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Aktueller Online-Flyer vom 29. März 2024  

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Sport
Premiere im Derby der Zweitliga-Schwestern aus Köln und Leverkusen
Familienfest mit Hooligan-Gespenst
Von Bernd J.R. Henke

Im Spitzenspiel der 2. Frauenbundesliga trafen die Mannschaften von Bayer 04 Leverkusen und 1. FC Köln zu nächtlicher Stunde auf Platz 1 des Jugend-Leistungszentrums Kurtekotten aufeinander. Dort, wo das Werferzentrum des TSV Bayer 04, die Ställe des Bayer-Reitervereins, die Hockey- und Tennisplätze des RTHC sowie der Golfplatz liegen. Es gab keine Eintrittskarten für die Besucher, nur Zäune, klirrende Kälte und merkwürdig viel Sicherheitspersonal eines Leverkusener Unternehmens mit Hausrecht auf Kölner Stadtgebiet.

Neuzugang bei Bayer 04 Leverkusen: Hattrick 
Lady Stürmerin Lisa Schwab
Alle Fotos: Büchting, Köln
Anpfiff 20 Uhr: Kurtekotten in Köln-Flittard, Freitagabend, 27. November 2009. Das Derby war das erste Duell beider Mannschaften in der Staffel Süd der 2. Frauenbundesliga, seit der 1. FC Köln zu Beginn dieser Saison sein Enga-gement im Deutschen Frauen-fußball begonnen hatte. Zuvor hatte sich der wirtschaftlich insolvente, aber sportlich aufgestiegene  Frauenfußball- Traditionsverein 1. FFC Brauweiler-Pulheim mit seiner Lizenz dem Kölner Großverein komplett angeschlossen. Eine Art freundliche Übernahme, die die Bayer 04 Werksformation, im Werksmarketing tituliert als „junge Wilde“, schon ein Jahr zuvor mit dem Kölner 
Frauenfußballverein TUS Köln finanziell geregelt hatte.
 
Schwesterlich getrennt mit 4:4

Äußerst torreich war die Spitzen-Partie: die beiden rheinischen Schwestern trennten sich 4:4 (1:1). Für die Mannschaft von Leverkusens Trainerin Doreen Maier trafen Lynn Julia Mester (64.) sowie Lisa Schwab (18./54./59.), der ein lupenreiner Hattrick gelang. Für die Gäste aus der Domstadt waren zweimal Bilgin Defterli (41./56.), die ihre Saisontore 14 und 15 erzielte, Nicole Bender (64.) und Sonja Fuss (81.) erfolgreich. Durch das Unentschieden vor geschätzten 1.800 Zuschauern bleiben die Leverkusener Spielerinnen Tabellenführer, haben drei Zähler Vorsprung auf Köln. Mit Nina Windmüller, Maike Seuren und der pausierenden Lena Fehrenbach standen in den Kölner Reihen gleich drei Spielerinnen, die bis zur Sommerpause noch in Leverkusen kickten.


Bilgin Defterli, 1.FC Köln und türkische Nationalspielerin im Torfieber

Beide Schwestern-Teams legten vom Start an einen super Offensiv-Fußball hin. Bayer 04- Trainerin Doreen Meier reagierte nicht auf den Umstand, dass eigentlich die Domstädterinnen in der Tabelle drei Punkte zurücklagen und eigentlich Bayer zu anfang defensiv hätte bleiben können, um Kraft zu sparen. Ihre Elf spielte auf Angriff, und schon nach 18 Minuten erzielte die dribbelstarke und direktspielstarke Sturmspitze Lisa Schwab den Führungstreffer. Ihre Schwester auf der Gegenseite, Mittelstürmerin Bilgin Defterli, konterte noch zur Halbzeit zum 1:1. Obwohl die türkische Nationalspielerin noch tags zuvor in Izmir gegen die Nationalmannschaft von England über 90 Minuten zu spielen hatte, war sie fit genug, das zweite Führungstor von Schwester Lisa Schwab (54.) innerhalb zwei Minuten auszugleichen. (56.) Dreimal gelang der U23-Nationalspielerin Lisa Schwab die Führung für Bayer 04 Leverkusen (59.), denn die “U23-Rakete“ schoss zum 3:2. Ein Hattrick, der die Zuschauer begeistern konnte.
 
