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Aktueller Online-Flyer vom 28. März 2024  

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Ausstellung der Petersburger Künstler Djoma und Kudinow in Bad Honnef
Mythen, Märchen und Kulturen
Von Lena Buderath

Hoch auf dem Berg liegt die Galerie Prutscher, mit wunderschönem Blick auf Rhein und Siebengebirge – und so wurde die Vernissage von Djoma und Michail Kudinow am 14.10. ein doppeltes – genau genommen dreifaches – ästhetisches Erlebnis. Das Künstlerehepaar Djumabaeva und Kudinow präsentierten insgesamt fünfzig im Wortsinn „traumhafte“ Werke aus ihrem Schaffen, die sich in Stil und Thematik sicher gegenseitig beeinflusst haben, und doch in einigen Aspekten ganz unterschiedlich sind.



„Aquarium"
Bild: Djoma, 2001


Die Künstler Djoma (Djamal Djumabaeva) und Michail Kudinow sind Lebensgefährten und leben und arbeiten in St. Petersburg. In der Vergangenheit haben die gebürtige Kirgisin und der gebürtige Ukrainer nicht nur regelmäßig in Russland, sondern auch in vielen anderen europäischen Ländern, wie in Dänemark, Luxemburg, Deutschland oder Belgien ausgestellt. Vom 14. Oktober bis zum 17. November kann man nun einige ihrer Werke in der Galerie Prutscher in Bad Honnef betrachten.

Djoma beschreibt ihre Malerei selbst als „abstrakt-figurative Malerei". Auch bei der Vernissage in Bad Honnef konnte man abstrakte, teilweise sehr farbige Kompositionen sehen, in die immer auch figürliche Elemente integriert waren. Aus einiger Entfernung betrachtet könnten die großen Farbflächen fast kindlichen Charakter haben, wirken durch ihren starken Ausdruck. Erst bei näherer Betrachtung erkennt man dann, raffiniert aus- und eingearbeitet, die Gestalten und Figuren. Sie male sehr schnell, fertige oft eine komplette Serie an, erklärte die Künstlerin – und diesen sehr impulsiven und expressiven Stil spiegeln viele ihrer Werke wider.


djoma 2006 this must be paradise
„This must be paradise"
Bild: Djoma, 2006


Mythische und oft volkstümliche Figuren tauchen nicht nur in Djumabaevas Malerei auf; auch in ihren zahlreichen Illustrationen von Märchen und Poesie. Aber die Kirgisin beherrscht nicht nur die Malerei und das Anfertigen wunderschöner Graphiken, sondern beschäftigt sich genauso mit Aquarellmalerei oder der Gestaltung von Skulpturen.


graphic djoma 2006 "groan"
 „Groan"
Graphik Djoma, 2006

Inspiration findet die Künstlerin oft im Alltag. Wie auch Michail Kudinow, ihr Ehemann, lässt sie gerne Eindrücke oder Erlebnisse in ihre Werke mit einfließen, die beide auf ihren vielen Reisen sammeln. Der Künstler beschreibt seinen Stil als „ein bisschen phantastisch, ein bisschen komisch, ein bisschen fremdartig“. Masken und Maskeraden ziehen sich als Themen durch Kudinows Kunst, so auch viele Fabelwesen, wie auf „Hund mit Ballon“  zu sehen ist.



„Hund mit Ballon“ (Öl auf Leinwand)
Michail Kudinow, 2003 | Foto: L. Buderath

Kudinow arbeitet oft jahrelang an seinen Gemälden: Mit großer Sorgfalt, fast schon akribisch gemalt, sehen wir die dann fertigen Werke in vielen Farben und Schichten angelegt, mit bildausfüllenden, häufig reich verzierten Figuren. Der Farbauftrag vieler älterer Werke, der Pinselduktus, der zuweilen an den Pointilismus erinnert, erzeugt in seiner Gesamtheit eine sehr starke Tonalität.



„Herr des Riffs“, (Öl auf Leinwand)
Michail Kudinow, 1997 | Foto: L. Buderath

Seine neueren Werke zeichnen sich durch sehr harmonisch wirkende, luftig-locker wattierte Hintergründe aus, denen er dann seine skurrilen, oft sehr heiteren konkreten oder stilisierten Figuren beifügt. Die abstrakten Hintergründe erinnern häufig an die Natur, an Landschaften oder Himmel, die durch ihre Farbigkeit und einen besonderen Lichteinfall, ganz starke Impressionen hinterlassen – auch bei mir, und so habe ich die beiden Künstler um ein Interview gebeten:

kudinow djoma vernissage bad honnef
Das Peterburger Künstlerpaar auf der Vernissage
Foto: Lena Buderath

Frau Djumabaeva, Herr Kudinow – Ihre Kunst zeigt oft Motive aus Mythen, Märchen, mutet in vielerlei Hinsicht „traumhaft“ an – warum?


