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Aktueller Online-Flyer vom 19. April 2024  

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Globales
Proteste zum Obama-Besuch in Prag:
Nicht nur „Jubeltschechen“
Von Christian Heinrici

Am 5. April, zum Besuch des US-amerikanischen Präsidenten Obama in Prag, fanden sich nicht nur „Jubeltschechen“, sondern auch durchaus ernsthafte Demonstranten ein, die gegen das geplante Radar als Teil des US-Raketenabwehrschilds protestierten. Schon am Tag davor hatten die humanistischen Aktivisten der Bewegung der Gewaltfreiheit ein weit sichtbares Transparent von den Brücken über die Moldau gelassen, um auf die geplante Stationierung US-amerikanischer Truppen auf tschechischem Territorium und das Star-Wars-Projekt aufmerksam zu machen.
„No Star Wars“ hatten sich die jungen Aktivisten in großen Lettern auf die Körper gemalt, um den US-Präsidenten am Sonntag willkommen zu heißen, und setzten sich mit ihrer Aktion nicht nur kritisch sondern auch kreativ von der jubelnden Menge der Fähnchenschwenker ab, die sich distanzlos an die Bühnen drängten.

"No Star Wars" Aktion in Prag Obama Bodypainting
Bodypainting muss nicht sinnfrei sein...

„Der Iran kann eine Nuklearwaffe bauen... Und solange es den Iran und andere Bedrohungen gibt, werden wir auch solche Raketenabwehrsysteme brauchen“, hatte Obama zuvor in einer desinformierenden Rede in Prag erklärt. Trotz eines Bekenntnisses zu Dialog und Abrüstung hatte der amerikanische Präsident die iranische Gefahr für Europa beschworen – obwohl jeder auch nur halbwegs informierte Leser weiß, dass der Golfstaat gar nicht über Raketen relevanter Reichweite verfügt, wie beispielsweise Hauke Ritz in der NRhZ schrieb.

Distanziert zu den Starlets auf der politischen Bühne blieb auch Jan Tamas. Der Sprecher der gewaltfreien Bewegung gegen die US-Basen bezeichnete Obamas Rede in Prag als „blasse Vorstellung“: „Wir begrüßen, dass sich Obama weiterhin der atomaren Abrüstung verpflichtet fühlt, was einen Bruch mit der Politik seines Vorgängers darstellt. Doch alles andere war sehr auf Linie mit der vorherigen US-Regierung!“ urteilte Tamas abschließend.

Hier das „unsichtbare“ Video auf Englisch

Als „Die Unsichtbaren“ waren die Friedensaktivisten in einem Schweigemarsch durch die Prager Innenstadt gezogen, um auf die Gefahr aufmerksam zu machen, die von dem geplanten US-Raketenschild ausgeht – einem „Projekt“, das in der tschechischen Bevölkerung mehr als umstritten ist. „Unsichtbar sind über 70 Prozent unserer Bevölkerung, die sowohl das geplante Radar wie auch andere Militärbasen auf ihrem Territorium ablehnen. Unsichtbar sind auch 99 Prozent der Weltbevölkerung, die die Kriege auf diesem Planeten leid sind und sich einfach nur Frieden wünschen!“ erklärte Tamas.

Obama Prag "Die Unsichtbaren" aktion gegen das Radar des Raketenschilds
„Die Unsichtbaren“ in der Prager Innenstadt

Auf dem Weg zum Kongresszentrum, wo der EU-USA Gipfel stattfand, waren die Kundgebungsteilnehmer mehrfach von Sondereinsatzkommandos der Polizei aufgehalten und drangsaliert worden. Dabei seien willkürlich Straßen, Wege und Plätze zu Sicherheitszonen erklärt worden, berichteten die tschechischen Aktivisten: „Es war das erste Mal seit der ‚samtenen Revolution’ von 1989, dass man versucht hat, Menschen in diesem Land am Demonstrieren zu hindern! Die Polizei versagt uns Bürgerrechte und rechtfertigt das mit ‚Sicherheitsbedenken’. Das ist einfach inakzeptabel!“

Obama Prag "Die Unsichtbaren" aktion gegen das Radar des Raketenschilds Polizei Einschränkung von Demonstrationsrecht
Überwachung, Kontrolle, Unterdrückung?!

„Unsere Proteste hören hier nicht auf. Wir werden weiter machen, so lange es auch dauert, um sicherzustellen, dass das Radar hier nicht errichtet wird!“ erklärte der Sprecher der gewaltfreien Bewegung: „Und nicht nur in diesem speziellen Fall. Es ist wichtig, weltweit für Frieden und für wirkliche Sicherheit zu kämpfen!“ Jan Tamas wies in diesem Zusammenhang auf den „Weltweiten Marsch für Frieden und Gewaltfreiheit“ hin, der ab dem 2. Oktober 2009 nicht nur durch die Tschechische Republik zieht, sondern in mehr als 90 Ländern, darunter auch in Deutschland, auf lokale und globale Konflikte aufmerksam macht.

Das Video, das wir hier zeigen, widmeten die tschechischen Aktivisten „allen, die niemals aufgeben“. Yes, we can, möchte man hinzufügen. (CH)

Hier zur Website von „Europe for Peace“.

 



Online-Flyer Nr. 192  vom 08.04.2009

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