Nervöse Werksangehörige                                                                                                    
Interessant war, dass die in der Kölner Innenverteidigung spielende Sonja Fuss bei zwei wichtigen Toren von Lisa Schwab derart düpiert wurde, wie noch nie in der jüngsten Vergangenheit in der 1. Bundesliga. Die Ex-Saarbrückerin Lisa Schwab absolvierte über 70 Minuten mit großer Übersicht ihr bisher bestes Spiel in Leverkusen. Ihre Vereinskollegin Lynn Mester erhöhte kurzerhand auf 4:2. Eigentlich hätten die Leverkuserinnen den Sack zumachen können. „Nach dem 4:2 haben wir das Spiel völlig aus der Hand gegeben, waren plötzlich ungewohnt nervös und haben Stellungsfehler gemacht, die ich so diese Saison noch nie gesehen habe. Eine Spitzenmannschaft wie Köln lässt sich da natürlich nicht zweimal bitten“, erklärte die Trainerin Doreen Meier nach dem torreichen Spiel. Leverkusen scheiterte definitiv an sich selbst.
 
SchlagzeilenEnte                                                                                                                             

Da auch kein Hooligan Gespenst unter den offiziell gemeldeten 1.250 Zuschauern aufzuspüren war, auch nicht vom Boulevardblatt Kölner Express, war der verschenkte Sieg wohl mehr den Verkrampfungen zuzuschreiben, die eine virtuelle Kölner Polizeianalyse und eine zugegeben nicht alltägliche Presse-Ente des “Sportinformationsdienst“ (sid) ausgelöst hatte. Wegen einer möglichen Bedrohung durch Hooligans hatte Leverkusen nach Rücksprache mit allen Beteiligten und dem DFB in Frankfurt das Spiel von Sonntag auf den Freitagabend vorgezogen, berichteten die Boulevard- Journalisten.
 
Der phantasievolle Schlagzeilenkollege des “sid“ hatte die Werksanweisung der Parkplatz -Logistiker von Bayer 04 mit dem Polizeilagebericht eines zeitgleichen Profi- Spieles “zusammengekocht“. Ganz nüchtern wäre zu vermelden gewesen, dass durch ein zeitgleiches Spiel der Profis von Bayer 04 Leverkusen (Männer) die Parkplätze gesperrt sein würden und daher das Spiel vom 29. auf den 27. November verlegt werden würde. Die Tore für Köln durch die erfahrenen Bundesligaspielerinnen Nicole Bender (73.) sowie Sonja Fuss (81.) sorgten am Ende für ein schwesterliches Unentschieden am Kurtekotten. Sie waren wohl die symbolische Quittung für die Aufgeregtheiten am Spielfeldrand, vorher und nachher. Sportlich gesehen waren die Spielerinnen von Kölns Trainer Klaus Schmischke am Ende in besserer Kondition und physisch stärker.


