommission und der Weltgesundheitsorganisation, angenommen von der 12. WHO-Generalversammlung am 28. Mai 1959 in der Resolution WHA 12.40. Siehe Organisation mondiale de la santé, "Documents fondamentaux", 42. Aufl., Genf (WHO) 1999.)
 
Genau diese Verpflichtung auf eine "einvernehmliche Regelung" erlaubt es der IAEO seither, fast alle Bemühungen der WHO zu unterbinden, mögliche Zusammenhänge von Strahlung und Erkrankungen in der Bevölkerung zu untersuchen. Das erklärt auch, dass die geplante Veröffentlichung eines Hintergrundberichts zur Frage des abgereicherten Urans durch die WHO nicht zustande kam. Die diesem Bericht zugrunde liegende Studie musste sich auf den Aspekt der "chemischen Kontamination durch Schwermetall" beschränken, ihre Ergebnisse stehen ebenfalls noch aus. Erst als das abgereicherte Uran in die Schlagzeilen der internationalen Medien geraten war (2000-2001), kündigte die WHO an, diese Studie werde nun auch den Aspekt der Strahlung untersuchen. Mit dieser zusätzlichen Aufgabe sollten Experten des britischen Nuclear Radiation Protection Board (diese Strahlenschutzbehörde wird von britischen Veteranen, die am Golfkriegssyndrom leiden, heftig kritisiert) und - natürlich - der Internationalen Atomenergiekommission betraut werden. Seitdem warten die im Kosovo tätigen humanitären Hilfsorganisationen auf Resultate: Der Hohe Flüchtlingskommissar (UNHCR), das Welternährungsprogramm (WFP), die UN-Koordinationsstelle für humanitäre Angelegenheiten (OCHA) und die Internationale Organisation für Migration (IOM) - sie alle sind als UN-Organisationen gehalten, sich in allen Fragen der öffentlichen Gesundheit an die WHO zu wenden. 
 
Untersuchungsmaßstäbe wie nach Hiroshima
 
Bis heute wird die Strahlungsdosis, die als "unbedenklich" für den menschlichen Organismus gilt, nach Maßstäben ermittelt, denen die Untersuchungen der Atomic Bomb Casualty Commission des Pentagon an Überlebenden aus Hiroshima und Nagasaki zugrunde liegen. Diese Studien wurden 1950 begonnen (Einzelheiten wurden erst 1965 bekannt), als ein großer Teil der Überlebenden bereits an den Spätfolgen der Bombenabwürfe gestorben war. Die damals untersuchte Personengruppe bestand nur aus jungen, sportlichen und relativ gesunden Menschen, nicht berücksichtigt waren Menschen, die für die schädliche Wirkung der Strahlung besonders anfällig waren, also Kinder, Frauen und alte Menschen. Die Studien wurden rasch abgeschlossen, sodass Folgen wie Krebserkrankungen, die erst nach Jahrzehnten auftreten, nicht erfasst wurden. Die Forscher waren außerdem Physiker, die über keine biologischen Kenntnisse verfügten; über DNA oder gar über ihre Funktionsweise wussten sie damals nichts. Sie interessierten sich auch nicht für die Unterschiede zwischen der Wirkung einer einzelnen heftigen Explosion und den Folgen einer dauerhaften Strahlung, wie sie von den Uranpartikeln ausgeht, die über die Atemwege, über die Nahrung oder durch Hautverletzungen in den Körper gelangen. Die Atomlobby hat stets behauptet, die Wirkungen schwacher Strahlung seien viel zu gering, als dass man sie untersuchen könne; folglich ermittelte man die Maßstäbe auf Basis der Wirkungen, die nach einer hoch dosierten Bestrahlung (Hiroshima und Nagasaki) aufgetreten waren. Das geschah nach dem Prinzip: Wenn eine (fiktive) Strahlungsdosis von 100 zu 1 000 Erkrankten unter den Überlebenden führt, dann wird eine Dosis von 50 zu 500 Erkrankungen führen und eine Dosis von 0,5 nur 1 Kranken hinterlassen. Bei Werten unterhalb dieser Belastung wären demnach überhaupt keine Schädigungen mehr zu erwarten. (Quelle: Siehe Rosalie Bertell, "The Hazards of Low Level Radiation", HYPERLINK "http://www.ccnr.org/bertell_book.html" http://www.ccnr.org/bertell_book.html). 
 
