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Literatur
Gedichte - Nach dem Erwachen
Alpträume
Von Wolfgang Bittner

Alpträume
 
Einmal in der Nacht,
als ich müde erwachte,
war durch mein Bett
ein Baum gewachsen.
Die Straßen standen unter Wasser,
aber
man konnte über die Dächer gehen,
wohin man wollte,
und auch die Kinder
spielten auf den Dächern,
während ihre Mütter
nackt im Bett lagen,
und es herrschte Mondlicht,
soweit das Auge reichte.
In die Schlafzimmer drang der Geruch
von verwestem Fleisch.
Man konnte sicher sein,
dass irgendwo dahinten,
vielleicht an den Deichen,
ein Krieg ausgebrochen war.



bittner
portraitWolfgang Bittner, 1941 in Gleiwitz (Gliwice) geboren, lebt als freier Schriftsteller in Göttingen und Köln. Er studierte Jura, Philosophie und Soziologie und promovierte 1972 zum Dr. jur.
Bis 1974 ging er verschiedenen Tätigkeiten nach, u.a. als Fürsorgeangestellter, Verwaltungsbeamter und Rechts-anwalt. Ausgedehnte Reisen führten ihn nach Vorderasien, Mexiko und Kanada, Lesereisen und zwei Gastprofessuren nach Polen. Er ist Mitglied im PEN, erhielt mehrere Literaturpreise und hat über 60 Bücher veröffentlicht, darunter die Romane „Der Aufsteiger oder Ein Versuch zu leben“ (siehe NRhZ 140 bis 184) und „Niemandsland“, der Erzählband „Das andere Leben“, der Gedichtband „Vom langen Warten auf den neuen Tag“, das Sachbuch „Beruf: Schriftsteller“…

In dem Buch „Minima Politika“, erschienen im Horlemann-Verlag und als Serie in der NRhZ, hat Wolfgang Bittner mit spitzer Feder in epigrammatischen Sprüchen – kongenial illustriert von unserem Cartoonisten Kostas Koufogiorgos – das aufgespießt, was uns auf Schritt und Tritt begegnet, was uns existenziell angeht und was in den Medien nur verkürzt, verdreht oder gar nicht vorkommt: den Abbau demokratischer Rechte, soziale Kälte, Korruption in Politik und Wirtschaft, Einschränkung von Menschenrechten, aber auch Egoismus und Habgier als gesellschaftlich propagierte und staatlich geförderte Verhaltensweisen. (PK)
Weitere Informationen unter www.wolfgangbittner.de


Online-Flyer Nr. 253  vom 09.06.2010

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