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Lokales
Köln: Entscheidung für einen Investor oder für den Denkmalschutz?
Aufruf zum Widerstand in Raderberg
Von Peter Kleinert

Am 2. Februar will die Bezirksvertretung in Köln-Rodenkirchen über die Bebauungspläne des Investors Pyramid Bauträger GmbH entscheiden. Sollten die genehmigt werden, würde das historische Jugendstilgebäude der ehemaligen Schmiede “Meyer, Roth und Pastor” in der  Raderberger Straße 202 abgerissen, obwohl es noch im Dezember 2008 vom Rheinischen Verein zum “Denkmal des Monats” erklärt wurde. Auf das Haus wurde jetzt ein Brandanschlag verübt. Die Bürgerinitiative „Kampf um bauliches Zeugnis“ ruft zum Widerstand auf.

Raderberg Enkel
Belegschaft der ehemaligen Schmiede “Meyer, Roth und Pastor” um 1905
Quelle: Privat, Fotoarchiv eines Enkels


Immer wieder Anschläge

Während die Bürger das alte Gebäude in ihrem Veedel erhalten wollen, vertritt man bei der Stadt Köln zugunsten des Investors die Auffassung, dass das Haus „die Kriterien des Denkmalschutzes“ nicht erfülle. Kurz vor Weihnachten wurde von “Unbekannten“ ein Brandanschlag auf das leer stehende Jugendstilgebäude verübt. Ob die Polizei deshalb gegen den Investor ermittelt, ist nicht bekannt. Dieser hat jedenfalls das Haus - trotz mehrmaliger Bitten der Bürgerinitiative, es zu sichern und zu verschließen - offen stehen lassen. „Zum Glück konnte der Brand schnell gelöscht werden und hat nicht auf die benachbarte Druckerei sowie das Nachbarhaus (in dem seit 60 Jahren eine Dame wohnt) übergegriffen“, erklärt Claus Hasenkamp, Sprecher der Bürgerinitiative. Auch die Dachluke des Hauses, so Hasenkamp, werde „immer wieder gezielt von Unbekannten geöffnet, sodass es reinregnen kann, obwohl Anwohner sie immer wieder schließen.“

Raderberg Feuerwehr
Feuerwehr bekämpft die Folgen des Brandanschlags vor Weihnachten
Quelle: www.raderberger202.de


Zeugnis der Kölner Industriegeschichte

Dabei sei das Haus ein wichtiges Zeugnis der Kölner Industriegeschichte. Hasenkamp: „Die Schmiede “Meyer, Roth und Pastor” waren 1905 von der Severinsstraße in Köln in das Gebäude gezogen. Kennzeichnend für ein Verwaltungsgebäude dieser Zeit sind die gelben Backsteine. Als Jugendstilelemente kann man die Rundform der Fensterabschlüsse und die Rundung einer Ecke des Gebäudes deuten. Im Innenbereich finden Sie schöne, bunte Steinfließen und ein intaktes Holztreppenhaus mit Flügeltüren zu den einzelnen Wohneinheiten. Besonders schön ist die großzügige Deckenhöhe und die Gestaltung des Dachbereiches mit Metallverankerungen außen.“ In unmittelbarer Nähe befinden sich noch alte Shedddachhallen, in denen sich die Produktion der Schmiede befand und die aus derselben Zeit stammen. Die Hallen will der Investor auch für eine weitere Nutzung erhalten.

Raderberg
Soll jetzt einem Parkplatz weichen – für die rechts dahinter liegenden Sheddachhallen des Investors | Quelle: www.raderberger202.de

Obwohl sich der Rheinische Verein mit seinen 5.000 Mitgliedern für die Einstufung des Gebäudes als Denkmal ausgesprochen hat und auch die Bevölkerung geschlossen dafür pladiert, bleibe das Kölner Stadtkonversatorium, und dort Frau Dr. Kaymer, bei seiner Meinung, das Gebäude sei „nicht erhaltenswert“. Und der Investor lehne nach wie vor Kaufangebote von privaten Interessenten ab. Er könne das Gebäude innerhalb von drei Monaten nach Zustimmung der Stadt abreißen lassen, um dann dort Parkplätze einzurichten.
 
Weil die Stadt die nun anstehende Offenlegung der Bebauungspläne für das Gesamtgelände nicht mit einer Bürgeranhörung verbinden will, ruft die Bürgerinitiative “Kampf um bauliches Zeugnis“ jetzt für den 2. Februar 16.30 Uhr dazu auf, zum Parkplatz vor dem Bezirksrathaus Rodenkirchen, Hauptstraße 85, zu kommen: „Wir treffen uns dort und wollen - Auge in Auge mit den Entscheidern - gegen den Abriss protestieren. Wer Lust und Interesse hat, kann danach als Zuschauer an der Sitzung im Rathaus ab 17 Uhr teilnehmen. Bisher wurden bereits einige hundert Unterschriften gegen den Abriss des Jugendstilhauses gesammelt. (PK)

Online-Flyer Nr. 182  vom 28.01.2009



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