Klosterfrauen halten FC-Bock Hennes warm, wenn es kalt ist am Spielfeldrand
 
Das Spiel stieß auf breites Interesse – so hatten auch die vier nordrheinwestfälischen 1. Bundesligateams aus Essen, Duisburg, Wattenscheid und Bad Neuenahr dem sehr spannenden Zweitliga-Spiel einen Besuch abgestattet Der freundliche Bayer Teammanager Maruan Azrak erklärte nach Spielende: „Da wir es beim Stand von 4:2 nicht geschafft haben, die Führung über die Zeit zu bekommen, war es ein leistungsgerechtes Unentschieden.“ Kritiker, die früher gegangen waren, dachten verwundert an das ökonomische Wunder: freier Eintritt für alle anwesenden Werksangehörigen und Nicht-Werksangehörigen sowie ein in hoher Mannschaftszahl auftretendes Leverkusener Sicherheitsunternehmen ohne irgendeinen Kölner Hooligan “gefasst“ zu haben. Kein Eintrittsgeld, nur Kosten. In der Frankfurter DFB- Verbandszentrale wirkten die Beteiligten jedenfalls weit weniger verängstigt durch einen möglichen “Hooligan-Alarm“, sondern waren im Vorfeld vielmehr sehr darum bemüht, bei einem rheinischen Schwesternzwist nicht zwischen die Mühlsteine zu geraten. „Die offiziell angegebenen 1.250 halte ich für zu gering angesetzt. Meines Erachtens waren es mindestens 1.600, vielleicht sogar 1.800. Und die werden ihr Kommen sicher nicht bereut haben. Für ein Zweitligaspiel war das natürlich eine mehr als bemerkenswerte Kulisse“, äußerte nach dem Spiel ein rheinischer Frauenfußballfan in einem Blog im Internet. Ein Kölner Karnevalist meinte am Abend in der Kölner Altstadt, dass doch Ende der Saison nur eine Kölner Frauenmannschaft aufsteigen könne: „Noch ne Fusion nächstes Jahr, un wir gewinnen de Champions League mit Bilgin un Lisa. Kölle Alaaf!“

Wieder Tore durch Christine Veth
                                                                                                                   
Ein Hattrick von Christine Veth innerhalb von 16 Minuten brachte den SC Sand beim 4:1 (3:0) gegen den FC Bayern München II am 10. Spieltag in der Staffel Süd der 2. Frauen-Bundesliga auf die Siegerstraße. Die Torjägerin des SCS traf in der 16., 24. und 33. Minute zum Halbzeitstand. Außerdem trug sich beim SCS Désirée Schneider (61.) in die Torschützenliste ein. Für München konnte Adriane Radtke (74.) nur noch verkürzen. Bei Sand sah Noemie Freckhaus (50.) wegen Meckerns die Gelb-Rote Karte.
 
FCR II mit Heimsieg                                                                                                                                    
Die zweite Mannschaft des FCR 2001 Duisburg behielt gegen den ASV Hagsfeld 2:1 (2:0) die Oberhand. Für die Gastgeberinnen waren Gülhiye Cengiz (30.) und Jenny Kupzig (71.) erfolgreich, für Hagsfeld traf Carolin Rauth (75.). Die Duisburgerinnen holten im fünften Heimspiel der Saison den vierten Sieg.
 
FFCFrankfurt II mit Eigentor in die Niederlage
                
                                                                  

Der TSV Crailsheim siegte gegen die Reserve des 1. FFC Frankfurt 3:0 (0:0). Das Führungstor erzielte Anika Höß (57.). Frankfurts Spielführerin Anne Engel (87.) unterlief ein Eigentor zum 2:0, ehe erneut Höß (88.) den Endstand herstellte.
                   
                                                     
Wacker München im Keller
 
Der VfL Sindelfingen, der zuletzt das Spitzenspiel in Köln 1:0 gewonnen hatte, tat sich im Heimspiel gegen Neuling TuS Wörrstadt beim 3:2 (0:0) schwer, bewies aber große Moral. Die Mannschaft von Trainer Niko Koutroubis holte zweimal einen Rückstand auf und gewann dann doch noch. Ann-Christin Angel (61./69.) erzielte die Treffer für die Gäste. Annika Schmidt (67.) hatte zum zwischenzeitlichen 1:1. getroffen, Leonie Maier (75.) zum 2:2. Susanna Höller (90.) machte in letzter Minute doch noch den Sieg für die Gastgeberinnen perfekt. Der VfL verkürzte den Rückstand auf die Spitze auf fünf Punkte. Wacker München verlor sein Heimspiel gegen den FV Löchgau 0:1 (0:1) und belegt weiter einen Abstiegsplatz. Jasmin Klotz (10.) markierte den Siegtreffer für die Gäste. (PK)
 
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Online-Flyer Nr. 226  vom 02.12.2009



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