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Literatur
NRhZ-Lyrikreihe
…einmal ein Fremder im eigenen Garten sein
Von Leander Beil

Einer frisch gepflückten Erdbeere
das Haar aus der Stirn streichen und mit Blütenstaub
den Umriss der unbekannten Alpen auf Fensterscheiben zeichnen.
Selbst der Himmel spricht hier
seinen eigenen Dialekt, unverständlich
die wild verwehten Dünen…
 
Schluss mit der Fiktion.
Denn Vollmond, dachtest du, ist heute und Schlaf
somit nur Theorie. Es genügt ein Blick
in den ledernen Sarg voller Erinnerungen in den Taschen:
Kekse, die salzig von der Meeresluft und klamm
wie wir beim Abschied schmeckten. Tempotücher
mit Parfüm von Mofas; wortlos aber lautstark
fahren sie einem in engsten Gassen über den Mund.
 
Doch der Koffer muss noch warten, und die Nachtluft
riecht nach dem Holz der feuchten, dunkelgrünen Fensterläden,
als du ihre Augen endlich schließt.




Leander Beil wurde 1992 in München als Sohn des Lyrikers Ulrich-Johannes Beil geboren und lebt in Holzkirchen, Bayern. Er schreibt Lyrik und zeigt sich als facettenreicher Musiker. Nach Veröffentlichungen in Anthologien und Literaturzeitschriften ist er der jüngste Autor in Axel Kutschs soeben erschienenem Übersichtswerk "Versnetze_zwei. Deutschsprachige Lyrik der Gegenwart".

(GW)

Online-Flyer Nr. 215  vom 16.09.2009

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