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Inland
Warum fehlt Mevlüt K. bei den Sauerlandattentätern?
Der fünfte Mann
Von Dr. Sabine Schiffer

Ganz selten tauchte sein Name in der Berichterstattung auf – und dann nur abgekürzt: Mevlüt K., der fünfte Mann der Sauerlandattentäter. Der mit den Kontakten zu den Geheimdiensten. Sie erinnern sich? Nein! Das sollten Sie aber. Bei der heutigen Nachrichtenabhackkultur, wie Walter van Rossum sie satirisierend in seinem Büchlein „Die Tagesshow“ beschreibt, brauchen Mediennutzer ein gutes Gedächtnis. Sonst ist es nicht mehr möglich, Zusammenhänge zu erkennen und Abläufe zu verstehen.


Festnahme im Sauerland – aber nicht
Mevlüt K.
NRhZ-Archiv
Um den gerne bemühten Abwehrmechanismus der behaupteten „Verschwörungs
theorie“ nicht unnötig zu strapazieren, zitiere ich im Folgenden aus anderen Medien: Im Stern vom 4.2.2009 heißt es etwa „Die Hintergründe der "Sauerland-Gruppe", die 2007 Terroranschläge in Deutschland geplant haben soll, werden immer mysteriöser: Ein mutmaßlicher Kontaktmann des US-Geheim
dienstes CIA spielte bei der Attentatsvorbereitung eine größere Rolle als bislang bekannt. Von Rainer Nübel […] Das BKA ermittelt gegen ihn wegen des Verdachts, bei der Beschaffung und Übergabe von 26 Sprengzündern an die "Sauerland-Gruppe" eine zentrale Rolle gespielt zu haben.“ Doch, so Rainer Nübel: „Nach dem, was uns gesagt wird, lebt er in der Türkei - zu unserer Überraschung frei. Er scheint kein Problem mit den Ermittlungs
behörden zu haben.“

Haftbefehl beantragt - aber...

Am 15.8.2009 war auf meta.tagesschau.de folgende Botschaft zu lesen: „Bundesanwaltschaft Nach Geständnissen von Mitgliedern der "Sauerland-Gruppe" vor dem Oberlandesgericht Düsseldorf hat die Bundesanwaltschaft Haftbefehl gegen einen weiteren Verdächtigen beantragt. Mevlüt K. soll der "Sauerland-Gruppe" Zünder für geplante Anschläge aus dem Ausland beschafft haben.“

Welt-online widmet ihm gar eine eigene Themenseite, die unter www.welt.de/themen/Mevlüt+K abgerufen werden kann. Dort fragt man sich unter dem Titel „Die dubiose Rolle des fünften Manns“: „Welche Rolle spielte der 30 Jahre alte Mevlüt K.? Ohne den Türken wären die Anschlagspläne gar nicht umsetzbar gewesen, sagt ein Mitglied der Sauerlandgruppe.“

Letzteres soll uns nun nicht an die NPD-V-Männer erinnern, die die NPD erst zu dem machen, was sie ist – wie dies Wolfgang Schorlau so bissig in seinem neuesten Kriminalroman nahe legt. Noch bissiger wird Walter van Rossum, wenn er in seinem Audio-Beitrag für den Deutschlandfunk „Ein Käfig voller Enten“ sowie in seinem gleichnamigen Artikel in der NRhZ (http://www.nrhz.de/flyer/beitrag.php?id=14069) auf eine gewisse – nennen wir es – Zusammenhanglosigkeit bzw. Weglassungen im Zusammenhang mit der Verfolgung der sogenannten Sauerlandgruppe hinweist.

---welche Rolle spielten die Geheimdienste?

Auf jeden Fall kann man in der medialen Rückschau durchaus behaupten, dass das Thema schon da gewesen war. Aktuell scheint es wieder vor allem der Stern noch zu verfolgen – während „Tagesshow“ & Co. sich auf das Verlesen der Urteile und Haftstrafen beschränkt. Im Stern heißt es in der Überschrift „Welche Rolle spielten die Geheimdienste?“ Eigentlich nicht nur eine, sondern DIE relevante Frage für den Rechtsstaat. Und das ist nicht die einzige Frage, die relevant bleibt. Ist man zu schnell bei der Sache, wenn es um den sogenannten islamistischen Terrorismus geht? Ist man da genauso sorgfältig, wie bei anderen Strafverfolgungen. Etwa die Frage nach einem Nachweis für die Existenz der sogenannten „Usbekischen Islamischen Djihad Union“, die aus der Ferne allzu leicht behauptet werden kann, wird kaum gestellt – außer allenfalls von Knut Mellenthin, der auf seiner gleichnamigen Website die etwas plötzliche Medienexistenz ohne Vorlauf eines Terrorführers namens „Salimov“ nachzeichnete. Werden wir bescheiden? Unser Rechtsstaat aber doch sicher nicht… (PK)

Online-Flyer Nr. 240  vom 10.03.2010

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