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Aktueller Online-Flyer vom 18. April 2024  

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Inland
Wie Kriegstreiber die Bürger auf ihre Seite zu ziehen versuchen
Moderne Propagandamittel
Von Dr. Sabine Schiffer

SPD-Fraktionschef und Ex-Verteidigungsminister Peter Struck hat zugegeben, dass immer mehr Bürger gegen den Bundeswehreinsatz in Afghanistan sind. Davon werde sich die SPD bei ihrer Entscheidung über dessen Verlängerung im Oktober aber nicht beeindrucken lassen, erklärte er ein paar Tage vor den Protestdemonstrationen in Berlin und Stuttgart vom Samstag. Ihm antworteten u.a. die afghanische Frauenrechtlerin Fahima Safi, die Kubanerin Aleida Guevara March und die Erlanger Medienwissenschaftlerin Dr. Sabine Schiffer auf der Berliner Kundgebung. – Die Redaktion
Offensichtlich hat bei vielen Deutschen die Friedenserziehung nach dem zweiten Weltkrieg gewirkt. Trotz der zunehmenden Kriegspropaganda mit und seit dem Balkankrieg vor zehn Jahren, ist die öffentliche Meinung mehrheitlich gegen Kriegseinsätze der Bundeswehr im Ausland. Für eine Regierung auf Kriegskurs ist das eine schwierige Situation. Bisher verfolgt sie ihre Politik ohne Rücksicht auf die Meinung des Volkes – aber unser Widerstand wächst!

Darum ist zu erwarten, dass unsere Regierung, die bereits zur Propagierung des NATO-Kriegs gegen Serbien auf Kriegskurs gegangen ist und die die Interessen der NATO nun als „EU-Außenpolitik“ durchsetzen will, ihre Anstrengungen zur Meinungsbeeinflussung verstärken wird. Da können wir uns auf einiges gefasst machen – und besonders dann, wenn die Manipulationen (die Spins und Neusprech-Formeln) zunächst nicht erfolgreich sind…
 

Berliner Demo gegen „humanitäre Intervention“
 
• Dann, wenn wir hinter schön klingenden Begriffen wie „humanitäre Intervention“ erkennen, dass es weder um Hilfe noch um Humanität geht.
• Dann, wenn wir erkennen, dass das Konzept der sogenannten „humanitären Intervention“ selektiv und gezielt angewandt wird, um ganz bestimmte Regionen zu beherrschen: rohstoffreiche wie Irak, Kongo und Iran oder geostrategisch wichtige, wie Somalia, Libanon und Afghanistan.
• Dann, wenn wir erkennen, dass unter dem Deckmantel der sogenannten „Friedensmission“ bewusst eine Eskalationsstrategie durch angebliche „Kollateralschäden“ verfolgt wird, die uns das Entsenden von Soldaten noch dringender erscheinen lassen sollen. Hochzeitsgesellschaften werden nicht aus Versehen beschossen!
• Dann, wenn wir erkennen, dass mit dem Verweis auf „Menschenrechte“ das Völkerrecht ausgehebelt wird.
• Dann, wenn wir erkennen, dass mit Menschenrechten geworben wird für den menschenverachtenden Einsatz neuer Waffen, die wir gerade in Afghanistan ausgiebig testen: Uranwaffen (sog. Bunker- und Panzerbrecher), Lithium-Mini-Nukes, Mikrowellen – übrigens letztere kann man auch in einer niedrigen Einstellung zum Auflösen von Demonstrationen, wie dieser hier, verwenden. Aber erst dann, wenn die Stärke der Dosierung in Echtsimulation getestet wurde – und das geschieht gerade mit Hilfe unserer Soldaten und unserer Technologie in Afghanistan.

DaNACH RICHTEN
 
Wenn man uns aber nicht überzeugt von der Vorstellung eines „gerechten Krieges“ (wie die evangelische Kirche das in ihrer sogenannten „Friedens“-Denkschrift nennt) – was dann?

Genau dann werden unsere Medien und Nachrichtenagenturen von Think-Tanks wie der European Foundation for Democracy (die ausgiebig das Feindbild Islam pflegt) und Bertelsmann & Co., etwa durch die Stiftung Wissenschaft und Politik, sowie vielen beauftragten PR-Agenturen mit noch mehr Material versorgt, das uns auf Kriegskurs bringen soll. DaNACH RICHTEN wir uns…
 
Man wird also noch mehr Propagandamaterial in den Mediendiskurs einspeisen:
• gefälschtes Bildmaterial, wie aus dem Kosovo oder im Krieg Georgiens – und gefälschte Interviews, wie im Fall Putins durch die ARD…
• Falschübersetzungen aus dem Arabischen, dem Paschtu oder dem Persischen, wie im Falle der Ahmadinejad-Äußerungen zur israelischen Politik
• Parolen von „Sicherheit“, „Schutz“, „Vernunft“, „Solidarität“, wo doch nur blinde Bündnispflicht gemeint ist
• Inszenierungen, wie etwa die von „helfenden Bundeswehrärzten“ in Afghanistan, während die medizinische Versorgung für die Bevölkerung zusammengebrochen ist
• gut ausgewählte Aufbau-Bilder von Schulen und Neubauten in Kabul, während Armut, Analphabetismus und Hunger gleich nebendran und im Land zunehmen und ausgeblendet werden
• und das Feindbild Islam, das nun über Jahrzehnte hinweg aufgebaut wurde (und sich darin niederschlägt, dass der wachsende Widerstand in Afghanistan und Pakistan mit dem Verweis auf „radikalislamische Taliban“ für unrecht erklärt werden soll). Gerade heute soll in Köln eine Konferenz gegen die „Islamisierung“ stattfinden – das gehört zusammen – der „Kulturkampf“ wurde als Mittel der Kriegspropaganda erfunden!


