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Lokales
Kölner Azubis gewinnen NRW-Sonderpreis der „Gelben Hand“
Website gegen Rechts
Von Peter Kleinert

Jugendliche, die sich für Gleichberechtigung engagieren, sind der beste Schutz vor Rechtsextremismus und Rassismus in unserer Gesellschaft. Die Auszubildenden der INEOS Köln GmbH haben sich mit ihrer Website in vorbildlicher Weise mit dem Thema Diskriminierung und Fremdenfeindlichkeit auseinandergesetzt.“ Mit diesen Worten überreichte Guntram Schneider, Vorsitzender des DGB NRW, in Düsseldorf den Sonderpreis NRW des bundesweiten Wettbewerbs „Die Gelbe Hand“ an 34 Azubis des Kölner Chemieunternehmens.
Der Verein gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus "Mach meinen Kumpel nicht an" e.V. hatte den Wettbewerb "Die Gelbe Hand" 2007 zum dritten Mal ausgeschrieben. Seit rund zwanzig Jahren setzt er sich gegen Rassismus und für die Gleichberechtigung von Minderheiten ein. Seine Anfänge reichen zurück in die 1980er-Jahre, als in Frankreich die Aktion "SOS racisme" entstand. 1986 gründete die Redaktion des Gewerkschaftsmagazins "ran" zusammen mit der Gewerkschaftsjugend den Verein "Mach meinen Kumpel nicht an" e.V. Das Logo der Gelben Hand wurde im Laufe der Jahre zum übergreifenden Symbol gegen Rassismus. Jede/r kann mit dem Sticker in der Öffentlichkeit zeigen: "Ich bin gegen Rassismus".


Das Azubi-Team von „Rechts oder links – was bringt's?",
Foto: Rechts oder links

Erfolgreich – und deshalb mit dem erstmals verliehenen NRW-Sonderpreis der „Gelben Hand“ von Integrationsminister Armin Laschet ausgezeichnet, der die Schirmherrschaft über den Wettbewerb übernommen hatte – wurden die 34 Kölner Auszubildenden und ihre zwei Ausbilder in dem Chemieunternehmen aus dem Kölner Norden durch ihre Website „rechts oder links – was bring’s?“. „Der Rechtsextremismus in Deutschland nimmt stark zu, und im Rahmen des Projektes „Mach meinen Kumpel nicht an!“ von der Gelben Hand möchten wir dazu Stellung beziehen“, kann man als Begründung für die Arbeit, die sie sich mit ihrer am Ende erfolgreichen website „Rechts oder links – was bringt's?", machten, lesen.


Ausgezeichnet durch Integrationsminister Armin Laschet
Foto: Rechts oder links – was bringt's?

Dort haben sie verschiedene multimediale Beiträge gegen Fremdenfeindlichkeit eingestellt, an denen sie selbst persönlich mitwirken. So in einem selbst programmierten Computerspiel. So in dem Video „Wir möchten Euch etwas mitteilen“, in dem sie vor der Kamera, ohne zu reden, nur über einzelne auf weiße Zettel geschriebene Worte, die sie dem Betrachter entgegenhalten, Fragen zum Rechtsextremismus unter Jugendlichen stellen und ihre eigene Meinung dazu kundtun. Dazu gibt es selbst verfasste Gedichte, die sie in fünf verschiedenen Sprachen aus dem Off vortragen. Ein Beispiel:

2007 - ich schlage die Zeitung auf
Die Dinge nahmen ihren gewohnten Lauf.
Acht gegen einen -
er hat’s nicht geschafft.
Jeden Tag das Gleiche -
da wäre die Frage
habt ihr eigentlich nichts gerafft?
Darum hört mir alle zu, was ich sage:
Täglich werden draußen Menschen gehasst.
Wegen nichts jagt man sie durch die Städte,
nur weil irgendwem was an ihnen nicht passt.
Zu sehen ist kein Ende dieser Kette.“

Zwei Zeilen aus dem darauf folgenden Gedicht:

Wird Zeit, dass jemand den Mund aufmacht
und sich friedlich dem braunen Pack entgegenstellt!“

Ergebnis: Weit über dreihundert offenbar durchweg positive Reaktionen im Gästebuch. Beispiele:

Moin Jungs, das Projekt ist echt super geworden. Ich hoffe, dass das Ganze auf gute Resonanz trifft. Patrick alias der Pate“ - „Unsere Glückwünsche zu dieser hervorragenden Leistung. Nur gemeinsam können wir Rassismus und Neofaschismus erfolgreich entgegentreten. Macht weiter so! Eure ver.di- Jugend Köln.“

In seiner Laudatio erklärte DGB-Vorsitzender Guntram Schneider, dass der Slogan „Mach meinen Kumpel nicht an“, mit dem die Gelbe Hand vor über 20 Jahren gestartet sei, nichts an Aktualität verloren habe. „Im Gegenteil, Rechtsextremismus und Rassismus sind keine Randphänomene, sondern in der Mitte der Gesellschaft präsent.“ Auch in der Jugendkultur greife der Rechtsextremismus immer mehr um sich. Der Wettbewerb „Die Gelbe Hand“ setze hierzu bewusst einen Kontrapunkt: „Auszubildende beziehen in der Arbeitswelt Position gegen Rechts und übernehmen Verantwortung für ihre Mitmenschen. Dass dieses Engagement nicht moralgeschwängert daher kommen muss, sondern vor allem auch Spaß machen kann, zeigen die vielfältigen kreativen Beiträge, die bei uns eingereicht wurden. Ich wünsche mir, dass diese Bespiele in NRW Schule machen.“

Der DGB Vorsitzende kündigte an, dass die DGB-Jugend NRW unter dem Motto „schlauer statt rechts“ im Jahr 2008 eine landesweite Initiative gegen Rechtsextremismus in der Alltagskultur starten werde. (PK)



Online-Flyer Nr. 127  vom 02.01.2008



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