Kontrolle durch Oberkommando der US-Armee
 
Welche Gefährdung für den menschlichen Organismus von niedrig dosierter Strahlung ausgeht, hat die Arbeit der britischen Wissenschaftlerin Alice Stewart klar gemacht, die Kinder untersuchte, deren Mütter sich während der Schwangerschaft hatten röntgen lassen. In den Siebzigerjahren untersuchte sie dann auch Arbeiter in der Atomwaffenfabrik von Hanford (USA) und kam dabei zu ähnlichen Ergebnissen. Schließlich veröffentlichte sie 1998 gemeinsam mit George W. Kneale eine Vertiefung und Neubewertung ihrer Untersuchungen an den Überlebenden von 1945. Diese Arbeit macht unwiderlegbar deutlich, wie die heutigen Belastungsgrenzwerte aus den Fehlern resultieren, die in den damaligen Studien gemacht wurden. (Quelle; "A-Bomb survivors: Factors that may lead to a re-assessment of the radiation hazard", International Journal of Epidemiology, Bd. XXIX, Nr. 4, S. 708-714.) Es sind aber genau diese Richtwerte, auf die sich das Fact Sheet Nr. 257 der WHO bezieht, wenn es bei Personen, die mit abgereichertem Uran in Berührung kommen, von einer "unbedenklichen Tagesdosis" ausgeht. Zu ähnlichen Ergebnissen kommt der britische Medizinforscher Chris Busby, der zahlreiche Bücher über die Wirkung schwacher Strahlung verfasst hat (Quelle: "Wings of Death: Nuclear Pollution and Human Health", Aberystwyth (Green Audit) 1995.) deren Aussagen die Atomlobby vehement kritisiert. Busby macht deutlich, wie eine chronische schwache Strahlung im Körper zur systematischen Schädigung der DNA der Zellen führt und Mutationen bewirkt, die karzinogen sein können (siehe auch weiter oben: Chris Busby). Seit 1927 hat die Internationale Strahlenschutzkommission (ICRP) - zuständig für die Festsetzung der Normen, deren Einhaltung die IAEO durchsetzen soll - die zulässigen Höchstwerte mehrfach herabgesetzt, zuletzt 1965, 1986 und 1990. Bei der Korrektur von 1990 ist die erlaubte Maximaldosis auf ein Fünftel des früheren Wertes reduziert worden. Die USA haben diese Änderung bislang nicht übernommen - wenn also von den "unbedenklichen" Strahlungswerten die Rede ist, denen die amerikanischen Soldaten im Golfkrieg ausgesetzt gewesen seien, handelt es sich um das Fünf-fache dessen, was in der übrigen Welt erlaubt ist. In den Vereinigten Staaten ist die höchste einschlägige Instanz die Atomic Energy Commission (AEC), eine zivile Körperschaft, die jedoch in der Realität vom Oberkommando der US-Armee geleitet wird, das auf diese Weise sämtliche Entwicklungen im Bereich der Nukleartechnologie kontrolliert.
 