„Wie lange werden wir das noch
zulassen?" – Che Guevaras
Tochter Aleida
Wir werden manipuliert…
• vor allem mit dem Schicksal von (muslimischen) Frauen in Afghanistan, die sich herzlich dafür bedanken, dass wir um ihrer angeblichen „Befreiung“ willen ihre Heimat zerstören und ihre Kinder töten.
• mit weiteren inszenierten Terroranschlägen in Deutschland und schließlich mit echten, die man durch die aktuelle Politik herauf beschwört – so, dass ein „katalytisches Ereignis“ für die Kurskorrektur in Richtung Krieg innerhalb der Bevölkerung sorgen könnte. Seien wir also wachsam!
 
Die Rolle „unserer Medien“
 
„Unsere Medien“ erfüllen zum großen Teil ihre Funktion als 4. Gewalt – als Kontrollinstanz – nicht (mehr):
• sie sind eingebettet – embedded…
• sie verbergen das hässliche Gesicht des Krieges – die Toten, die schrecklich zugerichteten Leichen der Testopfer, die Armut, die Krankheiten, die Missgeburten durch die Giftstoffe unserer technologischen Meisterleistungen
• sie zeigen uns nicht die Frauen, die es als zynisch empfinden, wenn wir uns über ihre Kleidung aufregen, während sie ihr eigenes Leben verlieren oder durch den Verlust der Männer verhungern, ihre Kinder nicht versorgen können, sich prostituieren müssen – wofür Soldaten dankbare Abnehmer sind!
 
Solange wir mehr Geld für Krieg als für Leben ausgeben, ist offensichtlich, welche Intentionen verfolgt werden. Die zunehmenden Kampfhandlungen des wachsenden Widerstands sprechen eine deutliche Sprache – die bisherige Strategie ist gescheitert! Nein, wird behauptet: Das stimmt nicht – sie ist erfolgreich! Denn es soll kein Friede sein in Afghanistan.
 
Weitere Hilfsmittel der Kriegstreiber
 
Es läuft also gut. Und damit dieses perfide „Spiel“ weiter laufen kann,
• brauchen die Kriegstreiber gute Beziehungen zu den Heimatredaktionen der Medien, was sich in der Auswahl von Themen und sehr späten Sendezeiten für Hintergrundberichte niederschlägt – die immer seltener werden
• darum werden PC-Spiele vom Bundestag gefördert, damit unsere Jugendlichen an den dafür entwickelten Tötungstrainern auf ihre militärischen Aufgaben vorbereitet werden
• darum brauchen wir Kernkraftwerke, um waffenfähiges Uran zu erzeugen
• darum brauchen wir Wirtschafts-Reformen, damit die Menschen mit der Existenzsicherung beschäftigt sind und von der politischen Beteiligung abgehalten werden
• darum brauchen wir Steueridentifikationsnummern, biometrische Kenndaten, online-Durchsuchungen und eMail-Überwachung, denn mit einem freien Volk ist der Krieg nicht zu machen. Die eingesetzte Technologie und die Ausbeutung der Ressourcen für Vernichtungszwecke werden keinen von uns verschonen.
 
Wir befinden uns an der Schwelle zum letzten Krieg. Mit Kosovo, Irak und Afghanistan haben wir diese Schwelle schon überschritten. Aber wir können das noch stoppen!
 
Es geht um die Existenz überhaupt
 
Wir sind hier in Berlin an dem Ort, wo früher die Mauer stand, die Deutschland trennte. Es ist Zeit, die ideologischen Trennwände einzureißen und sich zu verbünden. Sich zu verbünden mit der weltweiten Friedensbewegung, mit den Nachbarn und dem angeblichen Feind. Es ist Zeit, Runde Tische ins Leben zu rufen, das Forum 22 wiederzubeleben, denn wir haben ein Demokratieproblem in Deutschland. Es ist Zeit, Möglichkeiten des zivilen Ungehorsams und des gewaltfreien Widerstands anzuwenden – es geht nicht nur um die Existenz unseres Gemeinwesens. Es geht um die Existenz überhaupt – bei Halbwertzeiten von abgereichertem Uran von 4 ½ Milliarden Jahren.
 
Und das wird niemand für uns in Ordnung bringen! Auch nicht ein anderer US-Präsident, auch nicht Obama, der (siehe NRhZ 162, 163, 164) nun von Zbigniew Brzezinski beraten wird – dem Vater der eurasischen Geostrategie mit Blick auf Russland und China, die auf Kosten Afghanistans ausgetragen wird. Und auf die europäischen Vasallen des wirtschaftlich-militärischen Komplexes brauchen wir auch nicht zu hoffen. Wir sind verantwortlich für das, was geschieht. Wir sind das Volk! Also müssen wir endlich der Souverän werden! (PK)

Dr. Sabine Schiffer ist Gründerin und Leiterin des Instituts für Medienverantwortung, Goethestraße 6, 91054 Erlangen. Fon +49 9131 933 277-8, Fax +49 9131 933 277-9
www.medienverantwortung.de, info@medienverantwortung.de

Fotos: Sabine Schiffer

Online-Flyer Nr. 165  vom 24.09.2008



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