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Globales
Wie schön, wenn alles zusammenpasst!
Der Zwischenfall in Detroit
Von Grant Lawrence

Eine Theorie über das nützliche Zusammentreffen von Ereignissen und Umständen im Falle des “vereitelten Terror-Anschlags“ von Umar Farouk Abdulmutallab auf ein Passagierflugeug bei seiner Ankunft in Detroit am 26. Dezember 2009 hat der Blogger Grant Lawrence auf seiner Webseite veröffentlicht. Hier der deutsche Text von der Seite Tlaxcala. – Die Redaktion


Auf allen Fernsehsendern - Umar Farouk Abdulmutallab
Quelle: Fox-TV
 
Ich bin nicht einer, der an jeder Ecke Verschwörungen sieht, aber ich schätze eine gute Theorie über das nützliche Zusammentreffen von Ereignissen und Umständen. Wie zum Beispiel diejenige, die sich bei der Betrachtung des vereitelten Terror-Anschlags von Umar Farouk Abdulmutallab auf ein Passagierflugzeug bei seiner Ankunft in Detroit anbietet.
 
Während der letzten beiden Monate hat Saudi Arabien den Jemen von Kampfflugzeugen bombardieren lassen. Erst kürzlich schickten die USA zwei Marschflugkörper in den Jemen, Berichten zufolge mit der Absicht, Stützpunkte von Al-Qaida zu treffen. An den Angriffen auf Jemen beteiligten sich auch US Kampfjets. Ebenfalls berichtet wurde, dass Al-Qaida Racheaktionen als Antwort auf die Angriffe ankündigte.
 
Mittlerweile sieht es so aus, als habe der aus Nigeria stammende mutmaßliche Flugzeugterrorist von Detroit Verbindungen in den Jemen. Oder wenigstens behauptet der Verdächtige angeblich, seine Bombe sei im Jemen hergestellt worden.
 
Genau in dem Moment, da Amerika einen guten Grund braucht, den Jemen anzugreifen, taucht erfreulicherweise ein ebensolcher auf. Jetzt muss man sich nicht groß daran stören, dass die USA und die Saudis mit den Angriffen auf den Jemen vor diesem jüngsten Anschlagsversuch begannen. Was zählt, ist, dass der Nigerianer ein jemenitischer Terrorist ist.
 
Einige beginnen sich zu fragen, wie Flugverbotslisten, die Cat Stevens und einen Kerl, der ein kritisches Buch über die CIA verfaßte, erfolgreich am Boden halten, gegen diesen “nigerianisch/jemenitischen Terroristen“ ohne Wirkung blieben. Immerhin gibt es Berichte, daß der Verdächtige auf Überwachungslisten stand und dass sein Vater bei der amerikanischen Botschaft in Nigeria vorsprach und erklärte, sein Sohn (der spätere Terrorist) sei möglicherweise gefährlich. Auch zeigen sich einige besorgt darüber, dass der auf der Überwachungsliste stehende Detroit-Bomber mit Sprengstoff am Körper in das Flugzeug einsteigen konnte.
 
Es riecht hier ein wenig nach einem nützlichen Zwischenfall, mit dem die Angriffe auf Jemen und die Ausweitung unseres Krieges gegen den Terror auf jenes Land gerechtfertigt werden sollen.
 
Glücklicher- und passenderweise rufen Mitglieder des Kongresses jetzt dazu auf, den Krieg gegen den Terror auf den Jemen auszuweiten. Eine der deutlichsten Stimmen, die die Ausweitung des Krieges gegen den Terror fordern, kommt von dem bekannten Sprachrohr der Konzernelite (sind das nicht eigentlich alle?) Senator Joe Lieberman. Auf Fox-TV warnt Lieberman: „In Sana‘a, der Hauptstadt des Jemen, sagte mir ein Mitglied unserer Regierung, dass Irak der Krieg von gestern ist. Afghanistan ist der Krieg von heute. Wenn wir nicht präventiv handeln, wird Jemen der Krieg von morgen sein. Das ist die Gefahr, der wir uns ausgesetzt sehen.“
 
Es sieht Liebermans Aussage zufolge also ganz danach aus, als wenn die Regierung bereits auf eine Ausweitung des Krieges gegen den Terror in den Jemen vorbereitete. Die jüngsten Bombardierungen des Jemen durch die Vereinigten Staaten unterstützen diese Sicht. Aber es gibt noch einen weiteren Punkt, den ich im Zusammenhang mit meiner Theorie über das Zusammentreffen von nützlichen Ereignissen im Falle des nigerianisch/jemenitischen Bombenanschlags auf das Passagierflugzeug in Detroit erwähnen möchte.
 
Teile des Patriot Act werden zum Ende dieses Jahres unwirksam.
 
Jetzt können wir von wirklich nützlichen Umständen reden!
 
Genau in dem Moment, da umstrittene Teile des Patriot Act auslaufen und kein ausgeprägter politischer Wille sichtbar ist, sie zu verlängern, kommt ein echter terroristischer Anschlagsversuch mit Verbindungen in den Jemen daher.
 
Oh, wie passend! Oh, wie nützlich!
 
Zu diesem Zeitpunkt läßt sich nur sagen, dass der versuchte Terroranschlag von Detroit ein wenig zu gut ins Bild paßt. Er kommt zu einem überaus günstigen Zeitpunkt für all jene in der Regierung, die den Krieg gegen den Terror im Ausland und den technologischen Polizeistaat in den USA ausweiten wollen.
 
Um es noch einmal zu sagen, ich rede hier nicht von einer Verschwörung, aber ich bin jemand, der sieht, wie gewisse Ereignisse manchen Leuten wirklich gut in den Kram passen. Sie können mich einen verrückten Nützlichkeitstheoretiker nennen, aber ich sehe es als meine Pflicht, die Aufmerksamkeit auf ein solch übermäßig nützliches Zusammentreffen von Ereignissen zu lenken, wenn ich es bemerke.
 
Anmerkung der Redaktion
 
Wie um Greg Lawrence zu bestätigen, meldet die Wirtschaftswoche am 30.12.09 unter dem Titel „Antwort auf Terrorbedrohung - Erste Angriffswelle gegen El Kaida im Jemen rollt“: Barack Obama erwäge „als Reaktion auf den fehlgeschlagenen Flugzeug-Anschlag auch Angriffe gegen El-Kaida-Stützpunkte im Jemen. Sicherheitskräfte in dem arabischen Land schlugen bereits zu und stürmten ein mutmaßliches Versteck von El-Kaida-Kämpfern.“

Über die laut Lawrence während der letzten beiden Monate erfolgten Bombardements des Jemen von Saudi Arabien aus und von den  US-Marschflugkörpern über dem Land las, hörte und sah man in den üblichen Medien nach der Festnahme von Umar Farouk Abdulmutallab nichts. (PK)

Greg Lawrence hat diesen Text in seinem Blog veröffentlicht.
Übersetzt aus dem Englischen ins Deutsche von Hergen Matussik, Mitglied von Tlaxcala, dem Netzwerk von Übersetzern für sprachliche Vielfalt. Lektoriert von Susanne Schuster. Sie bei Tlaxcala.


Online-Flyer Nr. 231  vom 06.01.2010

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