Mit anderen Worten: Für die Überwachung aller wichtigen Quellen von Ionenstrahlung sind Personen und Institutionen zuständig, die an einer Untersuchung der Gefahrenpotentiale kein Interesse haben. Die vier bedeutendsten Wissenschaftler, die für die AEC tätig waren, sind John Gofman, Karl Z. Morgan, Thomas Mancuse und Alice Stewart. Alle vier wurden von der Mitarbeit entbunden, weil sie wissenschaftliche Ergebnisse veröffentlicht hatten, die auf die Krebs erregende Wirkung schwacher Strahlung hinwiesen. (Quelle: Jay M. Gould und Benjamin A. Goldman (Ed.), "Overview: Deadly Deceit: Low-Level Radiation, High-Level Coverup", New York (Radiation and Public Health Project), Dezember 1989.) Die Publikation der WHO zur Uranmunition im Kosovo ist also nur die jüngste Episode in einer langen Tradition der Vertuschung." (Quelle: Bericht von ROBERT JAMES PARSONS, Journalist, Genf aus "Le Monde Diplomatique" vom 16.02.2001)
 
„Einzigartige Bedrohung der Zivilbevölkerung im Irak“
 
Dass so genannte unabhängige Untersuchungen der WHO nicht unabhängig sind, wurde auch durch eine Veröffentlichung und Pressekonferenz des 2004 pensionierten Strahlenexperten der WHO, Dr.Keith Baverstock, vom Februar 2004 deutlich. In einer Studie der WHO machten Baverstock und seine Co-Autoren darauf aufmerksam, dass Luftstäube, die Uran-Aerosole enthalten, wie sie im Südirak (und auch in Afghanistan) an bestimmten Stellen zu finden sind, sowohl radioaktiv schädlich und chemisch hoch toxisch wirken. Die damals unterdrückte WHO-Studie, die 2001 beendet wurde, hätte laut Baverstock "Druck auf die USA und Großbritannien ausüben und den Einsatz von Uran-Waffen sicher eindämmen können".
 
Baverstock wörtlich: „Das Ergebnis unserer Studie ist, dass der ausgedehnte Einsatz von Uranwaffen im Irak eine einzigartige Bedrohung der Gesundheit für die Zivilbevölkerung darstellen könnte. Wir haben zunehmende wissenschaftliche Beweise dafür, dass die radiologische Aktivität und die chemische Toxizität mehr Schäden an menschlichen Zellen hervorrufen, als wir bisher angenommen haben. DU ist ein Alpha-Strahler und verfügt gleichzeitig über eine chemische Toxizität. Beide Effekte in ihrer Wechselwirkung könnten einen „Cocktail-Effekt“ erzeugen, der für die Erhöhung des Krebs-Risikos verantwortlich ist.“ (Quelle: Sachverständigenstellungnahme, Irak-Tribunal, Berlin, 19.06.2004)  
 
