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Aktueller Online-Flyer vom 25. April 2024  

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Lokales
Spendenaufruf für das Mahnmal am Bahnhof in Köln-Ehrenfeld
„Edelweißpiraten sind treu“
Von Rolly und Benjamin Brings und Peter Kleinert

Kölner Bürgerinnen und Bürger wollen die Umgebung des Mahnmals für die von den Nazis ermordeten Edelweißpiraten, Zwangsarbeiter und Widerstandskämpfer in der Bartholomäus Schink-Straße in Ehrenfeld in einen Zustand zu versetzen, der des Mahnmals würdig ist. Dazu finden Sie hier einen Spendenaufruf des Kuratoriums zur Herrichtung des Mahnmals und den Text des Liedes „Der zehnte November“ der an dem Projekt beteiligten Kölner Liedermacher Rolly und Benjamin Brings.

Zwei junge Künstler, John.Iven und Ron Voigt (www.goodlack-art.de), werden eine Grafik von Rolly Brings, die seit 27 Jahren das Logo der am 10. November jährlich stattfindenden Mahn- und Gedenkveranstaltung in der Bartholomäus-Schink-Straße ist, auf eine Seitenwand des Bahnbogens rechts neben dem Mahnmal übertragen. Der Spruch „Edelweißpiraten haben sie sich genannt./Wo diese Blume blühte, da war Widerstand –/ Edelweißpirate han se sich jenannt./Wo dat Blömche jeblöht hät, do wor Widerstand.“ wird farbig in vielen Sprachen, die in Köln gesprochen werden, die Grafik ergänzen und erklären. Nach Kalkulation des Kuratoriums wird die erste Stufe der Herrichtung des Mahnmals ca. 5000,- Euro kosten. Auch die LeserInnen dieses NRhZ-Artikels werden um Unterstützung durch eine Spende gebeten. 
 
D’r zehnte November
 
Jedes Johr am Zehnte 1], jrad vör dem jecke Dach 2]
un eine noh d’r Schandnaach 3], weed alles widder waach.
Et Mucki 4] un d’r Wolfjang 5], d’r Fritz 6] un och d’r Schang 7],
die treffe sich am Mahnmol 8], un dann doort et ja nit lang;
do kumme se jetrocke: Pap un Mamm un Panz,
met Käze un met Blömcher un ston stell vör dem Kranz.
D’r Fritz, dä zubbelt jet am Schlopp. Hä es e beßje scheu.
Un op dem Schlopp, do steit: Edelweißpirate sin treu.
 
D’r Wirjes Jupp 9] mät de Honneurs. Hä schängk – dat muß su sin.
ProKöln 10] bei uns en Kölle? Wo köme mer do hin?!
Et Mucki es fresch ondoleet un sät uns jode Dach.
D’r Schang, dä jitt die stolze Krat 11]. Wä hädden dat jedaach!?
Un jetz – Wie künnt et anders sin? – jetz weed Musik jemaat.
Jetz dummer all jet schunkele. Dat es bei uns su Aat. 12]
Mer kriesche un mer laache, doch mer verjesse nit,
weil uns dä Dach am Mahnmol su ärch am Hätze litt.
 
Sulang em Hätz vum Ihrefeld
ne Kranz am Bahndamm litt,
sulang, ehr Edelweißpirate,
verjesse mer üch nit.
Edelweißpirate sin treu.


Treffen von Edelweißpiraten aus Wermelskirchen und Köln-Sülz Anfang der 1940er Jahre, 3.v.r.: Gertrud „Mucki“ Kühlem [4]
Quelle: www.museenkoeln.de
 
Jedes Jahr am Zehnten, gerade vor dem närrischen Tag
und einen nach der Schandnacht, wird alles wieder wach.
Die Mucki und der Wolfgang, der Fritz und auch der Jean,
die treffen sich am Mahnmal, und dann dauert es gar nicht lang;
da kommen sie gezogen: Vater und Mutter und Kind,
mit Kerzen und mit Blumen und stehen still vor dem Kranz.
Der Fritz, der zupft etwas an der Schleife. Er ist ein bisschen scheu.
Und auf der Schleife, da steht: Edelweißpiraten sind treu.
 
Josef Wirges begrüßt die Ehrengäste. Er schimpft – das muss so sein.
ProKöln bei uns in Köln? Wo kämen wir da hin?!
Die Mucki ist frisch ondoliert und sagt uns guten Tag.
Der Jean, der gibt die stolze Krat. Wer hätte das gedacht!?
Und jetzt – wie könnte es anders sein – jetzt wird Musik gemacht.
Jetzt schunkeln wir alle. Das ist bei uns Sitte.
Wir weinen und wir lachen, doch wir vergessen nicht,
weil uns der Tag am Mahnmal so sehr am Herzen liegt.
 
Solang im Herzen Ehrenfelds
ein Kranz am Bahndamm liegt,
solang, ihr Edelweißpiraten,
vergessen wir euch nicht.
Edelweißpiraten sind treu.
 
© Text + Musik: Rolly Brings & Benjamin Brings & Bänd 2008
 
Anmerkungen
 
1] Am 10. November 1944 wurden die Widerstandskämpfer – unter ihnen auch jugendliche Edelweißpiraten – ohne Gerichtsurteil durch Gestapo und SS ermordet.
2] Gemeint ist der 11. 11. – ein in Köln „heiliger, närrischer“ Tag.
3] 9. November 1938: Reichs-Pogromnacht – als die Synagogen brannten.
4] Gertrud Koch, geborene Kühlem, genannt "Mucki": Edelweißpiratin.
5] Wolfgang Schwarz, Bruder des ermordeten Edelweißpiraten Günther Schwarz: Edelweißpirat
6] Fritz Theilen: Edelweißpirat
7] Jean Jülich: Edelweißpirat
8] Das Mahnmal für die ermordeten Zwangsarbeiter, Edelweißpiraten und andere Kämpfer gegen das NS-Regime befindet sich am Bahndamm Bartholomäus-Schink-Straße / Ecke Venloer Straße / Hüttenstraße in Köln-Ehrenfeld.
9] Josef Wirges (SPD): Bezirksbürgermeister von Ehrenfeld
10] Über ProKöln und ProNRW muss an dieser Stelle wohl nichts mehr gesagt werden. Als Initiator des europaweiten Rassistentreffens am 20. September 2008 in Köln hat sich diese sog. „Bürgerinitiative“ selbst demaskiert.
11] Jean Jülich und ich betrachten das Schimpfwort „Krat“ (von „Kröte“) als Ehrentitel, bezeichnet es doch einen stolzen Menschen aus dem einfachen Volke, der schwer regierbar ist und nicht nach jedermanns Pfeife tanzt.
12] Das ist bei uns so Brauch / Das ist bei uns so üblich ...
 
Spenden
 
Überweisungen an: BürgerStiftung Ehrenfeld
Konto-Nr.: 1901966679, Sparkasse KölnBonn, Bankleitzahl: 370 501 98,
Stichwort: "Edelweißpiraten"
Diese Spende, für die Sie eine Spendenbescheinigung von der gemeinnützigen Stiftung erhalten, ist steuerlich abzugsfähig.
Falls Sie es wünschen, wird Ihr Name als Förderer in das Wandbild integriert.
Das Kuratorium, ganz besonders aber die überlebenden Edelweißpiraten Gertrud (Mucki) Koch, Wolfgang Schwarz, Fritz Theilen, Jean Jülich und Rolly Brings, danken hiermit allen Spendern.
(PK)


Online-Flyer Nr. 251  vom 26.05.2010



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