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Globales
Beitrag zum Filmclip
"Reverend Billy" - nichts fürs deutsche Fernsehen
Von Peter Kleinert

"Welcher TV-Sender wird den Mut haben, diesen Film zu zeigen?" fragte der amerikanische Dokumentarfilmer Albert Maysles. Die Antwort in Deutschland: Keine. So läuft er zwar weltweit in Filmveranstaltungen und auf Festivals, und die internationale Presse vergleicht "Reverend Billy" immer wieder mit Michael Moore. Das "deutsche Fernsehen" lehnte den globalisierungskritischen Film der Berliner Filmproduktion Playloud jedoch einhellig ab.

"Albert Maysles hatte es vorausgesehen und uns gerade deshalb beglückwünscht", sagen die Filmemacher. "Vielleicht sollten wir einen DOGMA-Sticker draufmachen, damit es sich besser verkauft?" Die Ablehnungsbegründungen der Sender (von arte über 3sat, NDR, WDR, Radio Bremen reichten nach Auskunft von Dietmar Post und Lucia Palacios von "das Thema sei zu lokal auf New York bezogen" über es gebe "keine Nähe zum Protagonisten" bis zu es sei "kein deutscher Bezug vorhanden".

NRhZ bringt einige internationale Pressestimmen und einen Filmclip als Ausschnitt, damit sich unsere Leser selbst ein Bild machen können. In Köln ist "Reverend Billy" bereits mit Erfolg im Kölner Filmhaus gelaufen. Wir werden auf weitere Termine aufmerksam machen.

Pressestimmen aus den USA:

Reverend Billy"The most hilarious and pointed political theater in New York." - Jonathan Kalb, New York Times. Post's most volatile footage involves authorities employing all manner of methods to deal with Reverend Billy, up to and including arrest. Reverend Billy isn't as belligerent as Andy Kaufman or as famous as Michael Moore, so the confrontations have an unpredictable excitement. Best of all are the many moments when German filmmaker Post puts a camera on Reverend Billy's misfires and imperfections. Highly entertaining." - Janice Page, Boston Globe. "Like Michael Moore, Reverend Billy puts himself on the line, exposing corporate pomposity wherever he finds it." - San Francisco Independent Film Festival.

Pressestimmen aus Deutschland:

Dass die Globalisierung nicht das Gelbe vom Ei ist, haben wir inzwischen begriffen. Aber können du und ich etwas gegen die weltweit aktiven Firmen ausrichten? Wir können! Sagte jedenfalls Reverend Billy alias Bill Talen. Talen kommt aus New York, ist Schauspieler, Performancekünstler und aktiver Antiglobalisierungsaktivist. Er hat deshalb eine Kirche gegründet, die Church of Stop Shopping. Die Kirche will die Leute zum Nichtkonsum bekehren. Reverend Billy geht in einen Starbuck-Shop und brüllt in die Runde, dass " ihr gerade den Kaffee von einem ausbeuterischen Konzern trinkt." Da gucken die Kaffeetrinker erstaunt. Später wird Reverend Billy festgenommen, aber immerhin hat er seine ketzerische Lehre unters Volk gebracht. Und jetzt sogar ins Kino: Dietmar Post hat den wackeren Kämpfer und Selbstinszenator bei verschiedenen Aktionen begleitet. Die Message des auch auf DVD erschienen Films: Globalisierungskritik fängt mit zivilem Ungehorsam an. Ein aufrührerischer Streifen. - ZITTY-STADTMAGAZIN (BERLIN)

Dietmar Post hat Bill Talen ein Jahr lang begleitet. Seine Dokumentation ist ebenso roh, rau undunaufwändig wie das Straßentheater dieser aufmüpfigen Truppe, kommt ganz ohne Kommentaraus und vermittelt viel vom Lebensgefühl der gewitzten Widerständler. Wozu auch gehört, dass sie sich manchmal selbst ein bisschen peinlich finden - ein anarchistischer Fremdkörper im Alltag der Großstadt, wie aus einer wilderen Zeit gefallen. - Badische Zeitung, Freiburg.

Reverend Billy"Ähnlich wie Michael Moores Wal-Mart-Aktionen in BOWLING FOR COLUMBINE oder ChristophSchlingensiefs direkte Kunstaktionen versteht sich Reverend Billy als politisches Straßentheater, das künstlerischen Ausdruck und politischen Aktionismus vereinen soll. Schlingensiefs "Schuleder Revolutionäre" ist eng geistesverwandt mit Bill Talens Unterricht in einer Master Class in "Political Performance", deren Aktion einen Disney Store als Aktionsraum für direkten Protest zu nutzen sucht. Das auf diese DVD gebannte DV-Material von Dietmar Post und Lucia Palacios ist durchgehend pointiert zusammengestellt und spart nicht an unterhaltsamen Details." - Splatting Image Movie Magazine, Berlin.

Während Moore mit seinem konventionellen aufklärerischen Spott im ganzen Land seine Anhänger hat, sind Talens »Reverend«-Auftritte indessen wohl nur in New York möglich. In einer Stadt, in der schon bei den letzten Präsidentschaftswahlen der doch ziemlich radikale und landesweit absolut chancenlose Grünen- Kandidat Ralph Nader deutlich vor George W. Bush lag, in einer Stadt, deren Bewohner sich trotz persönlicher Betroffenheit vom Terrorismus auch nach dem 11.September 2001 mehrheitlich gegen neue Kriegseinsätze ausgesprochen haben.In einer Stadt schließlich, in der einer wie Talen im Rahmen hochoffizieller Master-Studiengänge Universitätskurse in »Politischem Aktivismus« geben darf. - Neues Deutschland.

Reverend BillyAber es darf auch gelacht werden. So bei REVEREND BILLY, dem wohl schrägsten, witzigsten und kritischsten Streifen dieser Filmtage. (...) Freilich wird man mit Erschrecken feststellen, dass Filme wie KEN PARK, CUL DE SAC oder REVEREND BILLY letztlich in jeder westlichen Gesellschaft gedreht sein könnten. Und so ist IN AMERICA gleichzeitig IN DEUTSCHLAND. - Augsburger Allgemeine.

Und ein mutiger ZDF-Redakteur nach der Ablehnung

Lieber Dietmar, schade um die Aufnahme des Reverend Billy-Filmes bei den Sender-Kollegen. Die Zielrichtung der Aktion vermittelt sich doch von selbst in Zeiten von "No Logo"-Anti-Globalisierungskritik. Wie viel Hintergrund braucht man da noch - ein Psychogramm des performativen Agitators? Eine Lebensgeschichte vom Klassensprecher zum Politclown? Der Film lebt doch von seiner Unmittelbarkeit / Direktheit und ist darin sehr gelungen. Christian Cloos, ZDF

Fotos dieses Beitrags und weitere Informationen: www.playloud.org

Online-Flyer Nr. 35  vom 14.03.2006



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