6. Warum Studien zu DU oft nur Gefälligkeitsarbeiten sind 
 
Eine der wohl wichtigsten deutschen Studien zu den Folgen von Uranmunition ist eine Forschungsstudie im Auftrag des Bundesministeriums der Verteidigung, vom 03.01.2001, die sich wie folgt nennt: "Untersuchungen zur Uranausscheidung im Urin - Überprüfung von Schutzmaßnahmen beim Deutschen Heereskontingent KFOR" (Kosovo-Schutztruppe). Ausgeführt wurde die Studie vom Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit, Institut für Strahlenschutz (GSF) in Neuherberg bei München. In der Zusammenfassung heißt es dort: "Die bisher erhobenen Werte der Uran-Ausscheidung im Urin zeigen, daß es bei keinem der bisher untersuchten Probanden einen Hinweis auf eine Inkorporation von DU gibt." In dem Kinodokumentarfilm "Deadly Dust" sagt einer der ausführenden Wissenschaftler der Studie, der Medizinphysiker Dr. Paul Roth, erklärend: "Wir haben insgesamt weit über 1000 solcher Untersuchungen inzwischen durchgeführt bei Soldaten und unterschiedlichsten Gruppierungen und konnten bei niemanden bisher DU im Urin nachweisen. Bisher gibt es nicht einen einzigen Beleg dafür, dass abgereichertes Uran im Urin nachweisbar gewesen wäre, weder bei ansässiger Bevölkerung oder bei den ausländischen Hilfskräften." Und in diesem Film antwortet darauf der Geologe und Wissenschaftler Dr. Axel Gerdes, der die Urinuntersuchungen im Auftrag von Prof. Dr. Asaf Durakovic und der amerikanischen Zeitung New York Daily News am Geologischen Institut der Johann-Wolfgang-Goethe Universität in Frankfurt am Main durchgeführt hat: "Man hat natürlich bei den Soldaten im Kosovo sozusagen nur registriert, sind sehr starke Konzentrationen, sehr stark erhöhte Konzentrationen nachzuweisen, und dann hat man gesagt, sind nicht. Da wurde sozusagen nicht geprüft, ist einer ein bisschen kontaminiert oder scheidet er ein bisschen verarmtes Uran aus. Und dazu ist zu sagen, das ist nicht unbedingt die Herangehensweise zu klären, ob jemand überhaupt kontaminiert wurde, weil wie gesagt, wenn Uranoxid als unlösliches winzigstes Partikel im Körper ist, nur kleinste Teile davon wieder ausgeschieden werden, dann finde ich natürlich auch nur allerkleinste Teile im Urin und dann muss man natürlich mit verfeinerten Methoden, mit verfeinerten Techniken rangehen, auch das “ob” zu klären." (Quelle: Film "Deadly Dust", 2006 und GSF Studie vom 03.01.2001)
 
Dank vom Verteidigungsministerium
 
Interessant in diesem Zusammenhang ist auch das Auftrags-Schreiben vom 30. 07. 1999, das vom Verteidigungsministerium an die GSF ging und das dem Verfasser dieser Beweissammlung in Kopie zugegangen ist. Dort heißt es: „Herrn Dr. P…30. 07. 1999 GSF - Institut für Strahlenschutz 85758 Neuherberg Betr.: Einsatz von Munition mit Bestandteilen an "Depleted Uranium" (DU) hier: Mögliche Belastungen deutscher Soldaten durch interne Exposition …………………………   Sehr geehrter Herr Dr. P…, Für Ihre Bereitschaft an der Durchführung einer Analyse und Abschätzung eines Potenzials möglicher Belastungen deutscher Soldaten durch Bestandteile von DU-Munition im derzeitigen Einsatzgebiet in Kosovo danke ich Ihnen sehr. Grundsätzlich bin ich mit Ihnen einer Meinung, daß man bei Berücksichtigung der Erfahrungen aus dem Golfkrieg hypothetisch von keinem signifikanten gesundheitlichen Gefährdungspotential durch die Anwesenheit von Bestandteilen an DU-Munition und deren Reaktionsprodukten am/im Boden oder an getroffenen militärischen Fahrzeugen ausgehen muß…………… Schon jetzt danke ich Ihnen sehr herzlich für Ihre Mühe Mit freundlichen Grüßen Im Auftrag ……………….. Bundesministerium der Verteidigung InSan I 4“
 
In diesen Zeilen wird sehr deutlich, dass der Auftraggeber, das Bundesministerium für Verteidigung, nicht daran interessiert war, dass die Studie positiv ausgeht, bzw. dass man erwartete, dass in den Urinproben der Soldaten keine DU-Rückstände gefunden wurden - schon vor Beginn der Studie wohlgemerkt! Entsprechend war das Ergebnis der Studie. (Quelle: Film "Deadly Dust" 2006 und eigenes Archiv: Kopie Brief Verteidigungsministerium an GSF vom 30.07.1999) Im Film "Deadly Dust" erfährt man wenig später, dass die GSF kurze Zeit danach eine Studie gemacht hat, die klären sollte, wie sich eingeatmete DU-Nanopartikelchen in der Lunge verhalten. Da man in der Studie nicht am lebenden Objekt arbeiten konnte, wurde die Arbeit in simulierter Lungenflüssigkeit durchgeführt. Das Ergebnis war auch für die Forscher der GSF erstaunlich, bestätigt aber die Aussage und Kritik des Geologen Dr. Axel Gerdes von der Uni Frankfurt an der Durchführung der Urinstudie der GSF.
 