Djoma: Ja, in meinen Werken tauchen immer wieder märchenhafte Gestalten auf – mythische Welten tun sich auf… Schon in meiner Kindheit habe ich mich viel mit Märchen und Mythen beschäftigt.

Inwiefern hatte Ihre Heimat Kirgisistan Einfluss auf Ihre Werke?

In Kirgisistan gibt es einen sehr umfangreichen alten Epos namens „Manas“, der seit Jahrhunderten von Generation zu Generation mündlich weitergegeben wurde. Man findet nicht viele Kirgisen, die die ganze Geschichte erzählen können. Und wenn es einer könnte, würde er tagelang brauchen, um ausgiebig von allen Helden und Charakteren zu erzählen. Früher bei meiner Großmutter in den Bergen habe ich einige der Geschichten zu hören bekommen. Vor etwa einem Jahrhundert wurde der Epos das erste Mal aufgeschrieben. Mein Vater, der auch Maler und Graphiker ist, hat den Manas-Epos illustriert. Dazu hat er in meiner Kindheit historische Bilder und Schriften gesammelt. Die Arbeiten meines Vaters und das Lesen in der Manas schufen eine ganz besondere Atmosphäre; von diesen Impressionen aus meiner Kindheit zehre ich nach wie vor. Natürlich inspirieren mich auch neue und internationale Einflüsse…

...und die Ukraine, Herr Kudinow?

Die Ukraine ist verglichen mit Russland ein sehr buntes, lebhaftes Land. Die Ukrainer sind sehr emotionale, offene, kommunikative und aktive Menschen. Für mich ist die Ukraine ein wildes Land, was auch anderen Kulturen gegenüber sehr aufgeschlossen ist.

All das spiegelt sich natürlich auch in meiner Kunst wieder. Mein Vater ist Schriftsteller, meine Mutter ist Sprachen- und Literaturlehrerin. So bin ich in einer Familie aufgewachsen, in der die Literatur eine große Rolle spielte, und so habe ich zum Beispiel als Kind sehr gerne Gogol und auch E.T.A. Hoffmann gelesen. Auch diese Hintergründe beeinflussen mich noch heute.

Sie stellen immer wieder in den verschiedensten europäischen Ländern Europas aus. Reagieren die Betrachter von Land zu Land unterschiedlich auf Ihre Kunst?

Kudinow: Ja, ein wenig. Natürlich reagiert jeder Mensch ganz individuell auf unsere Kunst, dennoch konnten wir eine gewisse Tendenz in den jeweiligen Ländern feststellen: Die Dänen zum Beispiel schätzen eine starke Farbigkeit sehr. Die Deutschen mögen raffinierte Arbeiten mit delikater Farbgebung. In Luxemburg sind die Menschen besonders an „lebendiger“ Kunst interessiert.


kudinow djoma vernissage bad honnef
Ganz vielfältige Rezeption, aber meistens begeistert
Foto: Lena Buderath

Vor allem aber sehen wir auch als Künstler und Reisende Unterschiede: In den verschiedenen Ländern nehmen wir viele visuelle und kulturelle Information auf, die dann auch in unsere Werke mit einfließen. So kommt es vor, dass Bilder die etwa zur gleichen Zeit, aber an unterschiedlichen Orten entstanden, oft sehr verschieden sind. (CH)

Weitere Werke und Informationen auf www.djoma.com
                                                       und www.michailkudinow.de


Die Ausstellung von Djumabaeva und Kudinow ist
vom 14.10. bis zum 17.11. 2007 zu sehen, in der
Galerie Prutscher
Bergstraße 115, 53604 Bad Honnef
Tel. 02224 901 3333
www.galerie-prutscher.de

Öffnungszeiten:
Donnerstag und Freitag von 15 bis 19 Uhr
Samstag 11 bis 16 Uhr
jeden ersten So. im Monat 14 bis 17 Uhr



djoma 2006 The girl from the dream
„The girl from the dream"
Djoma, 2006



„Promenade“
Michail Kudinow, 2005 | Foto: L. Buderath


djoma 2006 The girl from the dream
„Rote Vase"
Djoma, 2006

michail kudinow abendspaziergang 1998
„Abendspaziergang“
Michail Kudinow, 1998 | Foto: L. Buderath




Online-Flyer Nr. 117  vom 17.10.2007

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