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Inland
Henryk M. Broder – auf der Webseite der NPD Sachsen gefeiert
Unser deutscher Geert Wilders?
Von Peter Kleinert

1978 stand er noch als Autor auf der Titelseite der linken Monatszeitschrift KONKRET. Inzwischen schreibt er u.a. für den SPIEGEL und wird aktuell auf der Webseite der NPD-Sachsen gefeiert, weil er in Chemnitz in einer Lesung am 1. März wieder mal „überzeugend“ gegen „die Kapitulation der Deutschen vor der Überfremdung...wetterte“. Kein Wunder, dass Henryk M. Broder sich am 27. Februar auf seiner “achgut“-Webseite auch die NRhZ vorgeknöpft hat. Zitat: „Eine linke Zeitung, die nicht erinmal (!) zum Einwickeln toter Fische taugt, schreibt über den ausgefallenen Auftritt von Norman Finkelstein in Berlin und fasst ihren Bericht in der Oberzeile “Erfolgreiche Kampagnen gegen Juden, die Israels Überleben sichern wollen” zusammen.“


Inzwischen Beifall von der NPD - “achgut“-Mensch Broder
NRhZ-Archiv

Natürlich nennt er die NRhZ in seinem Artikel nicht beim Namen. Dann würden seine LeserInnen ja dummerweise vielleicht auch www.nrhz.de anklicken. Stattdessen fällt er über AutorInnen her, deren Artikel wir gelegentlich veröffentlichen: „Zu den Juden, die Israels Überleben sichern wollen und deswegen seltsamerweise von der Israel-Lobby bekämpft werden, zählen neben Finkelstein auch “Felicia Langer, Evelyn Hecht-Galinski, Uri Avnery und andere, die für Israel die Überlebenschance im Ausgleich mit den Nachbarn sehen...“ Wir wissen nicht, ob die verzweifelte Hausfrau aus dem hinteren Kandertal gegen die Unterstellung, sie wolle “Israels Überleben sichern” bereits eine Einstweilige Verfügung erwirkt hat, wir halten es für wenig wahrscheinlich, dass dieses Ziel an der Spitze ihrer Agenda steht, die sie zwischen zwei Kehrwochen betreibt.“


Evelyn Hecht-Galinski
NRhZ-Archiv
Mit der „verzweifelte Hausfrau aus dem hinteren Kandertal“ meint er offenbar die Gründerin der deutschen Abteilung der Organisation “Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost“. Sie ist die Tochter des 1992 verstorbenen Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Heinz Galinski. Wegen ihrer Kritik an der israelischen Politik gegen die Palästinenser hatte er sich im Mai 2008 nach einer WDR-„Hallo Ü-Wagen“-Sendung mit einem Brief an Intendantin Monika Piel und auf seiner Webseite wie folgt beschwert: „Jeder kölsche Jeck mit zwei Promille im Blut würde sogar an Weiberfastnacht erkennen, dass Frau EHG eine hysterische, geltungsbedürftige Hausfrau ist, die für niemanden spricht außer für sich selbst und dabei auch nur Unsinn von sich gibt. Ihre Spezialität sind antisemitisch-antizionistische Gedankenlosigkeiten…“ Die jüdische Publizistin hatte daraufhin zunächst eine einstweilige Verfügung gegen seine Beschwerde erwirkt, die vom Kölner OLG zwar als überzogen und ausfällig, aber als Grundrecht auf Meinungsäußerung gedeckt bezeichnet wurde (http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=13325). Der Streit dürfte demnächst wegen einer Verfassungsbeschwerde der Publizistin in die nächste Instanz gehen.


Chemnitzer NPD-Stadträtin
Katrin Köhler begrüßt Broders
„scharfe Kehrtwende“
Quelle:
www.ring-nationaler-frauen.de
Für den Fall, dass die Richter sich dann gegen ihn und für Evelyn Hecht-Galinski entscheiden sollten, weiß er immerhin die NPD auf seiner Seite, denn „der Fall Broder“, so die Chemnitzer NPD-Stadträtin Katrin Köhler, beweise, „welchen Gesinnungswandel selbst Juden unter dem Eindruck einer galoppierenden Verausländerung vollziehen können. Jahrzehntelang begrüßte Henryk M. Broder genauso wie Michel Friedman die Masseneinwanderung nach Deutschland als Beitrag zur Entnationalisierung und ‚moralischen Wiedergutmachung‘ für die NS-Zeit. Während Friedman seiner antideutschen Linie treu geblieben ist, hat Broder eine scharfe Kehrtwende vollzogen und schlägt Töne an, die er selbst noch vor wenigen Jahren als ‚ausländerfeindlich‘ verteufelt hätte. Heute nimmt Broder aber
kein Blatt mehr vor den Mund und klagt die Verständnishuberei der ewigen Ausländerfreunde an.“ (http://www.npd-sachsen.de/index.php?s=9&aid=700)

Fehlte nur noch, dass die Dame ihm eine Kandidatur bei den anstehenden Kommunalwahlen anbietet. Dann könnte er doch endlich wie der bei den niederländischen Kommunalwahlen erfolgreiche Geert Wilders von der "Partei für die Freiheit" (Partij voor de Vrijheid, PVV) endlich Politik machen, anstatt auf seiner Webseite unter einem am 6. März als „Fundstück“ bezeichneten Artikel dieses rechten Rassisten mit dem Titel „Islam Means Submission“ um Spenden zu bitten, um seinen Blog „noch besser zu machen und auszubauen!“ Immerhin war nach seiner Lesung in Chemnitz ja ein Stadtratskandidat der NPD ans Mikro getreten und hatte begeistert erklärt: „Herr Broder, ich danke Ihnen für Ihre klaren Worte.“ (PK)

Broder gewidmet ist auch der Beitrag von Élise Hendrick in dieser Ausgabe.

Online-Flyer Nr. 240  vom 10.03.2010



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