Dr. Paul Roth, zu dem Ergebnis der neuen Studie, Zitat: "Auch für uns etwas überraschend waren die Ergebnisse, die wir bis jetzt erzielt haben. Ein gewisser Teil dieses DU-Materials, etwa ein Drittel, löst sich sehr rasch auf innerhalb von wenigen Tagen, wird also aus der Lunge entfernt. Der andere Teil etwa die Hälfte bis zwei Drittel löst sich entweder nur sehr langsam oder vielleicht auch gar nicht auf. Solange es in der Lunge ist, strahlt es natürlich weiter und je länger es in der Lunge ist, generell gesprochen, umso höher ist die resultierende Strahlendosis (auf das umliegende Zellgewebe)". (Quelle: Kino-Dokumentarfilm "Deadly Dust" 2006) Dieses Ergebnis konnte man bisher in keiner Presseveröffentlichung des Verteidigungsministeriums oder auch nur im Internet lesen, bzw. finden. Es liegt darum der begründete Verdacht nahe, dass man ein solches Ergebnis bewusst gegenüber der Öffentlichkeit unterdrückt hat.
 
Wissentlich für mögliche Verbrechen gestimmt
 
Auch der von DU-Verharmlosern so hoch gepriesene "Bericht des Arbeitsstabes Dr. Theo Sommer: Die Bundeswehr und ihr Umgang mit Gefährdungen und Gefahrstoffen" vom 21.Juni 2001 zitiert gern im Kapitel "Abgereichertes Uran" aus allen möglichen, meist verharmlosenden und fehlerhaften Studien von NATO, EU und WHO, so auch das Ergebnis der oben erwähnten Urinuntersuchung der GSF, nennt aber nirgends die Studie mit dem "überraschenden Ergebnis" von "DU-Partikelchen in simulierter Lungenflüssigkeit", aus der Dr. Paul Roth oben gerade zitiert hat. Nur auf Seite 25 des Theo Sommer-Berichts liest man den Satz: "Wird Alphastrahlung in den Körper aufgenommen, so kann sie schädigend wirken". (Quelle: Bericht des Arbeitsstabes Theo Sommer vom 21. o6. 2001). Aber gerade die Inkorporation ist das Gefährliche und Furchtbare, wie wir in den vorhergehenden Kapiteln immer wieder von neutralen Wissenschaftlern und Journalisten erfahren haben. Deshalb muss hier klar festgestellt werden: Die Gefahren der DU-Munition waren seit dem Golf-Krieg von 1991 und dem Kosovo-Krieg 1999 öffentlich und bekannt, auch den Verfassern der oben zitierten Studien. Wer 2003 für den dritten Golfkrieg stimmte, war damit wissentlich und willentlich für das mögliche Verbrechen der DU-Munition. Hochrangige Persönlichkeiten und Politiker haben sich in Deutschland 2003 für diesen Golfkrieg ausgesprochen. Sie können sich nicht darauf zurückziehen, von der zwangsläufigen Verwendung von DU-Munition und den Folgen in einer heutigen kriegerischen Auseinandersetzung nichts gewusst zu haben.  
 
7. Warum wird das DU- Problem oft nicht verstanden?
 
Dazu noch einmal die Biologin Rosalie Bertell, die auch schon die Bundesregierung beraten hat, in einem Vortrag: "Die grundlegenden Probleme, die ein öffentliches Verständnis dieser neuen Situation verhindern, schliessen unsere akademischen Spezialisierungen und die Neuartigkeit der Verseuchung ein. Die Toxikologie hat Schwermetalle seit über einem Jahrhundert studiert, aber nicht die keramischen Schwermetallpartikel in Nanometergrösse. Zudem schliessen Kurse in Toxikologie an den Universitäten nicht das Studium radioaktiver Metalle wie Uran mit ein, da diese Disziplin dem Kernphysiker überlassen wird. Die Berechnung der radioaktiven Dosis ist die Aufgabe von Physikern, die das Inhalations-modell, das von der ICRP (International Commission on Radiological Protection) vorgeschlagen wird, benutzen. Die ICRP ist eine Nicht-Regierungs-Organisation, die ihre Mitglieder selbst einsetzt und sich selbst aufrechterhält, in der alle Entscheidungen durch ihr 13 köpfiges Hauptkomi-tee getroffen werden. Als die Vereinten Nationen die IAEA (International Atomic Energy Agency) ins Leben rief und sie damit betraute, Standards für den Schutz gegen Radioaktivität aufzustellen, wandte sich die IAEA an die ICRP statt an die WHO (Weltgesund-heitsorganisation), um Empfehlungen zu formulieren. Die IAEA schloss rechtliche «Memo of Understanding» (MoU) – Übereinkommen mit den anderen Unterorganisationen der Uno, - mit eingeschlossen die WHO - ab, wodurch sie federführend bezüglich Standards für den Schutz gegen Radioaktivität und die Einschätzung des Schadens nach jedem Unfall geworden ist. Die ICRP hat eine mathematische Methodologie vorgeschrieben, die bestimmt, wie man die Dosis sowie die Zahl der tödlichen Krebsarten, die für jede Dosis vorausgesagt werden, berechnet. Diese Methodologie nimmt ein normal funktionierendes Reparatursystem der Körperzellen an und benutzt die beobachteten Eigenschaften des Uranminenstaubs. Sie ist für die Berechnung der Dosis ins Körperinnere gelangender Strahlungsquellen vom ECRC (European Committee on Radiation Risk) und der offiziellen Radioaktivitätsschutz-Agentur in Frankreich öffentlich als unbrauchbar eingeschätzt worden. (Quelle: Institute de Radioprotection et de Sûreté Nucléaire. Response to ECCR: Health Consequences of Chronic Internal Contamination by Radionuclides. DRPH/2005-20. Paris, 2005)
 
Dieses mathematische Modell für den Verseuchungsgrad der Bevölkerung berücksichtigt weder die Altersverteilung oder den Gesundheitsstatus der kontaminierten Personen noch die anderen giftigen Wirkungen, die zusätzlich zur Radioaktivität mit dem Uranstaub einhergehen. Es unterscheidet auch nicht zwischen einem Partikel von 2 Mikrogramm (µg) einerseits und 40 000 bis 60 000 Nanopartikeln mit einer Gesamtmasse von 2 µg andererseits. Wenn die zwei Mikrogramm DU zu 40 000 bis 60 000 Nanopartikeln aerosolisiert werden, geben sie eine ganz andere Dosis an die Person ab, die sie einatmet. Diese Dosis ist mindestens 36mal höher als die Dosis des intakten DU-Partikels von 2 µg. Die Zunahme wird durch die vergrösserte Oberfläche pro Volumen bei gleicher Masse verursacht. Die kleineren Partikel werden mit einer annähernd 3,6mal grösseren Oberfläche des Gewebes Kontakt haben, und die vom Uran emittierten Alpha-Partikel werden einen 10mal effektiveren Schaden am Gewebe verursachen als in dem Fall, wenn sie aus einem grösseren intakten Partikel stammen. Dies ist so, weil sie direkt von der Oberfläche emittiert und nicht durch den Partikel selbst abgebremst werden.
 
Alle kommen zu denselben (falschen) Schlüssen
 
Die WHO, die UNSCEAR (United Nations Scientific Committee on Atomic Radiation) und die UNEP (United Nations Environmental Program) sind von den oben erwähnten MoUs gezwungen worden, die Methodologie und Empfehlungen der IAEA (im Grunde ICRP) zu benutzen. Es gibt keine Unabhängigkeit bei diesen Organisationen. Da alle die ICRP-Methodologie und -Risikofaktoren benutzen, kommen alle zu denselben (falschen) Schlüssen. In der Hierarchie der Organisationen innerhalb der Vereinten Nationen berichtet die IAEA direkt an den UN-Sicherheitsrat, während die WHO an die Ecosoc berichtet, welche wiederum an die UN-Generalversammlung rapportiert. Dies gibt der IAEA effektiv den Vorrang, speziell in Angelegenheiten, die mit dem Militär verbunden sind. (Quelle: Vortrag, gehalten am XV. Kongress «Mut zur Ethik» zum Thema «Völker und Kulturen: Einander achten, einander beistehen, voneinander lernen» vom 31.8. bis 2.9.2007 in Feldkirch/Vorarlberg.) - So liegt der Verdacht nahe, dass wirklich neue wissenschaftliche Untersuchungsmethoden in regierungsamtlichen oder den Regierungen nahe stehenden Instituten gar nicht angewendet werden. Das führt zu folgendem Fazit.
 
8. Fazit: Ursachenverschleierung statt Ursachenaufklärung  
 
In Berlin schloß am 19.06.2004 eine Sachverständigenstellungnahme von Ärzten und Wissenschaftlern über "die Folgen des Einsatzes von Uranmunition" mit folgender Zusammenfassung:
"Es ist aus ärztlicher Sicht zu kritisieren, dass wissenschaftliche Untersuchungsmethoden zu Uranmunition nicht in den regierungsamtlichen Forschungen angewandt werden. So entsteht der Eindruck, dass die von der US-amerikanischen und der britischen Regierung (und der ihnen nahe stehenden Länder) durchgeführten Studien nicht der Aufklärung, sondern der Verschleierung der Ursachen dienen. Auch die Verweigerung des Sicherheitsrates auf Druck der US-Regierung, im Jahre 2001 systematische und breit angelegte Studien der WHO zur Ursachenaufklärung der Kinderkrebserkrankungen, insbesondere Leukämien im Irak durchführen zu lassen, erhärtet den schweren und nicht von der Hand zu weisenden Verdacht, dass hier Ursachenverschleierung statt Ursachenaufklärung betrieben wird. (Und nun erfährt die Öffentlichkeit sogar von der USA-freundlichen Regierung des Irak, dass man dort wissenschaftlich festgestellt hat, dass im Irak durch die Kriege 1991 und 2003 mindestens 18 Regionen durch DU-Staub quasi unbewohnbar sind und dass man deshalb die Bevölkerung evakuieren muss. Quelle: HYPERLINK "http://www.schweizmagazin.ch/news/336/ARTICLE/1911/2008-01-03.html" http://www.schweizmagazin.ch/news/336/ARTICLE/1911/2008-01-03.html
Trotz aller noch existierenden offenen Fragen hat die neuere und insbesondere die unabhängige Forschung hinreichend Beweise erbracht, dass Menschen, die Uranpartikelchen in ihren Körper aufgenommen haben, seien es Soldaten oder Zivilbevölkerung, aber vor allem Kinder und Jugendliche, einer schweren Gefährdung ihrer Gesundheit und ihres Lebens ausgesetzt sind.
 
Das alleine reicht aus, um von den Regierungen der Welt, also in der UN und im UN-Sicherheitsrat, ein striktes Verbot des Einsatzes von DU-Waffen zu fordern. Keine Macht dieser Welt hat das Recht, auf ihren selbstgewählten Kriegsschauplätzen die Menschen noch lange nach Beendigung der Kriegshandlungen zu vergiften und zu töten." (Quelle: Sachverständigenstellungnahme und Fazit von Ärzten und Wissenschaftlern über "Die Folgen des Einsatzes von Uranmunition" in Berlin am 19. 06 .2004) Gerade das ist aber nach allen Menschenrechtsgesetzen, Haager und Genfer Konvention und den Nürnberger Dekreten seit langem verboten und ein Kriegsverbrechen an den betroffenen Menschen und unserer gesamten Erde. Es ist wohl die unbequemste Wahrheit überhaupt und deshalb wird sie von unseren Regierungen systematisch unterdrückt. 
 
9. Was ist deshalb dringend notwendig? 
 
1) Das Mandat der IAEA, den Gebrauch nuklearer Energie zu fördern, reduzieren oder besser noch eliminieren.
2) Eine unabhängige Internationale Organisation für nachhaltige Energie einsetzen.
3) Die WHO damit beauftragen, Sicherheitsstandards zu empfehlen und dafür verantwortlich zu sein, die Gesundheitsschäden einzuschätzen, die aus der Verseuchung mit ionisierender und nicht ionisierender Strahlung entstehen, zusammen mit allen anderen bereits bekannten gefährlichen Belastungen.
4) Den Status der WHO im System der Vereinten Nationen erhöhen durch das Mandat an die WHO, direkt dem Sicherheitsrat zu berichten. Denn der Schutz der Gesundheit ist lebenswichtig für die menschliche, nationale und internationale Sicherheit.
5) Die Unabhängigkeit der verschiedenen UN-Agenturen (Unterorganisationen) und die Transparenz und Professionalität der Ernennungen für solche Organisationen sichern. Die meisten werden heute durch die Mitgliederregierungen bestimmt, welche jedoch politisch verzerrte Gründe für die Wahl haben können.
6) Wissenschaftlich fundierten Publikationen Beachtung schenken, auch wenn die Autoren/innen von ihren eigenen Regierungen ignoriert werden.
7) Alle Kriege ächten, da sie zunehmend giftig, signifikant destruktiv für die Biosphäre und den Gen-Pool und deshalb Verbrechen gegen die Menschheit sind. (Quelle: Forderung von Rosalie Bertell, gestellt in ihrem Vortrag, gehalten auf dem XV. Kongress «Mut zur Ethik» zum Thema «Völker und Kulturen: Einander achten, einander beistehen, voneinander lernen»vom 31.8. bis 2.9. 2007 in Feldkirch/ Vorarlberg.) 
 
10. Zahl der Krebstoten wird sich 2020 verdoppeln
 
In einer gemeinsamen Pressekonferenz teilten die WHO und die IAEO mit, dass im Jahre 2005 weltweit 7,6 Millionen Menschen an Krebs gestorben sind. Im Jahre 2020 werden sich die tödlichen Krebserkrankungen pro Jahr auf weltweit 15 Millionen verdoppeln, so WHO und IAEO. In den Jahren danach könnte diese Zahl dann sogar auf insgesamt 84 Millionen Krebstote anwachsen. Aus der Erklärung wurde nicht klar, ob die Ursache des Anwachsens dieser Zahlen auf eine radioaktive Verseuchung der Atmosphäre zurückzuführen sei. Journalisten befürchten das allerdings, weil WHO und IAEO eigentlich nur bei Meldungen im Zusammenhang mit Radioaktivität gemeinsame Erklärungen abgeben. (Quelle: http://www. medical-tribune.de/patienten/news/21970/ und: http://www.who.int/mediacentre/news/releases/2006/prO6/en/index.htm) 
 
Der erste Teil dieser Serie erschien in der 271 unter http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=15733, wo auch ein Clip aus Frieder Wagners hier erwähntem Dokumentarfilm “Deadly Dust – Todesstaub“ liegt: http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=15744 )
Den zweiten Teil finden Sie unter http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=15757 (PK)


Online-Flyer Nr. 273  vom 27.10.2010



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